Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unterholz: Alpenkrimi (German Edition)

Unterholz: Alpenkrimi (German Edition)

Titel: Unterholz: Alpenkrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Maurer
Vom Netzwerk:
der Gesellschaft verankert ist wie diese Luisa-Maria, muss entweder Kaspar Hauser sein, oder es ist einer, der seine Netzwerke ausschließlich in perfekt abgeschotteten Organisationen hat. Das Einzige, was wir bisher wissen: Es war ein Treffen eines kriminellen Vereins, die Frau war eines der Mitglieder, irgendetwas ist schiefgegangen, die Frau ist tot, der Mordverdächtige ist entkommen. Wir haben überhaupt nichts in der Hand. Wir haben einen falschen Personalausweis und eine mysteriös gefüllte Damenhandtasche. Wir sollen hier in die Irre geleitet werden. Aber was genau wird damit bezweckt?«
    Niemand erwiderte etwas auf diese Frage. Stengele zeigte auf die Landkarte an der Wand.
    »Wir haben schon etwas. Wir haben ihn . Jedenfalls theoretisch. Er ist noch im Ort, da bin ich mir sicher. Er hat sich irgendwo im Talkessel verkrochen. Er ist ein Profi.«
    Maria wiegte zweifelnd den Kopf.
    »Das zerstörte Gesicht dieser Frau spricht allerdings wieder gegen einen Profi. Das spricht meiner Meinung nach für eine emotional hoch aufgeladene, spontan durchgeführte Tat. So etwas plane ich nicht, so etwas fällt mir erst vor Ort ein. Ich habe zwar einen Spaten mit scharfer Kante dabei, aber ich entscheide mich dann doch dafür, das Opfer voll und ganz auszuradieren, indem ich es gesichtslos mache. Ich will dadurch vielleicht auch das Entsetzen vergrößern –«
    »Bei wem?«, fragte Stengele. »Bei uns, den Ermittlern?«
    »Bei den anderen Seminarteilnehmern. Es ist eine Warnung. Soviel ich weiß, arbeitet die Mafia so, oder?«
    »Aber die Teilnehmer haben das abgefressene Gesicht doch gar nicht gesehen«, sagte Stengele.
    »Woher wissen wir das eigentlich?«, sagte Jennerwein. »Ich bin mir inzwischen nicht mehr ganz so sicher. Wir dürfen uns nicht so uneingeschränkt auf Ganshagels Aussage verlassen.«
    »Dann nehmen wir ihn uns nochmals vor.«
    »Machen Sie das, Stengele, das kann nicht schaden. Aber der Punkt ist der: Die Handtasche ist nach Marias Meinung ein Fake. Wenn das aber so ist, dann könnte das Passfoto doch ebenfalls ein Fake sein! Wissen wir wirklich, ob die Tote genauso ausgesehen hat wie die Frau auf dem Passfoto? Jemand hat doch anscheinend ein Interesse daran gehabt, dass das Gesicht nicht mehr erkennbar ist! Natürlich arbeitet die Mafia mit solchen Leichenverstümmelungen, aber vielleicht ist die Frau auf dem Foto nicht die Frau unter der Zirbe. Es ist doch äußerst merkwürdig, dass genau an der Stelle so viele von diesen Silphen auftauchen –«
    Jennerweins Mobiltelefon klingelte. Er nahm ab und stand auf.
    »Sie entschuldigen mich einen Augenblick –«
    Jennerwein hörte mehr zu, als er sprach, nebenbei machte er Notizen. Er legte auf und setzte sich wieder.
    »Das war ein Kollege vom BKA, den ich um Rückruf gebeten habe. Es war keine offizielle Information, eher eine auf dem ganz kleinen Dienstweg. Jedenfalls hat der Kollege meine vage Vermutung bestätigt. Eine Frage an Sie alle: Welche Täter sind geradezu spezialisiert darauf, schnell zu verschwinden, ohne die geringsten Spuren zu hinterlassen?«
    »Diebe? Terroristen?«
    Jennerwein schüttelte den Kopf.
    »Auftragsmörder! Bei einem Auftragsmord bereitet der Anschlag selbst in den meisten Fällen weniger Schwierigkeiten als die An- und Abfahrt, das überraschende Erscheinen aus dem Nichts und das ebenso plötzliche Verschwinden ins Nichts. Das wird jahrelang geprobt und hart trainiert. Die sind darauf programmiert, bei der kleinsten Unregelmäßigkeit einen Plan B und C und D aus dem Hut zu zaubern, um schnell und unerkannt vom Tatort weg und aus dem Land zu kommen. Alle Indizien, die wir bisher gesammelt haben, deuten auf ein Treffen von Auftragsmördern hin. Der Kollege vom BKA hat sich genau in diese Materie eingearbeitet. Und er hat die Vermutung, dass sie sich in unregelmäßigen Abständen treffen.«
    »Um Seminare abzuhalten? Seminare für Profikiller?«
    »So etwas in der Art, ja. Und das entlastet Ganshagel endgültig – wenn wir ihn überhaupt je ernsthaft in Verdacht hatten. Solche Leute würden nie einen Amateur einweihen, das wäre ihnen viel zu riskant. Ich bin sicher, dass Ganshagel nichts von alledem wusste. Deswegen bringt es vielleicht gar nichts, ihn nochmals zu befragen.«
    »Luisa-Maria war dann ebenfalls eine Killerin?«, hakte Maria nach.
    »Ja, zumindest deutet alles darauf hin«, sagte Jennerwein ohne rechte Überzeugung. »Sollen wir in dem Glauben gewiegt werden, dass Luisa-Maria eine Killerin war? Aber

Weitere Kostenlose Bücher