Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
„Hast du Lust, gleich anzufangen?“, fragte sie vorsichtig, weil sie nicht wusste, ob Franziska schon etwas anderes für den Abend geplant hatte.
„Nichts lieber als das!“
Und schon ging es los.
Alles, was in der Hütte stand, wurde rausgeschafft und fand in anderen Gebäuden einen neuen Platz. Fred und Kevin bemerkten das aufgeregte Treiben der Frauen und boten ihnen ihre Hilfe an. Diese wurde dankend angenommen. Nach dem alles aus der Hütte geschafft war, wurden Decke, Wände und der Fußboden geschruppt. Kevin und Fred schleppten Möbel heran. Alina holte Reste von Gardinen, die Fred am Fenster befestigte.
Franziska war froh, dass sie sich nicht um Sabrina zu kümmern brauchte. Eine alte Aborigines Frau, Mamdy, brachte Sabrina ins Bett und beobachtete durchs Fenster das ganze Geschehen.
Mit dem Einräumen der Möbel, die Alina von überall herholte, wurden sie erst gegen Mitternacht fertig. Alina, Fred und Kevin verabschiedeten sich ermüdet von ihr. Da stand sie nun, ganz unerwartet in ihren eigenen vier Wänden. Dabei war sie am Nachmittag so traurig gewesen. Sie schaute sich um. Von der Eingangstür trat man gleich ins Wohnzimmer. Alina hatte aus einem alten Lagerraum ein Sofa und einen dazu passenden Sessel geholt, beides stand der Tür gegenüber. Davor war ein kleiner Rauchtisch mit einer geschnitzten Platte. Unter der Sitzgruppe lag sogar ein Teppich. Rechts von der Tür stand ein Schrank mit einem Glasteil, wo sie morgen, wenn Zeit dafür war, ihre mitgebrachten Kostbarkeiten hineinstellen wollte. Links von der Eingangstür ging es zur Küche. Natürlich fehlten dort noch die Möbel, aber es gab fließendes Wasser. Im hinteren Teil der Küche war die Dusche und Toilette abgetrennt. Von der Küche aus kam man ins Schlafzimmer. Groß genug für zwei Betten und einen Schrank. Dahinter war noch ein kleiner Raum, den Sabrina nutzen konnte. Neben dem Bett, was morgen, oder besser gesagt heute aufgestellt werden sollte, blieb immer noch genügend Platz zum Spielen für ein Kind. Franziska breitete glücklich ihre Arme aus und drehte sich lachend in ihrem kleinen Haus herum. „Es ist größer als das in Jürgenstorf“, sagte sie voller Freude. Hier gab es auch elektrisches Licht, sodass Franziska am Abend noch nähen konnte. Alina hatte noch genügend Tüll hiergelassen. Franziska schnitt davon passende Stücke aus und befestigte ihn ganz straff in der Fensterlichte. Daher konnte sie Tag und Nacht die Fenster ganz weit auflassen, ohne dass Insekten in das Innere kommen konnten. Gleichzeitig war eine angenehme Luftzirkulation gewährleistet. Es wurde schon langsam hell, als sie mit allem fertig war. Aber Müdigkeit spürte sie immer noch nicht. Franziska machte sich unter der Dusche frisch und wusch sich ihr Haar. Sie war gerade fertig, als es klopfte.
„Guten Morgen, Franziska“, sagte Alina fröhlich und sah sich um. „Du hast ja noch ganz schön gewirtschaftet.“
„Ja, ich war noch gar nicht schlafen gewesen und bin auch nicht müde. Es gibt so viel zu tun.“
„Es sieht hier ganz toll aus, was willst du denn noch tun?“
„Ach, nur ein bisschen Gemütlichkeit in die Ecken bringen. Da sind noch einige Erinnerungsstücke aufzustellen.“
Alina wandte sich schon um, und wollte gehen, als Franziska sagte: „Was soll ich heute tun?“
„Nichts, du hast heute noch frei. Bring hier erst alles in Ordnung, du würdest ansonsten mit deinen Gedanken sowieso nicht bei der Arbeit sein.“
„Ich danke dir, Alina.“
„Schon gut, bye-bye.“
Als Franziska ihre zwei Kisten im Wohnraum hatte, war sie froh, nun doch endlich alles beieinander zu haben. Sie war fast fertig, als Sabrina angerannt kam.
„Kann ich auch helfen, Mami?“
Franziska handelte in der Erziehung stets nach dem Vorsatz – Sollte ein Kind fragen ob es helfen kann, sag niemals nein. Irgendetwas gibt es immer für eine Kinderhand zu tun. – „Natürlich kannst du mir helfen. Hier bin ich fast fertig, es müsste noch die Veranda gefegt werden. Dann haben wir es geschafft. Schaffst du das?“
Kurze Zeit später saßen beide auf der Veranda.
„Ist das nicht schön hier, Sabrina?“
Sabrina nickte und schlang die Ärmchen um den Hals ihrer Mutter und gab ihr ein Küsschen auf die Wange. Ganz schnell schlief Franziska ein. Die schlaflose Nacht forderte ihren Tribut.
Die Aborigines
„Was soll denn das, wo ist mein Werkzeug?“, schrie Robin, als er aus dem Haus kam und vor der Cottage Franziska schlafen sah. „Ich
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