Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
ich ja auch unten beim Portier so angegeben“, sagte Franziska mit einem witzigen Unterton.
„Eben, aus diesem Grunde habe ich es auch so erwähnt“, erwiderte er lächelnd. „Wir müssen uns etwas Gedulden. Aber ich rechne mit zwei bis drei Monaten.“
Auf Franziskas Stirn zeigten sich wieder zwei tiefe Falten. „Und ich dachte das wäre in drei Wochen zu schaffen?“
Mr. Williams schüttelte den Kopf. „Auf keinen Fall.“
„Schade, meine Tochter hat in drei Wochen ihren Abschlussball. Sie machte ihren Abschluss Landwirtschaft/ Naturheilkunde. Da sie sehr an Kevin hing, wollte ich ihn mit dorthin nehmen. Aber wenn es nicht zu schaffen ist, dann will ich auch nicht drängeln. Schließlich habe ich zehn Jahre gewartet, da kommt es auf ein paar Wochen mehr oder weniger nicht an. – Kann ich ihn sehen?“
Mr. William hob die Schultern. „Mal sehen, was sich da machen lässt.“
Franziska ging mit ihm in einen anderen Raum. Die Sekretärin brachte ihr einen Kaffee und Mr. Williams führte einige Telefonate.
Er gab ihr dann eine Adresse. „Da wenden Sie sich bitte hin.“ Er zeigte ihr den Zettel. „Sie werden dort eine Besuchserlaubnis erhalten. Ob er Sie aber sehen will, das kann man vorher nicht sagen. Neun Jahre im Gefängnis, können auch einen noch so guten Charakter verändern.“
„Ich verstehe.“
„Nun“, meinte er nachdenklich „soweit, so gut. Sie versuchen ihr Glück mit einem Besuch, und ich werde mich bemühen, dass das Verfahren allen anderen vorgezogen wird.“
Damit verabschiedeten sich beide voneinander.
„Sobald ich etwas Neues erfahre, melde ich mich bei Ihnen“, rief er hinterher, als sie schon auf der Treppe war.
Es war erst Mittag, genügend Zeit, um sich die Besuchserlaubnis zu besorgen. Wenn alles klappt, wollte Franziska gleich morgen früh ins Gefängnis gehen. Von dem Beamten, der ihr ohne größere Probleme die Besuchserlaubnis ausstellte erfuhr sie, wo Kevin inhaftiert war. „Das finden Sie sicher ganz leicht. Sie gehen in Richtung Hafen. Die hässliche Festung, die Sie dann linker Hand sehen, ist das Staatsgefängnis.“
Franziska wurde bleich vor Schreck, dort war sie doch an ihrem ersten Tag in Sydney. Dort wo sie Cecilia traf. Sie ging nachdenklich ins Hotel zurück. Was musste ihr Kevin wohl für Qualen hinter diesen scheußlichen Mauern erlebt haben.
Sie war froh, nicht allein auf ihrem Zimmer zu sein. Mit Cecilia konnte sie sich inzwischen über alles unterhalten, wie damals mit Alina. So eine Freundin hatte sie wirklich bitter nötig.
Franziska stand am nächsten Morgen vor dem Spiegel im Bad und versuchte ihre Haare so zu kämmen, wie damals vor zehn Jahren. Sie befürchtete, dass Kevin sie vielleicht nicht erkennen könnte.
An der großen eisernen Tür angekommen, hörte sie ihr Herz aufgeregt schlagen. Ein Klopfer in Form eines Tierkopfes hing drohend über ihr. Ganz vorsichtig nahm sie ihre Hand und berührte den Klopfer. Ängstlich zog sie die Hand wieder zurück. Ihr Herz raste vor Aufregung, und ihrer Handfläche war vom Schweiß feucht.
Schließlich nahm sie ihren Mut zusammen, fasste ihn an und klopfte damit einmal zaghaft an der Tür. Als nach geraumer Zeit niemand öffnete, wiederholte sie dieses. Allerdings klopfte sie etwas lauter. Gleich darauf wurde die Tür geöffnet.
„Was kann ich für Sie tun, Madam?“
„Äh – ich habe eine Besuchserlaubnis“, kam stockend aus ihr heraus.
Er nahm ihr den Zettel aus der Hand und las.
Das große Schlüsselbund in seiner Hand klirrte. Er bat sie herein und schloss hinter ihr wieder ab.
„Kommen Sie mit.“
Endlich – nach so langer Zeit
Der Schlüssel drehte sich in der schweren Tür, dann wurde sie geöffnet.
„Aufstehen drei-fünf-drei- neun. Du hast Besuch.“
Kevin rieb sich verdutzt den Schlaf aus den Augen. „Was ist? Lasst mich schlafen, ich hab nie Besuch.“
„Doch du hast Besuch, aufstehen. Na los! – Wenn ich mich nicht irre, ist es das erste Mal. Also, Beeilung.“
Kevin wusste immer noch nicht so richtig, was los war. „Wer soll mich schon besuchen? Ich kenne niemand.“ Dabei räkelte er sich immer noch auf der Pritsche.
„Weiß ich nicht, ich habe auch nur den Auftrag erhalten, dich aus dem Bett zu schmeißen. Nun mach schon.“
Kevin stand auf. Er durfte sogar die Dusche benutzen, was nur bei ganz besonderen Anlässen der Fall war. Dann zog er die sauberen Sachen an, die man ihm auf seine Pritsche gelegt hatte. Er kämmte sich das Haar und entschied sich
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