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Unterholz: Alpenkrimi (German Edition)

Unterholz: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Unterholz: Alpenkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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Wahrheit erzählt. Bleich war der Michl geworden, und angstvoll hatten seine Augen aufgeblitzt.
    »Polizeieinsatz«, rief Ostler atemlos, als er an der Rezeption der Notaufnahme stand. Er zeigte seinen Ausweis. »Ich brauche eine Aufstellung über alle Hubschrauberflüge, die in der letzten Stunde stattgefunden haben.«
    »Es haben überhaupt keine stattgefunden. Ist nichts los heute. Kommen Sie im Winter wieder, da ist was los hier.«
    »Wissen Sie, ob in der nächsten Stunde ein Flug geplant ist?«
    »Nein, nicht dass ich wüsste. Zwei Piloten sitzen in ihrem Warteraum, fragen Sie die doch.«
    Ostler sprach mit den Piloten, Ostler sprach mit den Sanka-Fahrern, er sprach mit den Diensthabenden in den Leitstellen. Nichts. Keinerlei Auffälligkeiten, das Übliche. Er schärfte allen seinen Gesprächspartnern ein, jede noch so kleine Abweichung vom üblichen Trott des Notdienstes sofort zu melden. Alle hatten verstanden und zugestimmt. Ostler hatte die Telefongespräche im menschenleeren Treppenhaus geführt, jetzt ging er zurück in den Warteraum vor der Röntgenstation, um über weitere Schritte nachzudenken. Er zählte zwanzig Patienten, nun wurde er einer von ihnen. Sein Gang geriet unwillkürlich schleppend, sein Gesicht bekam schlagartig etwas angstvoll Leidendes. Da Ostler Zivilkleidung trug, hätte er bei Nachfrage etwas von einem Bandscheibenvorfall erzählt. Er setzte sich neben eine Frau Mitte dreißig mit braunem, kurzem Haar und abstehenden Ohren. Neben ihr auf dem Boden stand ein schmutziger Rucksack. Er versuchte, hineinzulugen, aber der Inhalt war mit einem Pullover bedeckt. Die Patientin hatte seinen neugierigen Blick bemerkt und sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. Dann zückte sie ihr Mobiltelefon, sie sprach serbisch, vielleicht auch kroatisch oder slowenisch. Russisch war es jedenfalls nicht. Und plötzlich schoss Ostler eine Idee in den Kopf. Es war eine siedend heiße, eine verdammt zwingende und überwältigend schlüssige Idee. Zur großen Überraschung aller Wartenden sprang er quicklebendig auf und raste quer durch das Zimmer hinaus. Er sprang über zwei, drei Gipsbeine, er stolperte fast über eine Krücke, die scheppernd zu Boden fiel. Er trat auf eine Tasche. Er hörte zornige Rufe. Egal. Er rannte zu seinem Auto.

    Jennerwein war mit seinem Team am Haupteingang des Nobelschuppens Zum Alten Sägewerk angekommen. Das Personal und einige Gäste liefen in heller Aufregung umher.
    »Ach, Herr Kommissar!«, begrüßte ihn der Chef de Cuisine und zog ihn am Arm. »Sie sind doch Kommissar Jennerwein, richtig? Gut, dass Sie so schnell kommen konnten! Gehen Sie rein und sehen Sie sich die Bescherung an. Ein Anschlag der Neidgesellschaft! Ein feiges Attentat der Wutbürger! Ein Angriff auf all die, die hart gearbeitet haben und sich hier bei uns –«
    Jennerwein unterbrach den Redestrom des Spitzengastronomen.
    »Ist jemand zu Schaden gekommen?«, fragte er scharf. »Ist jemand verletzt?«
    »Nein, das nicht, aber –«
    »Dann leihen Sie mir jetzt ein Fahrzeug aus Ihrem Fuhrpark. Der Mercedes dort drüben, der mit dem Sägewerks-Logo, der sieht mir geeignet aus.«
    »Aber den brauchen wir! Eine Lieferung von frischem Hummer!«
    »Nix Hummer: Polizeieinsatz, Gefahr im Verzug. Geben Sie mir den Schlüssel.«
    »Der Schlüssel steckt. Aber –«
    »Stengele, Sie fahren!«
    »Wohin, Chef? Zum Revier?«
    »Nein, Stengele, fahren Sie erst mal runter in den Ort. Ich habe eine Idee. Was wir jetzt an Fluchtmöglichkeiten durchgecheckt haben, das hat die Äbtissin ebenfalls durchgecheckt. Aber es gibt noch ein paar weitere Möglichkeiten, auf dem Luftweg zu entkommen. Dazu muss ich aber erst jemanden anrufen. Sie werden es nicht glauben, aber der Bürgermeister könnte uns helfen!«
    Er wählte die Nummer des Gemeindeoberhauptes. In Zelle 4 des örtlichen Gefängnisses klingelte ein Handy.

    Ostler parkte den Wagen einige hundert Meter entfernt vom Landeplatz. Er ging quer über eine Wiese in Richtung des zubetonierten Areals. Ostler zückte sein Fernglas. Er suchte das Gelände ab. Er richtete es nach oben. Weit und breit war kein Hubschrauber zu sehen. Hoffentlich war er nicht zu spät gekommen. Vielleicht hatte er noch eine klitzekleine Chance. In der Nähe des Landeplatzes stand ein kleines Wartehäuschen mit dem Logo des Reisebüros Hacker. Dort warteten ein paar Leute wohl auf den nächsten Hubschrauber. Hacker hatte früher Busreisen in die Umgebung veranstaltet, jetzt hatte sich der

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