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Unterm Kirschbaum

Unterm Kirschbaum

Titel: Unterm Kirschbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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denen dein Mann sich umgeben hat, noch darüber, dass dein neuer Liebhaber nicht mal einen Hauptschulabschluss geschafft hat.«
    Sandra Schulz lachte. »Dafür verdient er als Fußballprofi in einem Monat mehr als eine Buchhändlerin im ganzen Jahr.«
    »Als wäre das der geeignete Maßstab!«, rief ihre Mutter. »Als gäbe es nicht noch andere Werte.«
    »Ja«, höhnte Sandra Schulz. »Dass man Schillers Gedichte im Kopf hat: ›Es füllt sich der Speicher mit köstlicher Habe, / Die Räume wachsen, es dehnt sich das Haus. / Und drinnen waltet / Die züchtige Hausfrau, / Die Mutter der Kinder …‹«
    »Wenn ihr Kinder hättet, dann …«
    »Mutter, Vater ist weggegangen, obwohl ich da war!«, rief Sandra Schulz. »Und Siegfried ist nicht freiwillig …«
    »Vielleicht doch, wenn er von diesem Klütz erfahren hat.«
    »Hat er aber nicht.«
    »Gott, was du an dem bloß findest!«
    »Das, was einen in bestimmten Situationen stöhnen lässt, Mutti, genau das. Und außerdem ist er gradlinig und aufrichtig.« Sandra Schulz stand auf. »Und genau deswegen treffe ich mich jetzt mit ihm. Aber herzlichen Dank für deine Hilfe und dein Einfühlungsvermögen.«
    Damit küsste sie ihre Mutter und machte sich auf den Weg zu Karsten Klütz, der mit ihr eine Spritztour ins Märkische machen wollte. Da Gesine Schiller am Rüdesheimer Platz wohnte, hatten sie sich dort am Brunnen verabredet.
    »Was, du bist noch nicht verhaftet?«, rief sie ihm zu.
    Er wurde blass. »Mach keinen Quatsch!«
    Sie erschrak. »Wieso, was ist denn?«
    »Ach, nichts.«
    Sie insistierte weiter. »Ich merke doch, dass du was hast …«
    »Ja, ich humpele. Weil ich gestern fürchterlich gefoult worden bin.«
    »Weich mir nicht aus. Was ist denn nun passiert?« Sie zog ihn ein wenig zur Seite, damit niemand mithören konnte.
    »Was passiert ist? Eigentlich nichts, aber … Wie hätte ich das ahnen können? So viel Zufall gibt es doch gar nicht.«
    »Im Leben schon, nur in Romanen nicht«, sagte Sandra Schulz. »Da streichen die Lektorinnen das raus.«
    »Ja, aber bei mir …« Klütz hatte weiterhin Mühe, zur Sache zu kommen. »Ich suche ja schon lange ein Grundstück … Für uns beide.«
    »Du bist ein Schatz!« Sie küsste ihn.
    »Und weißt du was, da ruft mein Makler mich an, und sagt mir, dass er ein Schnäppchen für mich hat.«
    Sandra Schulz ahnte noch immer nicht, worauf er hinauswollte. »Ja, und …?«
    »Wir fahren raus und sehen uns das an … Und weißt du, wo?«
    »Die Villa Lemm in Gatow?«
    »Nein, in Frohnau, genau neben diesem komischen Restaurant da, dem ›à la world-carte‹.«
    »Das darf doch nicht wahr sein!«, rief sie. »Das, was diesem Wiederschein gehört, dem Neffen von …?«
    »Genau das.«
    Sie versuchte, die Sache leicht zu nehmen. »Gott, das ist doch kein Grund, in Panik zu verfallen, Siegfried ist noch morgens um 5 Uhr gesehen worden, wie er in seinen Porsche geklettert und losgefahren ist. Da kann doch kein Verdacht auf dich fallen.«
    »Nein, aber wenn die Leute von der Kripo erst mal herauskriegen, dass wir beide … Dann denken die doch automatisch, dass ich, um ihn aus dem Weg zu räumen …«
    »Ach, Unsinn!« Sie nahm ihn tröstend in die Arme.
    »Ich mach mir schon Sorgen«, sagte Klütz. »Weil ich gestern ’ne Rote Karte gekriegt habe, denken sicher alle, dass ich der zweite Rambo bin.«
    Sandra Schulz überlegte einen Augenblick. »Pass mal auf, ich setze jetzt eine Belohnung von 25.000 Mark aus, Schulz hat’s ja, für – wie heißt das? – zweckdienliche Hinweise … auf seinen Aufenthaltsort, auf mögliche Täter. Dann brauchst du dir keine Sorgen mehr zu machen, dass du Ärger mit der Kripo bekommst.«

     
    *

     
    Mario Furmaniak und Professor Robert Schrobenhausen saßen im ›à la world-carte‹ und warteten auf ihren Wildlachs nach kanadischer Art.
    Es war kein reiner Zufall, dass sie dieses Restaurant gewählt hatten, denn der Professor für Biologie wohnte ganz in der Nähe am Kreuzritterweg, das Ereignis war also kausal erklärbar. Dass er dort zu einem Haus gekommen war, lag an der Vorliebe seiner Eltern für den Berliner Norden.
    Die beiden Männer stritten sich gern, und im Augenblick ging es darum, ob Furmaniak den Porsche im Oder-Havel-Kanal ganz und gar zufällig entdeckt hatte oder ob dahinter eine Art göttliches Drehbuch steckte.
    Furmaniak vertrat mit Verve die erste Position. »Ich bin an diesem Tage zufällig eine halbe Stunde früher aufgestanden, weil ich einen Krampf im

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