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Unterholz: Alpenkrimi (German Edition)

Unterholz: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Unterholz: Alpenkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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sich und griffen an den Kopf, so wie sie es in vielen Filmen gesehen hatten. Nur die Frau mit der leichten Windjacke stand aufrecht da. Sie hatte keine Angst vor den Rotoren. Sie war schon mit ganz anderen Hubschraubern geflogen. Der Pilot verließ seinen Sitz, er öffnete die Schiebetür und entließ die Touristen, die die Zugspitze gerade umkreist hatten. Einige von ihnen waren kreidebleich, die meisten lachten. Ostler überlegte fieberhaft. Er durfte diese Frau nicht einsteigen lassen, und er sah nur eine einzige Möglichkeit, sie zu stoppen. Er musste den eigenen Körper als Waffe einsetzen. Die Touristen schritten jetzt einzeln auf die heruntergeklappte Treppe zu, die Äbtissin trat schnell vor, sie war die Erste, die hineinsteigen würde. Hinter ihr standen der freundliche Holländer und das junge Mädchen mit den Zöpfen. Die Frau mit dem Anorak zeigte ihr Ticket. Noch bevor der Pilot ihr die Hand reichen konnte, um ihr auf die Treppe zu helfen, ballte Ostler eine Faust und atmete tief durch. Dann startete er. Er rannte, so schnell er konnte, an der Warteschlange vorbei. Die Touristen waren zu verdutzt, um ihn aufzuhalten. Ostler hörte einzelne empörte oder verwunderte Rufe, doch die Geräusche der Rotoren waren laut genug, um sie zu überdecken. Die Äbtissin hatte nichts bemerkt. Jetzt setzte sie einen Fuß auf die Leiter, sie würde gleich den anderen nachziehen. Momentan war ihr Stand alles andere als stabil. Das musste Ostler ausnützen. Er beschleunigte noch einmal kräftig, dann vollführte er eine Grätsche in der Luft und trat seitlich in die Beine der Frau. Er traf sie unterhalb der Knie, er traf sie voll und saftig, es gab ein hässliches Geräusch, sie verlor das Gleichgewicht und fiel die Treppe hinunter. Auch Ostler stürzte zu Boden. Er bemerkte, dass die Äbtissin im Fallen und Straucheln unter ihre Jacke griff. Mit letzter Kraft holte er aus und versuchte, sie auf die Hand zu schlagen. Diesen Schlag hatte sie kommen sehen. Sie rollte sich auf die Seite, und Ostlers Hieb ging ins Leere. Plötzlich spürte er den Würgegriff um den Hals, er spürte, dass ihm jemand auf die Füße trat, er spürte einen Fausthieb ins Gesicht, der ihm fast den Atem nahm. Er wurde grob weggezogen, jemand drehte seinen rechten Schlagarm auf den Rücken drehte und riss ihn hoch. Wütende Beschimpfungen in allen Sprachen prasselten auf ihn ein. Ein Mann hatte eine Frau angegriffen, deswegen gab es keinen, der abwiegeln oder gar helfen wollte. Ostler blutete aus dem Mund und aus der Nase. Er stotterte nur unzusammenhängende Wortfetzen, niemand achtete darauf. Er war zu benommen, um sich zu erkennen zu geben. Schließlich ließ man von ihm ab. Matt hielt er sich an einer Kufe fest.

    »Da vorne steht der Hubschrauber!«, rief Jennerwein. »Geben Sie Gas, Stengele. Und halten Sie dreißig Meter davor.«
    Stengele trat alle Pedale gleichzeitig durch, schleuderte durch die Wiese und kam dreißig Meter hinter dem Hubschrauber, im toten Sichtwinkel, zum Stehen. Alle sprangen heraus, warfen sich auf den Boden und versuchten, sich mit den Ferngläsern ein Bild von der Lage zu machen. Jennerwein schrie ins Mobiltelefon.
    »Ist dort die Leitstelle? Kommissar Jennerwein hier. Versuchen Sie, den Piloten Ihres Zugspitzfluges zu erreichen. Und schärfen Sie ihm ein, dass er auf keinen Fall starten darf. Auf keinen Fall! Er soll es irgendwie hinauszögern. Wie? Technische Probleme oder so etwas!«
    Alle hatten ihre Ferngläser herausgerissen, die sie noch von der Bergaktion im Rucksack hatten. Zunächst hatte sich ihnen ein friedliches Bild geboten. Ein Hubschrauber, der gleich starten würde. Eine Traube von zehn Menschen, die sich um den Einstieg drängte. Ein freundlicher Pilot, der die Hand hilfsbereit ausstreckte. Doch plötzlich war Unruhe in die Gruppe gekommen. Panisch fuhren Arme hoch, und einige drängten sich vor, auf eine schlecht erkennbare Gestalt zu, die angegriffen, hin und her gezogen, schließlich zusammengeschlagen wurde. Dann liefen die meisten davon. Die Gestalt sank zu Boden.
    »Das ist sie!«, schrie Nicole. »Nicht die Gestalt, die am Boden liegt. Sondern die Frau, die gerade einsteigt. Ich bin mir sicher, dass sie es ist. Ich werde schießen!«
    »Nein, Nicole, lassen Sie das. Wir sind zu weit weg.«

    »Geht es Ihnen gut?«, schrie der Pilot der Frau ins Ohr, nachdem er ihr aufgeholfen hatte.
    »Ja, es geht mir gut«, schrie diese zurück. »Der Typ hat mich die ganze Zeit schon verfolgt! Helfen Sie mir

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