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Unternehmen CORE

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Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Ausstellungsgelände – durch Wasserkraftwerke, die in den Bergen mit ähnlichen Turbinen ausgestattet waren.«
    Zwischen großen Gabelbissen mit Lammkotelett drängte Cyrus weiter. Der Anwalt kam seinen Bitten nach. »Die ersten Jahre der Ehe stellten für Lily eine große Belastung dar. Amerika war dem großen Krieg beigetreten. Mineralvorkommen waren wichtig. Max war oft wochenlang fort, östlich der Sierra. Das war kurz vor deiner Geburt, aber als du kamst, warst du ein wohlversorgtes Kind. Und dann, natürlich … du weißt, was passierte, als der Aktienmarkt zusammenbrach. Deinen Vater und Großvater hatte es schwer getroffen.«
    Hier begann die epische Erzählung des Anwalts vertraute Bereiche von Cyrus’ Erinnerung zu betreten. Im eukalyptusbeschatteten Burlingame, unten auf der Halbinsel, erlag Großvater Gillis einem nun, wahrscheinlich war es ein Herzinfarkt. »Und dein Vater mußte sich um einen neuen Job umsehen. Die Fakultät der Mackay School of Mines bestand traditionell aus drei Mitgliedern; da ein ausgezeichneter Gentleman in diesem Sommer früh verstorben war …«
    Cyrus nickte. Natürlich hatte sein brillanter Vater die Stelle bekommen.
    »Es gab eine Menge hochqualifizierter Bewerber für die freie Stelle«, fuhr der Anwalt fort. »Einige Vorstandsmitglieder der Universität, Kalifornier, die nur dem Namen nach aus Nevada waren, verdankten den größten Teil ihrer bescheidenen Vermögen Max Hudder; sie waren vorsichtiger als er gewesen und hatten auf ihr Geld aufgepaßt.«
    In den frühen dreißiger Jahren war die Familie – Cyrus war zehn Jahre alt – nach Nevada umgezogen. Die Reise hatte sich ihm eingeprägt, da sie mit der Eisenbahn fuhren – nicht wie gewöhnlich, sondern in einem Privatabteil.
    »Worauf ich hinaus möchte, Cyrus, ist: Die Gefallen, die dein Vater vor zwanzig oder dreißig Jahren anderen erwiesen hatte, sind nun zu Geld auf seiner Bank geworden.«
    Cyrus kaute und überlegte. »Mein Vater hat es zurückgewiesen«, sagte er. »Denke ich.«
    »Tat er das? Er hat nichts davon verlauten lassen.« Der Anwalt ließ den Blick von Cyrus auf seinen Teller schweifen. »Das Lamm ist okay, hoffe ich.«
    »Ja, Sir.« Er kaute weiter, schluckte und sah zu seinem Wohltäter. »Ich glaube nicht, daß Sie das alles während eines Billardspiels erfahren haben, Sir.«
    »Cyrus, tu mir einen Gefallen. Kümmere dich nicht darum. Wenn du meine Hilfe brauchst, dann ruf mich an. Hier ist meine Karte.« Der Name auf der Karte lautete Fortnam Pearce III; er lächelte Cyrus zu. »Ich möchte, daß du eines verstehst: du mußt nicht mehr in einer Spielhalle arbeiten. Max hat dafür vorgesorgt. Und du mußt auch nicht an der Universität in Nevada bleiben. Du kannst höherer Ziele verfolgen. Princeton, zum Beispiel. Ich kenne deine Qualifikationen. Es würde mich freuen, einen Brief aufzusetzen.«
    »Es gefällt mir in Nevada.«
    Der Anwalt nickte. »Schön. Schrecke nicht davor zurück, deine Meinung zu ändern. Du mußt selbst entscheiden. Du bist nicht zu einer vorbestimmten Zukunft verdammt wie ein Verurteilter zu seiner Gefängnisstrafe. Du bist frei!«
     
    Rote und blaue Lichter leuchteten durch den Nebel. Eine Lautsprecherstimme krächzte ihn an. »Wie geht es Ihnen, Mister?«
    Cyrus drehte sich zum schwarz-weißen Streifenwagen um, der hinter ihm angehalten hatte; stumm blitzten seine Alarmlichter. Der Beamte innen beugte sich über den Vordersitz und leuchtete ihm mit einer Taschenlampe ins Gesicht. Ein dünner Regen aus Nebelpartikel bewegte sich durch ihren Strahl.
    »Ich beabsichtige nicht, die Brücke seitwärts zu verlassen, Officer«, sagte Cyrus. »Wenn es das ist, was Sie beunruhigt.« Sofort tat es ihm leid, es auf diese Weise gesagt zu haben. Ungewöhnliche Worte waren in dieser Situation nicht angebracht.
    »Treten Sie bitte näher und zeigen Sie mir Ihren Ausweis.« Der Polizist sah ihn unverwandt an, seine Stimme kam allerdings aus dem Lautsprecher auf dem Dach des Streifenwagens. »Bewegen Sie sich langsam.«
    »Wie Sie meinen.« Cyrus schlug den Mantel zurück und griff nach seiner Brieftasche. Bevor er sie aus der Innentasche ziehen konnte, hörte er unverständliche Stimmen, die aus dem Funkgerät im Wageninneren kamen.
    Der Polizist sagte etwas, das Cyrus nicht verstehen konnte. Dann erklärte eine Lautsprecherstimme. »Danke, Sir. Geben Sie bitte auf sich acht.« Er hatte kaum den Satz zu Ende gesprochen, da begann die Sirene des Wagens zu heulen, der Motor röhrte

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