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Unterholz: Alpenkrimi (German Edition)

Unterholz: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Unterholz: Alpenkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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menschenscheu. Sie sind so viel Gesellschaft nicht gewohnt.«
    »Der ist ganz andere Gesellschaft gewohnt«, spottete Maria.
    »Wir werden ihm die volle Wahrheit erzählen müssen«, sagte Nicole. »Auch wenn wir dabei keine sehr glanzvolle Rolle spielen. Der Chef hat recht: Ganshagel muss die Brisanz der Situation begreifen. Dann werden wir mit ihm den ganzen vorgestrigen Tag, den Abend und die Nacht nochmals genau durchgehen. Wir alle zusammen.«

37
im frühling zwitscherts im wipfel
doch im nassen unterholz
nagt und schmatzt der biber
Haiku
    Der Fall eines Klappspatens kann sehr tief sein. Von einem der gesuchtesten Tatwerkzeuge zu einem bedeutungslosen und überflüssigen Stück Eisen, das ziemlich verloren zwischen verrosteten Gartengeräten lehnt – dieser Abstieg ist bitter.

    Legen Sie sich einmal einen Tag in ein Supermarktregal und lassen sich betatschen, anglotzen, herauszerren und wieder zurückwerfen – dann erst wissen Sie, wie ich mich gefühlt habe! Da lag ich nun zwischen dem ab-so-lut unnützen Nippes, mit dem ein Baumarkt angefüllt ist bis unter die Decke. Keines der Dinge, aber wirklich keines davon taugt zu einem Tatwerkzeug! Ein Gartenschlauch. Ein Setzeisen. Eine Flasche Brennspiritus. Alles vollkommen ungeeignet zum Würgen, Stechen, Hauen, Drosseln. Ich höre Einspruch? Klar kann man jemanden mit einer Dose Katzenfutter erschlagen. Aber sagen Sie ganz ehrlich: Wie zuverlässig ist das? Und darüber hinaus: Hätte das Stil? Wäre das nicht eine Beleidigung für Opfer, Täter – und nicht zuletzt für die staatlich ermittelnden oder frei schnüffelnden Detektive?

    »Heute in unserer Gartenabteilung: 1a Klappspaten! Mit doppelt verzinkter Kante! Nur noch wenige Stück auf Lager!«
    Das war das einzig Angenehme im Baumarkt – diesen Satz hat eine warme, erotische (quasi ebenfalls verzinkte) Frauenstimme in die Lautsprecheranlage des Baumarkts geflötet. Aber dann hat mich ein mürrisch dreinblickender Mann herausgegriffen – und das nicht einmal gezielt und erfreut über das sensationelle Glück, mich entdeckt zu haben. Es ging ihm wahrscheinlich eher darum, bei soundso viel Euro Mindesteinkauf irgendwelche Herzchen zu ergattern. Der alte Miesepeter legte mich auf das Kassenfließband, zahlte und trug mich zusammen mit einigem billigen Gerümpel ins Auto. Bei ihm zu Hause hat er mich in einen schlecht gelüfteten Gartenschuppen geworfen, in dem nachts die Mäuse die Tüten mit Saatgut leer fraßen. Daneben stand das Gift, das für sie bestimmt war, und ich war schon ganz gespannt, wie das ausgeht – aber sie schnupperten lediglich daran. In aller Herrgottsfrühe wurde dann die Tür aufgerissen, der grantige Mann fluchte lautstark über das leergefressene Saatgut, er nahm mich aus der Verpackung und hantierte ungeschickt an mir herum. Fast hätte er dabei eine Stellschraube an meiner ausgeklügelten Mechanik abgebrochen. Nebenbei gesagt war das eine Zylinderschraube mit Innensechskant, niedrigem Kopf und Schlüsselführung nach DIN 6912 – aber hallo! Er hat das Prinzip meiner Teleskopstangen einfach nicht verstanden. Gebrauchsanweisung lesen, Idiot! Liegt noch in der Originalverpackung! Da, in dem geriffelten Karton! Vor deiner Nase, Mensch! Es gibt Leute, die lesen keine Gebrauchsanleitungen. Aus Prinzip nicht. Weil sie meinen, das hätten sie nicht nötig. Er hat es weiter versucht, roh hat er mein feines Teleskopgestänge aufgebogen und hat mich mit Gewalt auseinandergezogen. Am Ende hat es schließlich mehr schlecht als recht funktioniert.

    Sonst ist wenig passiert. Draußen auf der Straße lief ein einsamer Jogger vorbei. Schlechter Laufstil, geschmacklose Kleidung. Herrjessas, das wäre doch nicht so schwer, jetzt da hinzugehen, mit einem Klappspaten auszuholen und den niederzuschlagen. Nein, er hat es nicht gemacht, der phantasielose Miesnickel, maulend schlich er auf dem Rasen herum, klopfte da und dort an einen Begrenzungsstein, suchte einen Platz für einen hässlichen und kümmerlichen Obstbaum, den er ebenfalls in der Gartenabteilung erstanden hatte und nun mit meiner Hilfe einsetzen wollte. Oder da! Eine joggende Frau mit Walkman! Die wäre doch was! Der eins überbraten! Nein, er ruft ihr etwas zu:
    »Grüß Gott, Frau Schmelz! Sportlich, sportlich! Aber was hören Sie denn da Schönes?«
    »Andrea Berg, wie immer beim Joggen!«
    Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Wer so eine Musik hört, verdient auf jeden Fall den Tod. Er ließ also diese Frau Schmelz weiterlaufen, mit

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