Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
Blätter, manchmal auch die Wurzeln.
„Die nehme ich selten“, sagte Benala „die Wurzel muss im Boden bleiben, damit neue Pflanze wachsen kann.“
Sie war mit Benala weit gelaufen, und als sie am Waldrand Wildpferde äsen sahen, sagte Susi wie im Trance: „Das kleine Pferd heißt Floh.“
Als sie im Lager zurück waren, deutete Googana das Wort als ersten handfesten Hinweis. „Wo sie herkommt, heißt ein kleineres Pferd Floh.“ Alle nickten zustimmend.
Geister
Mamdy machte seit Sabrinas Verschwinden jeden Abend einen Zauber, um zu erfahren, wo Rina ist. Schon so lange war sie weg. Zu Franziska sagte sie immer wieder: „Rina geht es gut Missy, ist irgendwo bei meinem Volk.“
„Aber warum bringt dein Volk Sabrina nicht zu mir zurück Mamdy?“
„Sie wissen nicht, wer sie ist. Suchen überall, ganz sicher.“
Franziska war verzweifelt, die Ungewissheit trieb sie fast in den Wahnsinn.
Kevin erwies sich immer wieder als guter Freund.
Inzwischen waren einige Monate vergangen, und Mamdy lief Kevin und Franziska über den Weg.
„Warte Mamdy“, Franziska hielt sie am Arm zurück „weißt du etwas Neues?“
„Nein, Missy, nur immer wieder sagen, Rina geht es gut.“
Nach einem tiefen Seufzer wurden Franziskas Augen feucht.
„Warum kommt sie nicht zurück? Sie weiß doch, dass ich mir große Sorgen um sie mache.“
„Nein, Rina weiß sicher nicht, Rina bestimmt Kopf krank. Wird bald wieder gut.“ Bei diesen Worten streichelte Mamdy über Franziskas Arm, eine Geste des Trostes.
„Kevin, ich bin nur in dieses Land gekommen, damit Sabrina eine Überlebenschance hat, aber nun sieht alles so sinnlos für mich aus.“
„Nicht doch“, erwiderte Kevin und strich ihr dabei zärtlich eine braune Locke aus dem Gesicht „es wird sicher alles gut werden. Ich glaube, die alte Mamdy hat Recht. Die Abos verfügen über spirituelle Fähigkeiten. Damit rufen sie ihre Geister, die ihnen dann sagen, wie es einer weit entfernten Person geht. Und wenn Mamdy sagt, dass es Sabrina gut geht, sie sich aber auf Grund einer Verletzung nicht erinnern kann, dann bin ich mir ganz sicher, dass es so sein wird, hab Hoffnung, Franzi!“
Sie nickte und war froh, Kevin zu haben. Er bemühte sich stets, sie auf andere Gedanken zu bringen. Franziska wusste, das ist die allergrößte Liebe. Nichts, aber auch gar nichts könnte sie übertreffen oder gar zerstören.
Ein Neubeginn
Peter und Peter saßen an ihrem letzten gemeinsamen Abend in der Kapitänskajüte und tranken Jamaika Rum. „Morgen früh, sobald es hell wird, laufen wir in den Hafen ein. Ich werde dich zu den Coopers begleiten. Ich war schon lange nicht mehr da, es wird wieder einmal Zeit für einen kleinen Plausch mit alten Freunden. Du kannst dort sicher eine Weile wohnen.“
„Woher kennst du diese Leute?“
„Ach, das ist eine lange Geschichte.“
„Na, dann sag es doch kurz!“
Er zuckte mit den Schultern und meinte: „Na gut, ich will es versuchen. Als ich das erste Mal diesen Hafen anlief, wusste ich nicht wohin und betrank mich in der nächstgelegenen Kneipe. Es war damals nur ein Pub ohne Zimmer. Als ich früh auf zusammengestellten Stühlen erwachte, und ich jeden einzelnen Knochen in mir spürte, machte ich dem Ehepaar den Vorschlag, doch Zimmer zu vermieten. Schließlich war das Haus groß genug. Ich hatte damals eine lange Liegezeit, und da die Coopers die Idee super fanden, half ich, die Idee in die Realität umzusetzen. Der Pub lag günstig am Hafen, dadurch würden ständig Gäste zum Übernachten da sein. Es sprach sich auch schnell rum, weil etwas in dieser Art in der Gegend fehlte. Sie übertrieben auch nie mit den Preisen, sodass es sich jeder vorübergehend leisten konnte.“
„Ist Franziska dort auch abgestiegen?“
„Ja, ich sehe natürlich immer zu, dass nur angenehme Passagiere dort Unterkunft finden.“
„Wird das lange dauern, bis du vom Schiff kannst?“
„Ach wo, dafür habe ich doch meine Mannschaft. Wir legen an, und dann übergebe ich alles an meinen ersten Offizier. Ich hole anschließend die Post im Hafen ab, während du zur Einwanderungsbehörde gehst. Da es bei dir länger dauern wird, komme ich dann dorthin.“
„Ob ich mit den Behörden Probleme bekommen werde?“
„Wieso denn, deine Überfahrt wurde doch subventioniert, weil du Jude bist und in Deutschland verfolgt wurdest. Das stimmt doch, denn du bist ja mit Ach und Krach noch raus gekommen. Dass du zu allem Glück noch Arzt bist, ist nur ein
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