Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
Los rutsche rüber, ich übernehme.“
Andy war froh und ließ sich während der Fahrt von Peter die einzelnen Gänge erklären.
Als sie ankamen, stellte Peter fest: „Na ihr drei habt das hier völlig im Griff. Ich komme mir richtig überflüssig vor.“
Von Franziska bekam er statt eines ‚Hallo, schön, dass du da bist’ einen giftigen Blick für diese Bemerkung zugeworfen.
Cecilia hatte in diesem Moment ihre erste Presswehe.
Nach der dritten war durch Peters Hilfe das kleine Würmchen da. Es war ein Mädchen von nur sechsunddreißig Zentimeter Länge. Sie wog gerade mal Eintausendvierhundert Gramm. Ihr Stimmchen war wie ein zaghaftes Winseln.
Peter untersuchte sorgfältig das Kind.
„Obwohl sie zu früh geboren ist, müsste sie trotzdem viel schwerer sein“, meinte Peter nachdenklich, „irgendetwas stimmt da nicht.“
Während er sich um das kleine Mädchen kümmerte, fing Cecilia wieder an zu stöhnen.
Peter drehte sich zu ihr um, und ohne seine Krankenschwester anzusehen, sagte er zu ihr: „Nancy, übernehmen Sie bitte das Baby, ich werde mich um die Nachgeburt kümmern.“
Doch Peter stellte fest, dass da noch ein weiteres Kind geboren werden wollte. Damit hatte nun keiner gerechnet.
„Das erklärt auch die frühe Geburt und das leichte Gewicht des ersten Kindes“, sagte er erleichtert.
Das zweite Mädchen konnte nur tot geboren werden.
Franziska war eigentlich erleichtert darüber, wusste sie doch, dass diese Kinder nicht aus Liebe gezeugt wurden.
Und Cecilia brauchte etwas Zeit, um die Situation zu verstehen. Sie war sehr erschöpft.
Peter schrieb den Totenschein für das zweite Kind aus. „Ich werde Sie und das Baby mit nach Broken Hill ins Krankenhaus nehmen.“
„Nein, bitte, ich möchte hier bleiben, mir geht es bald wieder gut, bitte.“
„Cecilia“, mischte sich Franziska ein, „das wäre wirklich besser, vor allem, weil die Kleine so winzig ist.“
„Sie hat kein Recht zu leben, man hat sie mir gewaltsam aufgezwungen, aber wenn sie hier überlebt, beweist sie Stärke, dann will ich es als gegeben akzeptieren und sie lieben, wie ein Kind der Liebe.“
Dagegen konnte keiner etwas sagen. Irgendwie hatte man Verständnis für Cecilias Handlungsweise.
Auch Peter war machtlos.
„Ich werde öfters nach Ihnen sehen. Mehr kann ich hier nicht für Sie tun.“ Er gab Anweisungen, wie so ein winziges Menschenkind gepflegt werden musste.
Mit Wärmflaschen, die um das Kind gelegt wurden, schuf man einen improvisierten Brutkasten.
„Wie soll sie überhaupt heißen, Cecilia?“, fragte Peter, bevor er ging.
Cecilia blickte fragend zu Franziska. „Ich weiß es nicht, was meinst du?“
„Cecilia, das ist eigentlich deine Sache.“
„Ja, oder die des Vaters“, sagte sie wütend.
Fred und Peter schauten nun zu Franziska, also erwarteten sie von ihr eine Antwort.
Nach kurzem Überlegen sagte sie schließlich: „Ich habe mich immer gefragt, warum ich damals Cecilia durch Sydney folgte. Hättet ihr mich damals gefragt, so wäre ich sicherlich nicht in der Lage gewesen zu antworten. Aber Fred hatte sofort eine Ähnlichkeit mit Alina bei ihr entdeckt. Und genau das war es. Im Unterbewusstsein folgte ich nicht einer fremden Frau, sondern Alina.“
„Nun komm endlich zum Kern der Sache, Franziska!“, unterbrach sie Fred.
Sie räusperte sich und sprach weiter. „Also gut, was haltet ihr daher von ‚Alina’. Vielleicht lebt ihr Geist in diesem Mädchen weiter, wo doch die Mutter dieser so ähnlich sieht.“
Fred, der neben Cecilia am Bett saß, drückte ihre Hand und nickte ihr zu. „Alina“, flüsterte Fred.
Auch Mamdy und Maggi nickten. Und mit Tränen in den Augen sagten sie auch: „Alina.“
„Gut Franziska, sie soll Alina heißen“, sagte Cecilia mit etwas kühlem Unterton.
Die kommenden Tage waren sehr kritisch, da die kleine Alina nicht zunahm. Doch mit einem Mal platzte der Knoten, und es ging mit ihrem Gewicht ganz allmählich aufwärts.
Sabrina kümmerte sich sehr viel um das Baby Alina, eigentlich mehr als ihre leibliche Mutter. Konnte Cecilia doch immer noch nicht fassen, dass dieses winzige Wesen höchstwahrscheinlich überlebt. Sie musste sich nun Wohl oder Übel damit auseinandersetzen, dass dieses ungewollte Kind ihrer Liebe bedarf. Noch sträubte sich Cecilia gegen diesen Gedanken.
Fred kam öfters am Tag zu Cecilia, auch um sich, wie er sagte, nach dem Wohl des Kindes zu informieren.
Inzwischen war Cecilia in ihr eigenes Cottage umgezogen. Fred
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