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Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Titel: Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Röbel
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Chance? Es sieht nicht gut aus, da sich doch keine Zeugen gemeldet haben.“
    „Tja, das stimmt leider, es haben sich keine Zeugen gemeldet. Das heißt aber für mich, dass ich mich ein bisschen mehr ins Zeug legen muss. Beim Plädoyer muss ich die Geschworenen und den Richter davon überzeugen, dass Ihr Kevin unschuldig ist, – so einfach ist das.“ Mit einem missglückten Lächeln wollte er eigentlich Franziska Mut machen. Achselzuckend ging er weiter.
    Überall auf den Gängen standen die Menschen, die sich für die Verhandlung aus irgendwelchen Gründen interessierten. Vor allem Presseleute waren jede Menge zu sehen, sie befragten die Leute nach irgendwelchen Dingen.
    Plötzlich kam Mr. Williams, zog Franziska am Arm in eine Ecke, wo sie ungestört miteinander reden konnten.
    „Mrs. Winter“, flüsterte er, „ich habe gerade gehört, dass sich ein Zeuge gemeldet hat.“
    „Was, das ist doch toll“, flüsterte sie zurück.
    „Ja, wir wollen nur hoffen, dass es ein Zeuge ist, der für uns aussagt und nicht gegen uns. Ich weiß nichts weiter, als dass sich ein Zeuge gemeldet hat. Auf welcher Seite er steht – keine Ahnung.“ Dabei hob er die Schultern, um seine Ahnungslosigkeit zu untermauern.
    Franziska war ganz aufgeregt und fing an aufgeregt von einem Bein auf das Andere zu treten und an sich herumzuzupfen.
    Ein Klingelzeichen gab bekannt, dass es weiterging. Und als alle ihren Platz gefunden hatten, teilte der Richter mit, dass vor dem Plädoyer noch ein Zeuge gehört werden sollte, der sich ganz unverhofft meldete.
    „Wie ist Ihr Name?“
    „John Miller.“
    „Sie wissen, dass Sie vor Gericht die Wahrheit sagen müssen. Die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit?“
    „Ja, Sir, das weiß ich, Sir.“
    „… gut, dann fangen Sie mit Ihrer Aussage an und sagen dem hohen Gericht, was Sie wissen.“
    „Tja, Sir, ich kann mich noch ganz genau an diesen Tag erinnern. Ich hatte Telefondienst und bereitete mich eigentlich schon seelisch und moralisch auf meinen Feierabend vor. Da kam ein anonymer Anruf, die Stimme war verstellt, und es hörte sich an, als hätte jemand ein Tuch über den Hörer gelegt. In diesem Anruf wurde mitgeteilt, dass ein Überfall auf die Mineralienschleiferei stattgefunden habe und der Einbrecher bewusstlos vor dem Laden läge. Daraufhin habe ich Meldung gemacht, und wir sind dann sofort mit einer Streife an den betreffenden Ort gefahren.“
    „Obwohl Sie Telefondienst hatten, sind Sie mitgefahren?“
    „Ja Sir, ich sagte doch, dass es kurz vorm Feierabend war und meine Telefonablösung war bereits da. Da aber bei der Streife noch ein Mann fehlte, musste ich mit.“
    „Gut, erzählen Sie weiter.“
    „Ja, wo war ich stehen geblieben? Ach ja, wir sind also an diesen Ort gefahren, der uns mitgeteilt wurde. Der Mann lag tatsächlich noch dort, das heißt, er war gerade dabei aufzustehen. Er war sehr benommen. Er griff in seine Tasche und zog ein Taschentuch heraus. Dabei fiel etwas aus seiner Tasche. Mein Chef bückte sich danach und hob einen ungeschliffenen Opal auf. Er sagte, ‚Hier, hier ist der Beweis’, und dann zeigte er uns den Opal.“
    „Und Sie haben ihn sofort festgenommen?“
    „Ja.“
    „Wie hat er sich zu dieser Festnahme geäußert?“
    „Er hat immer gesagt, er sei unschuldig und wurde von hinten überfallen. Er wüsste nicht, wie er an diesen Ort gekommen war.“
    „Und Sie, beziehungsweise Ihre Vorgesetzten, kamen nie auf die Idee, seine Aussage zu überprüfen?“
    „Nein.“
    „Warum?“
    „Ich weiß es nicht. Ich hatte sogar von meinem Chef die Anweisung bekommen, den anonymen Anruf nicht in die Akte einzutragen. Sondern ich sollte diesen Vorfall in der Akte so notieren, dass daraus hervorgeht, dass wegen eines technischen Defektes die Alarmanlage nicht ausgelöst worden war. Und eine Routinestreife habe ihn gefunden.“
    „Und das wunderte Sie nicht?“
    „Eigentlich schon. Eine Meldung über eine defekte Alarmanlage ist nicht eingegangen, und dieses Gebiet wurde damals noch nicht routinemäßig kontrolliert. Aber ich stand kurz vor meiner Pensionierung. Jeder war froh, dass er einen Job hatte, und das wollte ich durch Fragerei nicht aufs Spiel setzten.“
    „Wo finden wir Ihren damaligen Chef?“
    „Der hat vergangenes Jahr Selbstmord begangen.“
    „Na sicher hatte er allen Grund dafür“, meinte ironisch der Richter.
    Nach dieser Zeugenaussage ging alles ganz schnell. Mr. Williams sprach sein Plädoyer, was wesentlich kürzer

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