Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
muss noch rüber“, sagte Franziska zu dem älteren der beiden Männer.
„Sie ist schon unterwegs“, bekam sie zur Antwort.
Als Alina bemerkt hatte, dass die beiden von der Flutwelle erfasst worden waren, klinkte sie ihre Öse ein und wollte so schnell wie möglich über den Fluss. Doch im letzten Moment sah sie, wie Fred und Kevin wie aus dem Nichts auftauchten und bereits halfen. Als das Seil wieder frei war, klinkte dann Alina endgültig ein und zog sich hinüber. Kurz bevor sie am Ufer war, warf sie Kevin ein Seil zu, damit sie nicht noch einmal in den Morast steigen musste.
„Puh“, sagte sie „das war aber knapp, sozusagen in letzter Minute!“
Kevin nickte und fragte: „Hast du den Wagen gut verankert?“
„Ich denke schon. Wie reiten wir jetzt weiter?“
„Die Frau und das Kind auf je ein Pferd und dann kann es nach Hause gehen.“
„Ich hätte gern etwas Warmes getrunken und einen Happen gegessen“, bemerkte Alina.
„Also gut, nicht weit von hier ist eine verlassene Höhle. Dort machen wir ein Feuer und ruhen uns aus.“
„Fein, Kevin, vielleicht lässt es sich einrichten, dass wir erst morgen früh nach Sonnenaufgang weiterreiten.“
„Natürlich, Alina, das ist kein Problem. Wir haben genug an Nahrungsmitteln mit, um es uns so richtig gemütlich zu machen.“
In der Höhle angekommen, zogen sie sich gleich ihre nassen Sachen aus und wickelten sich in die Decken, die die Männer mitgebracht hatten. Am Lagerfeuer erzählte Kevin, was sich auf der Farm zugetragen hatte, auch das mit Maggi. Alina war entsetzt. Vor Scham liefen ihr die Tränen übers Gesicht.
„Kevin, ich muss bei ihm bleiben. Im Falle einer Scheidung erhält er die Hälfte meines Besitzes. Das kann und darf ich nicht zulassen.“
„Ich weiß“, sagte er tröstend.
„Wie geht es nun Maggi?“
„Schwer zu sagen. Ich weiß nicht, ob sie Schaden davongetragen hat. Jedenfalls wurde sie von ihren Leuten liebevoll unter Schutz gestellt. Sonst wäre ich sicher nicht hergekommen. Es war mir wichtig, sie in Sicherheit zu wissen.“
„Danke, Kevin, auf euch beide ist wenigstens hundertprozentig Verlass. – So, nun möchte ich alle vorstellen“, wechselte Alina das unangenehme Thema.
Kevin hatte Wurst mitgebracht, frisches Brot, sowie Tee, Speck und Erbsen. Von den Erbsen und Speck kochte er eine herzhafte Suppe. Bis zum Sonnenuntergang unterhielten sie sich noch, und danach legten sie sich schlafen. Am nächsten Morgen regnete es noch immer, aber nach dem Frühstück ging es weiter in Richtung Farm. Gegen Mittag kam die Sonne durch, und binnen kurzer Zeit war der Himmel wieder blau, so, als hätte es nie etwas anderes gegeben. Auf einem kleinen Hügel, ließ Alina ihren Hengst halten. „Franziska, Sabrina, schaut euch das an!“
Franziska, die bei Kevin auf dem Pferd saß, schaute in die Richtung, die Alina ihr zeigte.
„Schaut euch das an“, sagte sie nochmals „das, was ihr da seht, soll euer neues Heim sein, das ist Mozzie.“
Franziska konnte vor Staunen nichts sagen. Es war ein kleines Paradies, was sich vor ihr auftat. Durch ein lang gezogenes Tal schlängelte sich ein kleiner Fluss, der an beiden Ufern von grünen Weiden eingerahmt war. Auf der anderen Seite des Flusses standen weit verstreut viele Wirtschaftsgebäude auf einer natürlichen Anhöhe, in deren Zentrum ein hübsches Steinhaus stand. Die zwei Seiten, die man von hier aus sehen konnte, waren mit einer breiten Veranda umgeben. Wahrscheinlich ging die Veranda um das gesamte Haus. Unmittelbar neben dem Hauptgebäude befand sich eine Holzhütte. Hinter den Gebäuden begann der Busch, wobei in östlicher und in westlicher Richtung der Blick frei war und über den Outback schweifen konnte.
„Fantastisch“, sagte Franziska nur.
„Von hier hat man den schönsten Blick auf Mozzie, darum habe ich uns den kleinen Umweg noch gegönnt. Eigentlich kommt man von Osten zur Farm.“
Sie ritten hinunter und hinter der kleinen Brücke stand ein großes Schild ‚Mozzie – Farm’ über einem Tor. Als Franziska mit Kevin darunter durchritt, hatte sie ein eigenartiges Gefühl, was sie nicht erklären konnte. Sie erinnerte sich an einen ähnlichen Glücksmoment, als Martin sie in ihr eigenes kleines Haus in Jürgenstorf führte. Wie lange ist das nun schon her, dachte sie.
Einige Arbeiter kamen den Reitern entgegen. Sogar Robin hatte sich herabgelassen, seine Frau zu begrüßen.
„Das ist mein Mann“, sagte Alina und zeigte mit einer Geste auf ihren
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