Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
der Fahrt nach Hause von Cecilia und Bradley.
Bevor Franziska und Kevin wieder nach Sydney mussten, hatten sie noch drei Tage Zeit für sich. Diese genossen sie gründlich, vor allem allein.
Franziska erzählte ihm nun alles, auch dass sie damals keineswegs arm war. Sie wollte das eigentlich erst erzählen, wenn sie einmal verheiratet war, aber das spielte nun keine Rolle mehr. Kevin hatte das Recht, einfach alles über sie zu erfahren.
Sie ritt mit ihm weit in den Busch, auf den Felsen über dem Wasserfall. „Einen Tagesritt von hier war Sabrina, als sie verschwunden war. Ich habe damals dieses Plateau für mich entdeckt. Komm mit und schau dir die faszinierende Aussicht an.“
Weit über das Land konnte man von diesem Platz aus sehen. Bergketten, deren Täler im Dunst verschwanden, Wälder mit ihrem immergrünen Blätterdach, und Teebaumplantagen anderer Farmen lagen weit unter ihnen. Hinter ihnen lag Mozzie, da war die Sicht durch den Busch versperrt. Vor ihnen, irgendwo weit hinter dem Horizont, war Brisbane. „Ein wirklich wundervoller Platz, Franziska.“ Er nahm sie in seine Arme und entführte sie in eine ganz andere Welt, in eine Welt der Gefühle. Nur die Tiere des Busches waren Zeuge.
Reinkarnation von Alina
Die wenigen Tage vergingen wie im Fluge. Aber sie waren sehr schön. Nun saß Kevin wieder in seiner Zelle und wartete auf den Gerichtstermin.
Mr. Marty Williams riet Franziska, nach Hause zu fahren. „Ich informiere Sie rechtzeitig, damit Sie noch Gelegenheit haben, hierher zu kommen. Das ganze Verfahren wird teuer genug. Sie können hier sowieso nichts mehr tun, da können Sie auch zu Hause auf den Termin warten. Ich denke, mit acht Wochen Wartezeit können wir rechnen.“
Damit verabschiedeten sie sich voneinander.
Die Fahrt nach Mozzie erschien Franziska endlos lang. Ihre Gedanken gingen immer wieder zu Kevin, zu dem was ihm vorgeworfen wurde und auch an ihre gemeinsame Zukunft. Wie sollte sie aussehen? Würde er über alles hinweg kommen? Könnte sie selbst die Lücke von zehn Jahren schließen?
Nach vielen Stunden Fahrt konnte Franziska von weitem Mozzie erkennen.
„Ein Glück, dass du kommst, bei Cecilia haben die Wehen eingesetzt. Ich weiß gar nicht, was ich da tun soll. Bis jetzt habe ich noch nie ein Kind bekommen“, wurde sie aufgeregt von Fred empfangen.
Lachend erwiderte Franziska: „Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern. Aber es ist trotzdem noch viel zu früh!“
„Ich hoffe, es macht dir nichts aus, dass wir sie bei dir untergebracht haben. Ihr Cottage ist zwar fast fertig, aber es fehlt noch an einigem Mobiliar.“
„Ist schon in Ordnung Fred!“
Als Franziska ihr kleines Haus betrat, sah sie Mamdy und Maggi aufgeregt umherlaufen.
„Nun wird alles gut“, hörte sie Maggi sagen.
Mit einem kurzen Blick erfasste Franziska den Ernst der Lage. Sie setzte sich auf das Bett und nahm Cecilias Hand. Sanft und beruhigend streichelte sie diese. „Cecilia, wann wäre der richtige Zeitpunkt?“
„Erst in sechs Wochen“, brachte sie stöhnend hervor.
Mit Augenkontakt gab Franziska zu verstehen, dass sie von Maggi abgelöst werden wollte. Diese übernahm den Platz am Bett und tupfte mit einem kalten feuchten Lappen Cecilia die Schweißperlen von der Stirn.
Über Funk stellte Franziska eine Notverbindung mit den fliegenden Ärzten her. Zum Glück hatte Peter Dienst und war auch nicht weit von ihrer Farm entfernt.
„Andy, nimm den Wagen und hole den Doktor von der Landebahn ab.“ Sie warf ihm die Autoschlüssel zu.
Na, da staun ich aber, dachte Andy, das gab es ja noch nie. Dabei habe ich noch nie hinter einem Lenkrad gesessen. Aber zugesehen habe ich oft, so schwer wird es schon nicht sein.
Er setzte sich hinter das Steuer. „Also, den Schlüssel hier rein, umdrehen und hier unten drauftreten. Huch, es fährt ja schon.“ Andy vergaß vor Schreck, dass ein Auto mehrere Gänge hat, demnach fuhr er bis zur Landebahn im ersten Gang.
Peter war schon mit seiner Krankenschwester Nancy eine Weile da, als beide von weitem ein Auto sahen. Es fuhr so langsam, dass man bequem nebenher laufen konnte.
„Hallo“, begrüßte er Andy „du hast es nicht gerade eilig. Das Kind ist wohl schon geboren?“
„Na, du machst wohl Witze, ich bin froh, dass ich überhaupt hier angekommen bin. Franziska schmiss mir die Schlüssel zu, damit ich dich abhole, aber ich habe noch nie ein Auto gesteuert.“
Peter lachte herzzerreißend. „Das sieht ihr wieder einmal ähnlich.
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