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Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga

Titel: Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angelika Röbel
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Sabrina zu, dass sie in so einer Situation die Nerven behält und Floh nach Hause schickt, um Hilfe zu holen.“
    „Ja, das wird wohl die logische Erklärung dafür sein.“
    „Morgen früh suchen wir wenigstens in der richtigen Richtung.“
    „Morgen früh? Da ist sie doch die ganze Nacht allein da draußen?“
    Kevin nahm sie tröstend in die Arme. „Im Dunkeln finden wir sie nicht. Glaube es mir!“
    Bob kümmerte sich um Floh, und alle anderen gingen schlafen.

    Bei den Aborigines

    Milunca war schon in der frühen Dämmerung auf Jagd. Nebel lag über der Niederung, dadurch wurde die Jagd sehr erschwert. Er entschloss sich, heute zu fischen. Als er in den flachen Flusslauf stieg, um mit dem Speer auf die Fische zu zielen, hörte er ein leises Stöhnen. Er hielt in seiner Bewegung inne und lauschte. Seine ersten Gedanken waren, dass ein verletztes Tier irgendwo in der Nähe lag. Er musste ganz vorsichtig sein, denn verletzte Tiere können einem unvorsichtigen einzelnen Jäger zum Verhängnis werden. Als er endlich die Stelle des Geräusches gefunden hatte, war er sehr überrascht, statt eines verletzten Tieres fand er ein kleines Kind. Vor allem wunderte er sich, dass dieses Kind so früh am Morgen hier lag. Vielleicht lag es auch schon die ganze Nacht hier? Das Kind hatte die Augen geschlossen, aber es schlief nicht. Milunca sah, dass es schwer verletzt war. Er nahm es vorsichtig auf seine Arme und trug es ins Lager. Was würden die anderen sagen, wenn er ohne Beute kam? Aber das war ihm egal, dieses kleine Kind brauchte dringend Hilfe. Milunca war noch sehr jung und daher nicht so kräftig wie ein ausgewachsener Mann. Trotzdem gab er sich große Mühe, das Kind vorsichtig zu tragen, da er nicht wissen konnte, an welchen Verletzungen es litt.
    Als die Bundjalung ihren Stammesbruder kommen sahen, dachten sie, er hätte ein großes Tier erlegt. Doch je näher er kam, umso erstaunter wurden sie. Milunca hatte ein Kind auf den Armen. Ein weißes Kind, dessen blonde Locken nach unten hingen. Es bewegte sich nicht. „Milunca, was hast du auf den Armen?“ wollte der stammesälteste Googana wissen.
    „Ich habe sie am kleinen Flusslauf gefunden. Ab und zu stöhnt sie. Ich konnte sie doch nicht dort liegenlassen!“
    „Nein, Milunca, du hast es richtig gemacht.“
    Zu einer älteren Frau sagte er: „Benala bereite für das Kind ein Lager vor, kannst du diesem Kind helfen?“
    Benala zuckte mit den Achseln. Aus Gras, Blättern und Moos wurde für Sabrina ein besonders weiches Lager hergerichtet. Nach dem sie das Kind untersucht hatte, machte sie ein sehr ernstes Gesicht und sprach mit Googana. „Das Kind ist sehr schwer verletzt. Zu wem gehört es? Es müsste schnell von einem weißen Arzt behandelt werden.“
    „Wir wissen nicht, zu wem sie gehört. Hier sind keine Farmen in der Nähe. Bis zu den nächstliegenden Farmen sind es ungefähr zwei Tagesmärsche. Wenn wir das Kind auf eine Farm bringen, denkt man doch sofort, wir hätten etwas mit ihren Verletzungen zu tun. Wir warten, bis unsere Kundschafter herausfinden, wo ein Kind vermisst wird. Du kannst wohl nichts für sie tun?“
    „Ich versuche es, aber es wäre besser, wenn sie die Augen aufmachen würde und mir sagen könnte, wo es ihr weh tut.“
    „Ich verstehe dich, aber bis sie es dir sagen kann, musst du versuchen, sie so zu heilen.“
    „Ich werde es versuchen.“ Und damit ging Benala in den Busch, um Pflanzen, Wurzeln und heilsame Blätter zu sammeln. Wieder im Lager angekommen, begann sie sofort die Wurzeln und Pflanzen zu Brei zu zerstampfen. Dafür nahm sie einen großen Knochen, den sie wie einen Mörser benutzte. Der Brei roch eigenartig. Sabrina wurde noch einmal von ihrem Lager gehoben. Benala bestrich das Moos und die großen Blätter mit dem Brei. Darauf bettete man nun wieder Sabrina. Ihren gesamten Körper strich Benala mit dem komisch riechenden Brei ein, und obenauf kamen wieder Blätter. Damit alles nicht verrutschte, band sie die Blätter mit Tiersehnen fest, vor allem an den Armen und den Beinen. Selbst auf die Platzwunde am Kopf kam der Pflanzenbrei. Diese Prozedur wurde dreimal am Tag durchgeführt. Jedes Mal, wenn Sabrina – ausgeblättert – wurde, wusch Benala sie gründlich ab, da der Brei eine feste Kruste bildete. Ausnahmslos alle machten sich inzwischen große Sorgen um das Kind. Sie lag nun schon mehrere Tage, ohne sich zu rühren.
    „Wenn sie nicht bald die Augen aufmacht, wird sie verhungern!“, bemerkte Benala

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