Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
keine Sorgen. Ich schaffe schon alles. Wann denkst du, dass sie von Lismore zurückkommen?“
„Na ich vermute, wenn sie Vieh gekauft haben, treiben sie es hierher, und das wird eine Weile dauern. Sicher reitet Sabrina mit.“
„Ich wünsche dir viel Glück, Franziska, und dass du nicht allein zurückkommst.“
„Danke, Cecilia, das hoffe ich auch.“
Es war noch dunkel, als Franziska losfuhr. Sie rechnete damit, dass sie gegen sechzehn Uhr in Sydney ankommen würde.
Sie stieg wieder im ‚Hotel Inter-Continental Sydney’ , ab. Telefonisch meldete sie sich bei Marty Williams an.
„Ich bin hocherfreut, dass sie schon hier sind, Mrs. Winter“, sagte er am anderen Ende der Leitung. „Kann ich Sie morgen früh um acht Uhr in meiner Kanzlei erwarten?“
„Aber natürlich, ich werde pünktlich sein.“
Sie hatte eine sehr unruhige Nacht. Ihre Träume machten mit ihr, was sie wollten. Sie träumte von Kevin, wie sie sich liebten und dann wie er im Gefängnis misshandelt wurde, wie er litt, dabei rief er immer wieder ihren Namen. Sie rannte und rannte, um ihm zu helfen, kam aber nirgends an. Plötzlich sah sie Kevins Hände. Sie griffen nach ihr, aber er konnte sie nicht festhalten. Sie rutschten ab, und sie fiel und fiel immer tiefer, dabei schrie sie Kevins Namen. Dabei schlug ihr Kopf immer wieder pochend an einen harten Gegenstand. Fransiska hatte Angst und schrie weiter. Das Pochen hörte nicht auf. Schweißgebadet und völlig außer Atem wachte sie auf. Es klopfte an der Tür. Das war das Pochen, dachte sie.
Eine Stimme rief vom Flur: „Mrs. Winter, ist bei Ihnen alles in Ordnung?“
Franziska schlüpfte in ihren Morgenmantel und ging barfüßig zur Tür.
„Ja, danke ich habe nur schlecht geträumt“, sagte sie völlig außer Atem durch die geschlossene Tür.
„Ist gut, Ma’am, ich wünsche Ihnen angenehmere Träume. Gute Nacht.“
„Danke.“
Verstört blickte sie auf die Uhr. Es war erst drei Uhr, aber sie hatte Angst wieder einzuschlafen und so etwas Unsinniges weiter zu träumen. Also nahm sie sich ein Buch aus der kleinen Bibliothek, die im Zimmer untergebracht war. Sie setzte sich in den bequemen Ohrensessel, deckte sich mit einer Decke zu und las.
Große Enttäuschung
Sabrina bereitete an diesem Morgen den Viehtrieb vor. Die Schafe schickte sie mit vier Viehtransportern nach Mozzie. Sie wollte diese begleiten. Fred und Andy trieben die Rinder bis zu ihrem Ziel.
Fred hatte diesen Vorschlag gemacht. Er hatte keine Lust, dabei zu sein, wenn Sabrina erfuhr, dass man sie reingelegt hatte. Bis er mit Andy und den Rindern auf Mozzie ankam, würde sich die Anspannung schon gelegt haben.
Schon von weitem sah Cecilia die Staubfahne, die die Fahrzeuge aufwirbelten. Ein Glück, dass Bob wusste, was zu tun war. Er öffnete das Gatter, damit die Fahrzeuge mit der Bordwand heranfahren konnten. Die Schafe rannten freiwillig von dem Transporter runter auf die Wiese. Man merkte ihnen an, dass sie froh waren, die Tortur überstanden zu haben. Als alles erledigt war, duschte sich Sabrina den roten Staub von der Haut, zog das hübsche blaue Kleid an und wollte zu Neil gehen.
„Hallo Sabrina“, rief Cecilia ihr zu, „trinkst du mit mir eine Tasse Tee?“
„Eigentlich wollte ich zu Neil, aber gut, das kann ich ja immer noch.“
Cecilia war froh, dass Sabrina sich ein bisschen Zeit nahm. „Du weißt doch sicher, wo deine Mum ist?“
„Ja, sie hat mir einen Zettel auf den Tisch gelegt. Hoffentlich klappt alles, ich wünsche es ihr. Sie hat doch solange auf ihren Kevin warten müssen. Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ...“
Cecilia unterbrach Sabrinas Redefluss. „Sabrina, ich glaube, es gibt auch für dich ein kleines Problem, deswegen will, oder besser gesagt, soll ich mit dir reden.“
„Soll? Von wem aus?“
„Deine Mum wollte es dir eigentlich selbst sagen, aber da kam der Anruf aus Sydney dazwischen. Nun hat sie mir die Aufgabe übertragen, und ich weiß nicht, wie ich es anfangen soll.“
Sabrina lächelte. Sie griff nach Cecilias Hand, die neben der Teetasse lag. „Mach es dir nicht so schwer, Cecilia, sag was du sagen sollst. So schlimm kann es doch gar nicht sein!“
„Ich glaube schon, dass es schlimm für dich ist.“ Verlegen schaute Cecilia an sich herunter, um den Blickkontakt zu Sabrina zu vermeiden. „Also, wenn das gleich eine Übung sein soll, was mich mal erwartet, wenn meine eigenen Kinder groß sind, dann graut es mir jetzt schon davor.“ Sie holte
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