Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
im Schatten sitzen konnten.
Freitagabend war alles vorbereitet, und Franziska saß im Schaukelstuhl auf der Veranda und beobachtete den Sonnenuntergang. Es ist doch jeden Tag von neuem ein Schauspiel, was die Natur so liefert. Täglich sieht der Himmel anders aus, orange, ein anderes Mal lila, dann wieder rot. Franziska konnte sich immer wieder dafür begeistern. In solchen Momenten dachte sie auch oft an Deutschland, an das Kinderheim, an Martin und an ihre zurückgelassenen Kinder. Werden ihre Gräber noch gepflegt, oder hat man inzwischen einen Stein darüber gelegt? Und dann musste sie wieder an Kevin denken. Er wusste doch genau, wann Sabrina zur Schule kommt und dass der Tag, ihr ‚Großer Tag’ sein wird. Vielleicht kommt er doch her, wenigstens wegen Sabrina. Als es dunkel war, ging sie müde ins Bett.
Am Morgen wurde Franziska durch einen Schwarm kreischender Rosenkakadus geweckt. Sie räkelte sich noch etwas im Bett mit dem Bewusstsein, dass es ein harter, aber auch schöner Tag werden würde. Nach einigen Minuten des Dösens stand sie voller Elan und Tatendrang auf.
Nach dem Mittagessen kamen die ersten Gäste. Maggi hatte weiße Tischtücher aufgelegt, als ein Vogel einen Klecks darauf verlor.
„Wollen wir nicht ein Netz über die Tische spannen?“, fragte Franziska Alina.
Diese lachte. „Ein Netz ist nicht schlecht, aber diese Vögel schaffen es sicher auch, durch die Maschen zu sch...“
„Das sagt man doch nicht“, schmunzelte Sabrina, die das Gespräch der Erwachsenen gehört hatte.
„Ich hab es nicht gesagt, sondern du hast es gedacht“, lachte Alina. Aber es war ein schmerzhaftes Lächeln.
Auch Franziska bemerkte, dass Alinas Gesundheitszustand sich verschlechtert hatte. Sie sah irgendwie krank aus. Nach dem Fest wollte sie unbedingt mit ihr darüber reden.
Das Postflugzeug flog öfters Mozzie an, damit alle Gäste schnell und sicher ans Ziel kamen. Beim ersten Flug kamen die Coopers mit Melinda an. Das war eine Überraschung für Sabrina. Als das Flugzeug das zweite Mal landete, stiegen Senior und Junior McArthur aus, allerdings nicht mit ihren Familien wie geplant war. Der Senior hatte keine Frau mehr, und der Junior hatte noch keine. Das konnte allerdings niemand ahnen. Franziska staunte, als das Flugzeug ein drittes Mal zur Landung ansetzte. Sie fuhr mit ihrem Auto schnell zur Landebahn, als zu ihrer großen Überraschung Kapitän Ignatz ausstieg. Freudig lief sie auf ihn zu und half ihm beim Aussteigen. „Ich freue mich vielleicht, Sie zu sehen“, jubelte sie und fiel ihm um den Hals „ich hatte nicht gewagt, daran zu glauben, dass es klappen könnte.“
„Nun halt die Luft an, Mädchen, und lassen Sie mich genießen, was aus der grauen ängstlichen Maus geworden ist. Ach, da fällt mir ein, ich habe da noch jemand mitgebracht, der mit Sicherheit nicht auf der Gästeliste steht.“
Blitzschnell ging Franziska durch den Kopf „Kevin?“
Er drehte sich zum Flugzeug und sagte: „Nun kommen Sie schon raus, Sie werden erwartet.“
Wie vom Donner gerührt, blieb Franziska stehen. Sie drückte ihre Hände ans Herz, weil dieses plötzlich sehr wehtat. Tränen schossen in ihre Augen, und obwohl es vierzig Grad heiß war, bekam sie Gänsehaut und zittrige Knie. Kapitän Ignatz bemerkte die Veränderung und hielt sie fest. Aus dem Flugzeug stieg Pfarrer Thörel. Doch dann, wie von Flügeln getragen, rannte sie auf ihn zu und umarmte ihn. Sie sprach kein Wort, sondern weinte sich erst einmal an seiner Schulter aus. Nach einem Moment der Rührung, nahm der Pfarrer ihren Kopf in seine Hände und sagte: „Das sieht ja fast wie Heimweh aus?!“
„Nein“, sagte Franziska, die sich wieder gefasst hatte „nicht Heimweh, sondern Freude. Freude darüber, dass ich nun in der glücklichen Lage bin, Ihnen meine neue Heimat zeigen zu können. Und ganz ehrlich, Pfarrer Thörel, ich habe es noch keinen Moment bereut. Das müssen Sie mir glauben.“
Sie hakte sich zwischen beiden Männern unter und ging mit ihnen zum Wagen, der sie auf Mozzie brachte.
Etwas verspätet, aber noch einigermaßen pünktlich, kamen Peter, Sharon und der Stamm der Bundjalung an.
Heute war es nun endlich soweit. Franziska zog ihr neues Kleid an, das Peter ihr geschenkt hatte. Es kleidete sie fantastisch. Das Oberteil war trägerlos und in Smokarbeit gerafft, was zurzeit hochmodern war. In der verlängerten Taille schloss sich ein Wickelrock an, der bis kurz unter die Knie ging.
Pfarrer Thörel war schon
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