Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Titel: Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Röbel
Vom Netzwerk:
Naivität wissen.
    Die Männer lachten. „Ein Junge, mein Kind. Es wird einmal ein prächtiger Hengst werden.“
    Auf der Stirn hatte das Fohlen eine Blesse in der Form eines Tropfens, ansonsten war es dunkelbraun.
    „Sabrina, weißt du einen hübschen Namen für das Tier?“ fragte Mel Mackenzie.
    „Kann ich ein bisschen darüber nachdenken? Mir fällt bestimmt ein schöner Name ein.“
    „Gut, dann warte ich noch bis morgen früh. Reicht die Zeit aus?“
    „Bestimmt“, meinte Sabrina und hockte sich wieder neben das Fohlen und rieb es mit Stroh ab. Das Fohlen versuchte nun auf seinen vier wackligen Beinen zu stehen. Zum Staunen aller klappte es schon beim ersten Versuch.
    „Das geht aber schnell“, meinte Mel „sonst fallen sie immer noch ein paar Mal um, ehe sie stehen bleiben.“
    Das Fohlen drehte sich einige Male auf der Stelle um die eigene Achse. Das sah so lustig aus, dass alle darüber lachten. Doch schließlich fand es die Zitzen der Mutter.
    „Twister“, sagte plötzlich Sabrina „Twister soll er heißen.“
    „Wie kommst du darauf?“ fragte Pascal.
    „Weil er sich dreht wie ist ein Wirbelwind.“ Dabei sah sie sich fragend in der Runde um.
    „Ein toller Name.“
    „Gefällt mir.“
    „Ja, Twister ist wirklich gut.“
    Sabrina hörte von allen Seiten eine Bestätigung ihrer Namenswahl und war stolz darauf.

    Robin hatte wieder einmal seine Trinkerfestspiele, wie Alina es zu nennen pflegte. Er kippte sich ein Bier nach dem anderen hinter die Binde. Bis zum vierten war er einigermaßen normal und nett. Nach dem fünften Bier machte er wie jedes Mal Ärger. Er blödelte rum und beleidigte Alina, wo es nur ging. Sie saß neben ihm am Tisch und trank kühlen Tee. Sie gab sich wirklich große Mühe, nett zu ihm zu sein. Doch plötzlich ohne jeden Grund sagte er lallend zu ihr: „Verwinde von hier.“
    „Warum, ich kann hier genau so gut sitzen wie du?“
    „Hau ab, oder ich smiere dir eine“, brüllte er, dabei war er bemüht, die Worte richtig auszusprechen. Aber durch den Alkoholspiegel, den er intus hatte, kamen nur Wortstümmel hervor.
    Alina hatte Angst vor ihm. Wenn er im Suff wütend wurde, war ihm alles zuzutrauen. Also stand sie auf und ging in die Küche.
    „Wate nur du Aas, du betommst noch deine Trafe.“ Hörte sie ihn schreien.
    In solchen Situationen dachte sie oft daran, ihm Rattengift in das Bier zu kippen. Aber ich bin zu blöd für so etwas, sodass ich seinetwegen sicher in den Knast müsste, und dies wäre der Scheißkerl nicht wert, dachte Alina.
    Er nahm sein Bierglas und schmiss es gegen die Glasvitrine. Viele schöne Kristallgläser, die sie von ihren Eltern geerbt hatte, gingen dabei zu Bruch. Alina weinte. Sie nahm Besen und Schaufel, um die Scherben aufzukehren.
    Plötzlich stand Robin mit einer Glasscherbe in der Hand vor ihr. „Ich sagte doch, du sollst verwinden!“, lallte er. Dabei hielt er sie an dem geflochtenen Haarzopf fest und mit der anderen Hand fuchtelte er vor ihrem Gesicht herum, immer noch die Scherbe in der Hand. Alina wusste, wenn sie jetzt schrie, drehte er vollständig durch und würde sie verletzen oder sogar töten. Darum zeigte sie sich äußerlich ganz cool. Ganz langsam befreite sie sich von ihm, dabei sah sie ihm direkt in die Augen. Hinterher staunte sie über sich, dass sie zu so einer Ruhe fähig war. Sie versteckte sich in ihrem eigenen Haus vor dem wahnsinnigen Mann. Robin trank weiter, bis er umfiel.
    Später, als Alina sicher war, dass er schlief, kam sie aus ihrem Versteck hervor und stellte fest, dass er die Hosen voll hatte. Sie stellte sich vor, wie er sich am Morgen vor sich selbst ekelte und musste darüber schmunzeln. Vor allem, dass Sally, Andy, Fred und Kevin da waren, bevor er aus seiner Narkose erwachte. Diese würden ihn auch so sehen mit stinkender Hose.
    In Alina reifte ein Gedanke der Rache. „Wenn ich das nächste Mal in Brisbane bin, werde ich mir einen Notar suchen, um ein Testament aufsetzen zu lassen. Robin würde nach meinem Tod eigentlich alles zustehen, aber ich werde sehen, ob ich ihn auf Grund seines Benehmens enterben kann. Sabrina soll alles bekommen. Franziska und Kevin sollen es verwalten, bis sie alt genug ist.“
    Über Funk hörte Alina, dass es im Norden nicht mehr regnet. Diese Nachricht gab wieder Hoffnung, denn am Morgen, als Robin mit vollen Hosen vom Personal entdeckt wurde, kam das Wasser auch in Alinas Haus gelaufen. Aus Angst vor Krokodilen wurden alte Boote flott gemacht. Mit denen

Weitere Kostenlose Bücher