Unterm Kirschbaum
seinen ganz besonderen Lieblingen gehörte Thorsten Rönnefahrt, der Leiter seiner EDV . Rönnefahrt kannte alles, was es in der Computerbranche an Tricks und Geheimnissen gab, und war privat Vorsitzender eines Hackerklubs. Ein fehlendes Passwort oder die neueste Firewall waren kein Problem für ihn; er konnte mühelos auf die Festplatte eines anderen Computers vordringen.
Schulz wartete, bis sie allein waren. »Na, sind Sie fündig geworden?«
»Was Ihre Frau betrifft oder was Körner angeht?«
»Zuerst Körner.« Körner war Meister in der Werkstatt und versuchte, einen Betriebsrat zu gründen.
Rönnefahrt zauberte mit ein paar Mausklicks ein Dossier über Körner auf den Bildschirm. »Hier … Er hat in den Wagen eines Freundes einen nagelneuen Motor eingebaut, ihm aber nur einen aufgearbeiteten alten Motor in Rechnung gestellt.«
»Prima, das ist ein Grund, ihn zu feuern.« Schulz freute sich. »Und meine Frau?«
»Da haben wir dieses …« Rönnefahrt reichte ihm ein paar Blätter hinüber. »Alles, was Ihre Frau in den letzten beiden Wochen an E-Mails bekommen und abgeschickt hat.«
»Danke, mein Lieber!«
Schulz zog sich in sein Büro zurück und machte sich daran, Sandras elektronische Korrespondenz zu überprüfen. Nach zwei Minuten sah er nicht nur seinen Verdacht bestätigt, dass seine Frau einen Liebhaber hatte, sondern kannte auch dessen Namen: Karsten Klütz. Dass sich Sandra ausgerechnet dieses Arschloch ausgesucht hatte! Wahrscheinlich war er im Bett ebenso mittelmäßig wie auf dem Spielfeld. Aber Fakt war, dass sie ihn mit diesem Blödmann betrog.
Schulz überlegte. Er hatte das Geld, sich einen Killer zu kaufen und Klütz abknallen zu lassen, doch da wäre er im Nu Tatverdächtiger Nummer eins gewesen, und der dümmste Kommissar hätte ihn überführt. Außerdem war man von den Hintermännern des Killers jederzeit erpressbar. Nein, da musste subtiler vorgegangen werden.
Schulz verstand einiges vom Fußball, war schon öfter als Sponsor in Erscheinung getreten und hatte immer die neuesten Fachblätter auf dem Schreibtisch liegen. Er glaubte, sich daran erinnern zu können, dass Klütz zu Berlin United gegangen war, und das stimmte auch. Sein Plan war schnell gefasst, er musste sich nur beeilen, denn die Saison ging langsam zu Ende. Zwei Spiele hatte United noch auszutragen, das letzte im Norden Berlins, wo er den Verein ganz gut kannte. Er schlug die Fußball-Woche auf und sah sich die Mannschaftsaufstellung an. Wen kannte er da, wer war vom Charakter her Schwein genug, sich auf seinen Vorschlag einzulassen …? Ah, ja: Marco Kurzrock. Von dem wusste er, dass er halbtags bei Getränke-Krause arbeitete. Er fuhr hin und passte Kurzrock ab, als der früh Feierabend machte, um rechtzeitig auf dem Trainingsplatz zu sein.
»Ich weiß, Marco, dass du immer viel Geld brauchst«, begann Schulz ihren kleinen Dialog. »Und ich weiß auch, wie du schnell zu … sagen wir… 5.000 Mark kommen kannst.«
Marco Kurzrock grinste. »10.000.«
»Meinetwegen.«
»Was soll ich tun, Chef?«
»Ihr spielt doch in 14 Tagen gegen Berlin United, und du musst nichts weiter machen, als so unglücklich mit Karsten Klütz zusammenzuprallen, dass der sich möglichst viele Knochen bricht und für ein paar Wochen ins Krankenhaus kommt.«
»Und wenn ich dafür die Rote Karte bekomme und für fünf Spiele gesperrt werde?«
»Dann gibt es noch 5.000 Mark dazu. Ebenso, wenn du ihm so kräftig in die Eier trittst, dass er das ganze Jahr über keinen mehr hochkriegt. Hier sind 5.000 als Anzahlung.«
*
Angela Wiederschein zog durch alle halbwegs exquisiten Geschäfte am Maximiliankorso, an der Welfenallee und an den beiden Frohnauer Plätzen, dem Ludolfinger und dem Zeltinger, und kaufte ein, was gut und teuer war. Und nirgendwo ließ sie unerwähnt, dass sie von einem Onkel in Bremen einiges geerbt habe. Bis jetzt habe man jeden Pfenning in das Restaurant gesteckt, nun könne man sich endlich etwas leisten.
Dies gehörte zu Wiederscheins Plan, den sie jederzeit wörtlich wiedergeben konnte.
»Wenn Schulz zu uns kommt und im Gästehaus übernachtet, dringe ich in sein Zimmer ein und ersticke ihn mit einem Kissen. Keine Pistole, kein Messer, kein Baseballschläger – nichts, was man verschwinden lassen muss und was uns verraten könnte. Ich schaffe die Leiche beiseite und bringe dir seinen Anzug und seinen Hut. Du rollst dann in aller Herrgottsfrühe als Siegfried Schulz aus der Garage, wozu warst du mal
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