Unterm Kreuz des Südens. Eine australische Familiensaga
besorgt.
„Ja, und wir wissen immer noch nicht, zu wem sie gehört!“, war Googanas Antwort darauf.
Zwei Tage später, als Benala ihr den frischen Brei auf den schwachen Körper strich, kam Sabrina endlich zu sich und rümpfte die Nase, weil es so toll stank. Sie erschrak, als sie in ein dunkles fremdes Gesicht sah. „Wer bist du?“, fragte Sabrina auf Deutsch.
Aber Benala verstand sie nicht und lächelte sie dafür an.
Sabrina versuchte, sich von ihrem Lager zu erheben, doch als sie die Schmerzen spürte, blieb sie liegen, und die fremde Frau nickte ihr zustimmend zu. Sabrina merkte bald, dass sie keine Angst zu haben brauchte. Diese Menschen sind freundlich und wollen ihr nur helfen. Warum bin ich hier? Was ist passiert?, ging es Sabrina durch den Kopf. Aber sie konnte sich an nichts erinnern. Und je mehr sie nachdachte, umso mehr schmerzte ihr der Kopf. Ein junges Mädchen kam zu ihr und brachte ihr eine Schale mit einer weißen Flüssigkeit darin. Das Mädchen hielt ihr die Schale an den Mund und mit der anderen Hand stützte sie den Kopf des Kindes. Sabrina dachte, dass Milch in der Schale war, aber es schmeckte anders, aber trotzdem gut. Sie trank alles aus und schlief bald wieder ein.
„Gut, dass sie endlich wach wurde, nun wird alles gut werden“, sagte Benala zu Googana.
Er nickte zufrieden.
Aber so einfach war es leider nicht, wie es die beiden Aborigines dachten. Sabrina konnte sich an nichts erinnern. Sie wusste nicht, wer sie war, auch konnte sie nichts über ihre Herkunft erzählen. Milunca munterte sie auf, indem sie immer wieder Spiele machten. Jeder nannte Tiere, die er kannte. Dadurch wollte Milunca erfahren, aus welcher Gegend sie stammte. Sabrina nannte Hund, Katze, Wolf und Fuchs. Aber damit konnte Milunca nun nichts anfangen. Und zu allem Unglück sprach sie fast nur Deutsch. Die Tiere nannte sie in Englisch.
Die Kundschafter, die Googana losgeschickt hatte, waren alle zurück, aber keiner brachte eine positive Nachricht mit. Inzwischen konnte Sabrina wieder ihre Arme bewegen, aber die Erinnerung wollte einfach nicht zurückkommen.
Das junge Mädchen sagte: „Ich bin Apalie und du?“
Sabrina fing an zu weinen. „Ich weiß es nicht, warum weiß ich es nicht, wie ich heiße?“, rief sie verzweifelt in reinem Englisch.
Apalie nahm das verzweifelte Kind in die Arme, um es zu trösten. Sie schaukelte mit ihrem Oberkörper, wiegte somit Sabrina und sang dazu eine leise Melodie. Sie konnten sich inzwischen denken, dass dieses Kind nicht hier geboren war, weil sie in einer fremden Sprache erzählte. Aber es war ihnen auch klar, dass sie nicht in kurzer Zeit das Englisch der Weißen lernen konnte. Sie war demnach schon länger in diesem Land. Jeder des Stammes führte hin und wieder mit dem Kind belanglose Gespräche, um ihrem Gedächtnis auf die Sprünge zu helfen.
Googana zeigte Sabrina seine Narben und erzählte ihr, wie er sich diese zugezogen hatte. Über die Brust hatte er eine sehr breite Narbe. „Das ist Mutprobe gewesen. Ich sehr jung und kämpfte mit Dingo.“ Er sah Sabrina an, um ihre Reaktion zu deuten. „Du auch mit Dingo gekämpft?“ Dabei zeigte er auf ihre Narbe am rechten Unterarm.
„Nein, das war kein Dingo, sondern ein Schuss von meiner Mum.“
„Erzähle mir mehr davon“, sagte Googana.
„Was habe ich jetzt gesagt, ich weiß nicht, woher die Narbe ist.“
„Du sagtest, es war ein Schuss. Hast gar nicht überlegt, einfach erzählt.“
„Ja, aber ich weiß nicht, warum ich das erzählt habe.“
„Richtig, du weißt es nicht, aber dein Kopf weiß. Versuch zu überlegen, wollte deine Mum dich erschießen?“
„Woher soll ich das wissen, nein, ich weiß es nicht“, rief Sabrina weinend.
„Schon gut, wie sollen wir dich nennen, Kind? Wie ist dein Name?“
Sabrina überlegte in der Hoffnung, der Name würde ihr einfallen. Plötzlich sagte sie „S u s i ?“, es war der Name ihrer Puppe, aber das wusste sie nicht.
„Du heißt also Susi?“
„Ich denke schon, aber ganz genau weiß ich es nicht!“
„Gut“, sagte Googana „nennen wir dich Susi. Ja?“
Sabrina nickte, aber sie fühlte, dass der Name falsch war. Susi war wieder geheilt und konnte laufen. Sie versuchte die Sprache der Abos zu lernen. Aber an ihre Familie und an die Farm konnte sie sich immer noch nicht erinnern. Mit der Heilerin Benala ging sie immer in den Busch. Von ihr lernte sie, wie man Medizin herstellte. Von einem ganz bestimmten Baum nahm Benala die Rinde und die
Weitere Kostenlose Bücher