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Unterholz: Alpenkrimi (German Edition)

Unterholz: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Unterholz: Alpenkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
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tatsächlich: Ihr Blick blieb an mir hängen. Irgendein böser Gedanke stieg in ihr auf, das konnte ich in ihrem Gesicht lesen. Ein Mordgedanke? Ehebruch und Mord sind ja zwei Felder, die nicht weit auseinanderliegen. Ich finde sogar, es sind die zwei Hälften eines einzigen Fußballfeldes. Da gibt es ja auch nicht die linke Seite davon extra. Dann war Schluss mit dem Ehebruch, denn der Grantler tauchte wieder auf, die beiden stoben rechtzeitig auseinander. Oder hatte er doch etwas bemerkt? Der Grantler betrat jedenfalls den Schuppen und holte mich wieder aus der Verpackung.

    »Wo ist denn die verdammte Gebrauchsanleitung!?«, schrie er. »Ich krieg die Sperre nicht ganz rein.«
    »Sieh doch in dem Karton nach!«, rief die Ehebrecherin, die inzwischen nach oben in die Wohnung gegangen war.
    »In welchem Karton?«
    »In dem Originalkarton, in dem der Spaten eingepackt war. Da muss doch die Gebrauchsanweisung drin sein.«
    »Ich habe keine Gebrauchsanweisung gesehen.«

    Ein schlimmer Verdacht stieg in mir auf. Sollte mein geschätzter Mörder vergessen haben, den Karton wieder original zu verpacken? Solch ein Anfängerfehler bei einer international hochangesehenen Koryphäe?

38
Als Kompostomantie (von lat. compositum, »Zusammengesetztes« und altgriech. μαντεία, »Vorausschau«) wird eine Form der Wahrsagung bezeichnet, bei der die Zukunft aus dem Komposthaufen gelesen wird. Die Lage der hineingeworfenen Obst- und Gemüsestücke spielt hierbei eine entscheidende Rolle. Aus den Mustern, die sich während des Fäulnisprozesses gebildet haben, werden Rückschlüsse auf bevorstehende Ereignisse gezogen.
    »Na endlich, da bist du ja«, sagte Wassili Wassiljewitsch, der Russe mit den Schweinsäugelchen und der piepsigen Stimme. Er schloss die Beifahrertür und schnallte sich an. »Ich dachte, du kommst gar nicht mehr.«
    »Ich habe alten Freunden noch einen Gefallen getan«, sagte Swoboda und fuhr los. »Es handelt sich um ein Bestattungsunternehmerehepaar im Kurort. Sie haben mich schon aus mancher Schlamastik herausgehauen.«
    »Schlamastik?«
    »Ja: Affenzirkus, Durcheinander, Bredouille – ein Wort aus der Zeit, wo Russland und Österreich noch Verbündete waren. Napoleonische Kriege, verstehst. Mein Großvater war da dabei – hat er jedenfalls erzählt. Aber jetzt müssen wir erst mal den Wagen loswerden. Es tut mir leid für den rührigen Ganshagel, aber der Jeep wird mir langsam zu heiß, trotz falscher Nummernschilder.«

    Swoboda hatte Wassili zunächst in einem norditalienischen Kaff zwischengelagert, das zu einem großen Teil unter dem Einflussbereich der Familie stand. Er wurde herzlich aufgenommen und in einem eleganten Gästezimmer einquartiert. Dann hatte Swoboda das Ehepaar Grasegger mit dem heißersehnten goldenen Semmerl bedacht. Nachdem er den Kurort verlassen hatte, fand er Unterschlupf in einer alten Jagdhütte, die ihm schon seit Jahren als todsicherer Rückzugsort diente. Und jetzt war er wieder zurück, in dem norditalienischen Kaff. Der Mann in der Kfz-Werkstatt wusste Bescheid. Er nahm den Jeep in Empfang und zog die Stoffhülle von einem anderen Fahrzeug. Es wurde nicht viel geredet. Der Russe und der Österreicher saßen ziemlich bald in einem gebrauchten Opel. Auf der Rückbank war ein Kindersitz befestigt, allerlei Entchen und Stofftiere lagen herum. Sogar der Polstersitz war kunstvoll und glaubhaft versaut: Nussschokolade. Es war ein Familienauto, Marke harmlos.
    »Chapeau!«, sagte Swoboda. »Dieser Wagen ist wieder einmal hervorragend präpariert worden!«
    Sie fuhren in Richtung Süden.

    »Der Plan ist folgender, Flassi: Ich fahre dich jetzt nach Toreggio, da kannst du eine Zeitlang bleiben. Vielleicht bekommst du dort auch neue Aufträge. Jedenfalls bist du in dem Dorf sicher. Ich selbst muss noch einmal zurück in den Kurort. Ein paar Pfuscher haben es nicht geschafft, wieder rauszukommen. Da muss natürlich wieder der gute alte Swoboda herhalten!«
    »Wen musst du rausholen?«
    Swoboda zögerte einen kurzen Augenblick.
    »Man hat mir gesagt, dass es drei Inder sind. Einer davon wird der Zungenlose genannt. Ein anderer heißt komischerweise Schiller. Den Namen von dem Dritten weiß ich nicht.«
    »Ach, die! Die drei Inder! – Die kenne ich nicht. Die haben sich verspätet, die waren gar nicht droben auf der Alm. Ich habe nur von ihnen gehört.«
    Nachdenklich und beunruhigt beugte sich der Russe zu Swoboda.
    »Sag einmal, meinst du, die haben was mit dem Tod der Äbtissin

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