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Unterholz: Alpenkrimi (German Edition)

Unterholz: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Unterholz: Alpenkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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winkt. Das ist unser Mann.«
    Sie fuhren in die Wiese vor dem Klettergarten.
    »Da, in die Richtung sind sie gelaufen«, schrie Kevin von oben. »Weit können die beiden noch nicht gekommen sein!«
    »Die beiden?«
    »Der Arab aus dem Internet, und dann natürlich mein Kumpel Charly. Der ist ihm nachgerannt. Ich kann ja allein nicht runter.«
    Ostler und Nicole sprangen aus dem Auto und liefen los.
    »Halt, und wie soll ich jetzt –«
    Die Rufe Kevins verhallten ungehört.
    »Na toll, das hat man nun davon«, maulte er in fünfzehn Meter Höhe. »Da will man helfen, und dann so was.«
    Es piepste. Er warf einen Blick auf den Screen seines Handys. Der Akku war leer.
    »Wirklich, ganz toll.«

    Nicole und Ostler liefen in die Richtung, in die der Kletterkevin gezeigt hatte. Bald hatten sie das Ortsschild von Wamberg erreicht. Sie spurteten durch die Hauptstraße. Einige Fenster hatten sich geöffnet, ein paar Bürger in karierten Hemden deuteten in Richtung Ortsausgang. Nach ein paar Metern sahen sie Charly, den tollkühnen Toprope-Sicherer, der den Helden gegeben hatte. Er lag flach auf dem Boden, Arme und Beine weit von sich gestreckt. Ein anderer Mann beugte sich über ihn.
    »Was ist passiert? Ist der Junge verletzt?«, rief Ostler. »Jetzt sag schon!«
    Charly rappelte sich auf und deutete die Straße hinunter. Bleichgesichtig und mit zittriger Stimme wandte er sich an Ostler.
    »Der Arab hat einen Schuss abgegeben. Erst hat er uns mit Flaschen beworfen, dann hat er geschossen. Das gibts doch gar nicht! Plötzlich zieht der eine Spritze und schießt. Da, schauen Sie sich die Bescherung an!«
    Hinter ihnen stand ein Auto mit zersplitterter Windschutzscheibe. Ein Warnschuss. Niemand war verletzt worden.
    »Sie beide bleiben jetzt da, wo sie sind!«, sagte Nicole in scharfem Ton. »Die Kollegen werden gleich kommen.«

    Ostler deutete in Richtung Ortsausgang.
    »Er wird dort hinüber zum Waldrand gelaufen sein. Wir müssen ihn vorher schnappen. Sonst wird es sehr schwer werden, ihn zu finden.«
    Abermals rannte das Verfolgerteam los. Im Laufen zogen beide ihre Dienstwaffen. Nach ein paar hundert Metern erreichten sie einen kleinen Hohlweg, der durch immer höher werdende Gräser führte.
    »Da vorne ist er!«, schrie Ostler. »Haben Sie ihn gesehen, Nicole?«
    Hundert Meter vor ihnen war ein schwarzer Schatten um die Kurve gebogen.
    »Halt! Stehenbleiben!«
    Sie verschärften ihr Tempo. Margeriten und Kornblumen flogen an ihnen vorbei. Sie waren beide ganz gut in Form, Ostler vom Bergsteigen, Nicole vom Leichtathletiktraining, aber langsam ging ihnen die Puste aus. Nordafrikaner waren doch die besten Mittelstreckenläufer, so schoss es Nicole durch den Kopf. Ostler und Schwattke – ortskundig und jung – ein gutes Paar. Aber reichte das gegen einen entschlossenen Leichtfüßler mit Schußwaffe?

    »Halt! Bleiben Sie stehen! Beide!«
    Ostler und Nicole hielten entsetzt inne. Sie waren auf einen uralten Trick hereingefallen: um die Ecke verschwinden, warten, die Verfolger vorbeilaufen lassen, ihnen dann in den Rücken fallen. Der Mann, der seinen Namen mit Chokri angegeben hatte, stand jetzt fünf Meter hinter ihnen. Sie waren beide völlig außer Atem, von dem Tunesier hörte man keinerlei Anzeichen der Erschöpfung.
    »Bleiben Sie genauso stehen und bewegen Sie sich nicht«, sagte er ruhig. »Drehen Sie sich nicht um. Legen Sie die Waffen seitlich auf den Boden.«
    Nicole sah Ostler an, der nickte knapp. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als den Anweisungen Folge zu leisten. Niemand wollte hier den Helden spielen.
    »Ziehen Sie Ihre Jacken aus. Werfen Sie sie ebenfalls auf den Boden. Nehmen Sie Ihre Handschellen vom Hosenbund, befestigen Sie sie an einem Handgelenk. Und jetzt gehen Sie nach links, dort hinüber zu dieser Maschine.«
    Jetzt erst sahen sie den monströsen Mähdrescher, dessen obere Hälfte in schreiendem Rot aus dem hohen Gras ragte. Sie hielten sich eng nebeneinander und stapften durchs Feld.
    »Tragen Sie irgendwo am Körper eine zweite Waffe?«, flüsterte Ostler.
    »Nein«, flüsterte Nicole zurück. »Wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen.«
    »Schnauze!«, sagte der Tunesier.
    Die Handschellen schnappten ein. So hingen sie nun beide am Gestänge des Mähdreschers fest, mit den Händen weit über dem Kopf, an eine stabile Querstange des Schneidwerkwagens gekettet. Der Tunesier hielt die Pistole in der einen Hand, mit der anderen steckte er die Handschellenschlüssel in seine

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