Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
eine gute Freundin geworden war.
„Pass auf dich auf“, sagte sie leise.
Alina lächelte sie an und nickte. Sie hielt sich am Hals von Axel fest und stieg ins Wasser.
Der reißende Fluss schleppte allerhand Unrat mit sich. Ein toter Koala, ein um sein Leben ringendes Känguru und entwurzelte Bäume. Letzteres war viel im Wasser. Alina versuchte immer wieder, ihnen auszuweichen.
Franziska und Sabrina standen am Ufer und sahen ihr hilflos zu. Du schaffst das, Alina, dachte Franziska.
Die starke Strömung trieb Alina mit dem Pferd, weit flussabwärts. Zum Glück war ihr Seil lang genug. Leise und beruhigend sprach sie auf Axel ein, während sie auf das gegenüber liegende Ufer zuhielt.
Es regnete unaufhörlich, und das Wasser aus Hunderten von Wasserläufen schwoll wie eine riesige Woge an und stürzte den Fluss hinunter. Mit letzter Kraft schleppte sich der erschöpfte Hengst an das seichte Ufer. Alina hing förmlich an dem Tier, da sie sonst im Morast versinken würde. Der Hengst schaffte es, sich und Alina auf einigermaßen festen Boden zu bringen. Nach kurzer Pause ritt sie flussaufwärts, bis sie gegenüber von Franziska am anderen Ufer war. Große Bäume waren hier, an denen sie das Seil befestigen konnte. Mit dem kurzen Seil legte Alina eine Schlaufe, die sie mit einer Öse am langen Seil befestigte. Sie setzte sich selbst in die Schlaufe und zog sich mit den Händen am gespannten Seil wieder über den Fluss zu Franziska und Sabrina zurück. Kurz bevor sie auf der anderen Seite war, rief sie Franziska zu: „Sieh dir genau an, wie ich es mache, es ist ganz leicht.“
Franziska nahm Alina am Ufer erleichtert in ihre Arme.
„So, Franziska, nun bist du dran. Ich komme nach dir und bringe Sabrina mit.“
„Nein, ich will bei meiner Mami bleiben!“
Franziska nickte. „Das will ich auch, ich trenne mich in so einer gefährlichen Situation nicht von meiner Tochter.“
Alina wusste, dass jede weitere Diskussion zwecklos war. Sie holte aus dem Wagen ein weiteres kleineres Seil.
„Setz dich in die Schlaufe, ich werde Sabrina auf deinem Schoss fest an dich binden. – Und du, Sabrina hältst dich ganz toll an deiner Mami fest. Wenn ihr auf der anderen Seite seid, steigt nicht gleich ab, denn das Ufer ist sehr morastig. Zieht euch bis zum Baum. Danach komme ich. So und nun zieh Franzi – bis bald.“
Franziska staunte, dass es tatsächlich klappte.
„Mami, was ist, wenn wir reinfallen?“
„Ich weiß es nicht, Schätzchen, wahrscheinlich sind wir dann eher beim Papi, als uns lieb ist. Sei jetzt still, ich muss mich konzentrieren. Halte dich bloß ganz fest an mir, egal was passiert.“ Franziska spürte, wie Sabrinas kleiner Körper zitterte. Sie wusste nur nicht ob vor Angst oder vor Kälte. Franziska war schon über die Hälfte gekommen, als sie ein Grollen hörte. Sabrina saß rücklings auf dem Schoß und schaute flussaufwärts: „Mami, was ist das, was da kommt?“
Franziska hörte Alina rufen: „Schnell, schnell zieh Franziska.“
Doch bevor Franziska begriff, was geschehen war, befand sie sich schon unter Wasser. Eine gewaltige Flutwelle hatte beide ergriffen.
Fred und Kevin sahen schon von weitem das geschäftige Treiben am Fluss. Sie sahen auch die Flutwelle kommen und ritten wie die Teufel, um noch rechtzeitig helfen zu können. Kevin sprang von seinem Hengst ab, als er sah, dass eine junge Frau mit einem Kind auf dem Schoß von der Welle verschluckt wurde. Er nahm sein Lasso, befestigte es blitzschnell am Pferd und sprang ins Wasser. Er tastete sich am gespannten Seil entlang. Als er die Spannung des Seils spürte, wusste er, dass die tapfere Frau noch daran hing und nicht von der Welle weggespült worden war. Er tauchte und griff nach dem Körper, den er über die Wasseroberfläche hob. Die Frau und auch das Kind waren bewusstlos. Fred half Kevin aus dem Wasser, und sie trugen die Frau und das Kind auf festen Boden. Das Kind spuckte zuerst Wasser aus und öffnete danach gleich die Augen.
„Wo ist Mami?“, sagte sie auf Deutsch, was sie schon lange nicht mehr gesprochen hatte. Und als der fremde Mann sie anlächelte und nichts sagte, wiederholte sie das gleiche noch einmal in Englisch. Genau in diesem Moment kam Franziska zu sich. Als sie zwei freundliche Männer sah und das strahlende Gesicht ihres Lieblings, war sie so glücklich, dass sie weinte. Für einen Moment vergaßen sie Alina, die auf der anderen Seite des Flusses stand und alles hilflos mit ansehen musste.
„Alina
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