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Unterm Kirschbaum

Unterm Kirschbaum

Titel: Unterm Kirschbaum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Bosetzky
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hingewiesen hätte, war er automatisch davon ausgegangen, dass man Schulz wirklich mit diesem Sofakissen erstickt hatte. »Man …? Du warst es, du selbst, du verdrängst es nur!« Es kamen Minuten, da war er überzeugt davon, Schulz tatsächlich ermordet zu haben. Anschließend schlug er mit dem Kopf gegen die Wand, wieder und wieder, und schrie: »Nein, ich war es nicht, ich war es nicht!« Das ging so lange, bis er eine sonore Stimme hörte: »Doch, du warst es, gib es endlich zu!«
    Innerlich derart zerrissen und fürchterlich überdreht, saß er dann Schneeganß und Hinz gegenüber. Schneeganß eröffnete das Spiel mit einem Zug, der Klütz ziemlich überraschte, denn er trug ihm seine Hypothese so vor, als sei es schon die Anklageschrift.
    »Sie sehen, wir spielen mit offenen Karten, Herr Klütz«, schloss er nach etwa einer Minute. »Und Sie haben nun die Chance, mich in allem zu widerlegen.«
    Klütz fühlte sich überfahren und konnte nur stammeln, wo er denn anfangen solle?
    »Na, vielleicht mit dem, was wir gleich abhaken können, weil es unstrittig ist«, riet ihm Hinz, der ihm offenbar wesentlich mehr Sympathien entgegenbrachte als Schneeganß. »Dass Sie Sandra Schulz wirklich lieben und mit ihr ein neues Leben anfangen wollten …«
    Klütz nickte. »Ja, das wollte ich.«
    »Aber Schulz stand Ihnen im Wege?«
    »Ja.«
    Schneeganß schaute interessiert auf seine Fingernägel. »Er konnte Sandra nicht loslassen …?«
    »Ja.« Mehr wollte Klütz zu diesen Fragen nicht einfallen, und er kam sich vor wie ein Hilfsschüler, der nicht bis drei zählen konnte.
    Schneeganß, so kam es Klütz vor, schien nur eines im Sinn zu haben: Die Sache möglichst schnell zu Ende zu bringen. Und so kam er übergangslos zur Frage des Alibis.
    »Herr Klütz, zur Tatnacht. Kurz vor Mitternacht ist Schulz zum letzten Mal gesehen worden, der wirkliche Schulz. Da ist er vom Restaurant nach hinten ins Gästehaus gegangen. Eingeschlafen sein wird er spätestens gegen 1 Uhr. Und um 5 Uhr ist der falsche Schulz zu seinem Porsche gegangen. Die Tat muss also zwischen 1 und 4 Uhr begangen worden sein. Können Sie uns bitte sagen, wo Sie sich zu dieser Zeit aufgehalten haben?«
    Klütz überlegte lange. Was sollte er sagen? Er wusste, dass er in der Falle saß und keine Chance mehr hatte.
    »Sie haben recht mit den Haaren«, begann er.
    »Welchen Haaren?«, fragte Hinz.
    »Meinen Haaren, die man bei Schulz im Zimmer gefunden hat.«
    »Oh!« Schneeganß war plötzlich wieder interessiert. »Sie geben also zu, bei Schulz im Gästehaus gewesen zu sein.«
    »Ja. Ich war erst zu Hause und bin später noch mal nach Frohnau gefahren, um mit ihm zu reden. Dass er Sandra freigeben soll.«
    »Und?«, fragte Hinz. »Hat er?«
    »Nein.« Klütz merkte, dass das die falsche Antwort war, und korrigierte sich schnell. »Doch.«
    »Was denn nun?«, fragte Schneeganß.
    »Erst hat er nicht wollen, schließlich aber doch, und ich bin dann wieder nach Hause.«
    »Als er tot war?«, wollte Schneeganß wissen.
    »Nein, als er noch höchst lebendig war!«, rief Klütz, nun wieder zum Kämpfen bereit.
    »Und wie kommt es dann, dass wir ihn gestern unter Ihrer Garage gefunden haben?«, fragte Schneeganß.
    »Was weiß ich!«, rief Klütz.
    Hinz beugte sich vor. »Wie ist denn das Gespräch mit Schulz so gelaufen?«
    Klütz suchte sich zu erinnern. »Eigentlich ganz ruhig und sachlich.«
    »Klar«, höhnte Schneeganß. »Wo Sie doch dafür bekannt sind, nie die Nerven zu verlieren, weder auf dem Fußballplatz noch anderswo.«
    »Bei den Roten Karten bin ich vorher immer provoziert worden«, sagte Klütz.
    Schneeganß lachte. »Und Schulz hat Sie nicht provoziert, wie?«
    »Doch, auch, aber …«
    Schneeganß zog sich seinen Notizblock heran. »Dann schreibe ich einmal: Frage nach dem Alibi entfällt, da der Beschuldigte zugibt, zur Tatzeit am Tatort gewesen zu sein. Kommen wir also zum nächsten Punkt: Wie haben Sie denn Herrn Schulz …«
    »Ich war es nicht, der ihm das Kissen auf Mund und Nase gedrückt hat!«, schrie Klütz.
    Schneeganß und Hinz konnten es nicht fassen. Eine solche Steilvorlage war ihnen noch nie serviert worden.
    »Ah, woher das Täterwissen?«, entfuhr es Hinz.
    Klütz verstand sich selbst nicht mehr. Warum hatte er das gesagt? Nein, er hatte es nicht gesagt, es war gegen seinen Willen mit seiner Stimme gesagt worden. Da steckte etwas in ihm, das ihn zerstören, das ihn in den Knast bringen wollte.
    »Nur der Täter kann wissen, wie

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