Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
es geschafft haben. Wir können auch sofort ablegen. Bitte verabschieden Sie sich, es ist wirklich besser für alle Beteiligten, wenn wir schnell handeln.“
Pfarrer Thörel übergab dem Doktor den Briefumschlag mit seinem Geld, der Schiffspassage und seinem Arztdiplom.
„Vielen Dank für alles Pfarrer Thörel, danke!“, er legte seine Arme um die breiten Schultern des Pfarrers und klopfte ihm dankend auf den Rücken.
Das gleiche tat der Pfarrer. „Behalten Sie mich und unsere kleine Gemeinde in guter Erinnerung und vergessen Sie nicht, Franziska von mir zu grüßen, falls Sie sie sehen.“
„Ich verspreche es Ihnen hoch und heilig“, dabei hob er zum Schwur die rechte Hand „dass ich das tun werde und sobald ich höre, dass es in Deutschland wieder ruhiger ist, werde ich mich bei Ihnen melden.“
„Tun Sie das, ich werde sehnsüchtig auf Nachricht von Ihnen warten, aber erst – wie Sie schon sagen – wenn wieder alles normal ist.“ An den Kapitän gewandt: „Und vielen Dank auch an Sie, Kapitän, dass Sie diese Gefahr auf sich nehmen. Gott beschütze Sie beide und dieses Schiff.“
Der Doktor und der Pfarrer umarmten sich ein letztes Mal. Der Pfarrer ging von Bord. Er wartete im Auto, bis das Schiff abgelegt hatte und fuhr dann erleichtert wieder nach Hause.
Eine Urkunde zum Glück
Nach dem Abendessen lud Franziska all ihre Freunde, für die sie Geschenke hatte, in ihr kleines Wohnzimmer ein. Sie hatte einen Weihnachtspunsch vorbereitet, wie sie es von Deutschland kannte. Es wurden Weihnachtslieder gesungen, und als die Uhr acht Mal schlug, begann sie mit der Bescherung. Sie nahm ein Päckchen, las den Namen vor, der darauf stand, und die betroffene Person musste nun ein Weihnachtslied singen, bevor sie das Geschenk erhielt. Manche sagten auch ein Gedicht auf, oder erzählten eine Weihnachtsgeschichte. Wurde das Päckchen geöffnet, bestaunte jeder den Inhalt. Anschließend sang Franziska mit ihrer Tochter ein Weihnachtslied auf Deutsch und dann kam das nächste Päckchen an die Reihe. Somit zog sich die Bescherung über zwei Stunden hin.
Mamdy wurde noch nie von Weißen beschenkt, weil keiner wusste, was man einer Aborigine schenkt. Als Mamdy eingeladen wurde, ging sie mit gemischten Gefühlen zu der weißen Frau, die sie sehr mochte. Aber als Mamdy ihr Päckchen öffnen durfte, freute sie sich so sehr darüber, dass sie weinte. Sie hielt die Kette vor ihre Augen, schaukelte mit dem Oberkörper hin und her, und sang eine Weise in der Aborigines Sprache. Danach betrachtete sie intensiv das Bild, stand auf und fasste Sabrina mit beiden Händen am Kopf und küsste sie auf die Stirn. Das gleiche tat sie mit Franziska. Als sie sich wieder setzte, sangen Franziska und Sabrina kein Lied. Franziska entschied sich ganz spontan an dieser Stelle für eine Weihnachtsgeschichte. Sie erzählte die Geschichte von einem armen Mädchen. Die Geschichte vom ‚Mädchen mit den Schwefelhölzern’, es stammte aus der Feder von Hans Christian Andersen. „Er war ein dänischer Dichter der von 1805 bis 1875 lebte“, erklärte sie den Anwesenden. Alle hörten gespannt zu und weil der Schluss so traurig endete, sangen sie alle zusammen einige Weihnachtslieder, um wieder in Stimmung zu kommen.
Als an diesem Abend sich alle verabschiedeten, waren sie sich einig, dass dies ein ganz besonderer Tag war, den keiner so schnell vergessen würde. Kevin wollte sich als letzter Gast verabschieden, aber Franziska bat ihn, noch zu bleiben, was er auch sehr gern tat. Es hatte kurz aufgehört zu regnen, und daher setzten sie sich auf die Veranda. Sabrina lag schon im Bett und schlief. Es war ein anstrengender Tag für sie.
„Franziska“, sagte Kevin „du hältst mich vielleicht für einen Narren, wenn ich dir sage, dass – dass ich dich liebe!“ Dabei sah er ihr tief in die Augen.
„Nein, Kevin, da irrst du dich, denn ich empfinde genauso. Aber bitte, lass mir noch etwas Zeit. Ich hätte nie gedacht, dass ich nach Martin einen anderen lieben könnte. Meine Gefühle schlagen zurzeit Purzelbaum, ich muss sie erst einmal gedanklich ordnen.“
„Das verstehe ich sehr gut, ich werde dir Zeit lassen. Ich kann warten.“
„Danke“, erwiderte Franziska und küsste ihn auf die Wange, und er lächelte.
„Ich bin froh, dass Sabrina dich mag. Das macht vieles leichter, auch in meiner Entscheidung.“
„Derjenige, der mit Sabrina nicht klarkommt, ist ein Dummkopf.“
„Ja“, lachte Franziska „und der wohnt nicht weit von
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