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Unternehmen CORE

Unternehmen CORE

Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Fixierung von Legierungen. Einrichtungen, von denen Cyrus sein ganzes Berufsleben lang geträumt hatte.
    Er requirierte einen Mitarbeiterstab von jungen engagierten Chemikern, Metallurgen und Physikern, die aus Algerien, Korea, Pakistan oder anderen kapitalschwachen Ländern stammten, Leute, die so klug und intelligent waren wie die Wissenschaftler, mit denen er früher zusammengearbeitet hatte. Als er nach einiger Zeit Zugang zu leistungsfähigen Computern benötigte und die Hilfe von Programmierern, die seine Gleichungen in anwendungsfähige Programme übersetzten, stellte Noramar auch diese zur Verfügung. Es schien, daß kein Material zu selten, kein Gerät zu teuer, keine Information zu entlegen war, als daß Noramar sie in angemessener Zeit nicht bereitstellen konnte. Sie gaben ihm alles, nur keine Publicity.
    Von Anfang an war die Halle von einem hohen Zaun umgeben, der von Wachen patrouilliert wurde; aber sie waren dazu da, andere fernzuhalten, nicht, um Cyrus einzusperren. Er wußte, daß man ihm manchmal folgte, daß sein Telefon abgehört und seine Post geöffnet wurde; das war Teil des Vertrags, genauso wie damals in Los Alamos und bei Gibbs. Sie nahmen sein Privatleben, schenkten ihm dafür aber Komfort. Sein texanischer Führerschein wies ihn als Hiram Daniel aus, er wohnte in einem kleinen teueren, im pseudo-französischen, antikisierten Provinzstil erbauten Haus aus roten Backsteinen an den grasbewachsenen Ufern eines kleinen Bayous, der von mächtigen Eichen überschattet wurde. Cyrus fand keine Freunde unter den reichen Nachbarn, deren Häuser ebenso unsichtbar waren wie seines. Er schloß lediglich einige Bekanntschaften mit Mitarbeitern seines Stabes; solange er arbeitete, brauchte er keine Menschen, die ihm nahestanden. Nur Edward leistete ihm Gesellschaft.
    Manchmal nahm Edward ihn zum Einkaufen mit, eine seiner Lieblingsbeschäftigungen; Edward liebte die Discounters, die aus fünf Hektar Parkplatz und zwei Hektar Einkaufsfläche bestanden. Sie rüsteten Expeditionen aus und kamen mit zusammengeklappten Aluminiumgartenmöbeln, Säcken mit Mesquit-Brennholz, Kartons mit Geschirrspülmitteln, eingefrorenen Steaks/Koteletts und Kästen mit Perrier und Gin zurück.
    Warme Abende verbrachten sie auf Cyrus’ Veranda, vom Grill zog der Barbecue-Duft zu ihnen herüber. Edward liebte es, über Kunst, Musik, Wissenschaft zu sprechen; nichts, worüber Cyrus sich unterhalten wollte, jedoch schien er für Politik nicht viel Interesse aufzubringen. Edwards liebstes Thema war Thomas Golds’ Hypothese von Gasvorkommen im Tiefengestein; ihre Abende entwickelten sich oft zu Monologen, die Edward zu diesem Thema hielt.
    Nachdem ihm aufgefallen war, daß Kohlenstoff in einfachen Meteoriten – diesen Antiquitäten des Sonnensystems, die noch aus einer Zeit vor der Entstehung der Erde herrühren – bereits in komplexen Kohlenwasserstoff-Verbindungen vorlagen, die nicht von lebendigen Wesen stammen konnten, entwickelte Gold die Hypothese, daß unser Planet, der aus solchen Meteoriten zusammenwuchs, immense Vorkommen dieser nicht-biologischen Kohlenwasserstoffe beherbergen mußte: Öl und Gas, die sich nicht aus dem Verfallsprozeß von Pflanzen, Fischen oder Mikroorganismen bildeten, sondern in ursprünglicher Form, tief im Inneren der Erde, vorliegen mußten. Golds Theorie war eine Zusammenstellung von Anekdoten und Seltsamkeiten; sie baute auf solchen Beweisen auf wie die Feuersäulen, die manchmal nach Erdbeben zu beobachten sind, auf die Eruptionen gashaltiger Moore, auf Hexenlichtern und dem seltsamen Verhalten von Tieren unmittelbar vor Beben. Klug extrapolierend, erklärte Edward diese und andere Phänomene.
    »Nimm zum Beispiel Tiefenbeben«, sagte Edward dann enthusiastisch und nippte an seinem Perrier mit Zitrone. »Niemand hat bislang zufriedenstellend Tiefenbeben erklären können, Beben mit Hyperzentren, die siebzig Kilometer tief liegen – manche sogar sechshundertundsiebzig Kilometer tief. Die meisten Erdbeben entstehen durch das plötzliche Aufbrechen von Gestein, das Spannung akkumuliert hat – aber wie kann in einer Tiefe von fünf, in den meisten Fällen von fünfzig Kilometern, Gestein aufreißen? In dieser Tiefe befindet es sich unter so hohem Druck, daß sich kein Riß auftun kann; in dieser Tiefe ist das Gestein heiß und formbar, es würde einfach, nun, ausströmen.« Edward wischte den unausgesprochenen Einwand fort. »Ich weiß, Gestein in Subduktionszonen ist relativ kühl und naß –

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