Unternehmen CORE

begegnete, zu erzählen. O ja, das war schon öfters vorgekommen, sagte ihm jemand; die Tablette schäumt im Inneren des Vogels explosionsartig auf und nimmt ihm die Luft, erstickt ihn …
    Cyrus glaubte zu wissen, daß Gerken das Erdbeben ausgelöst hatte. Und nun wußte er auch, warum Gerken mehr als ein Fischgerät hatte bauen lassen.
     
    Cyrus verließ den Zug im kleinen engen Bahnhof von Saint-Jean-de-Luz. Niemand war zu sehen, nicht einmal Bahnarbeiter. Er stand nahe am Zug, bis sich dieser wieder in Bewegung setzte, bereit, sofort wieder aufzuspringen. Erst als der Zug das Ende des Bahnsteigs verlassen hatte und sich sein Bild im Regen aufzulösen begann, sah er Edward aus dem Schatten treten.
    Edward zog den Kopf ein. »Ich hatte Glück, dich zu finden. Ich nahm an, du würdest den nächsten Zug nehmen, wo immer er auch hinfahren würde, also nahm ich ein Auto. Bis Bayonne habe ich an jedem Bahnhof angehalten und …«
    »Ah, halte den Mund.«
    »Ich denke, ich sollte erklären …«
    »Erspare mir das, um Gottes willen.«
    »Was hast du mit meiner Aktentasche gemacht?«
    Cyrus deutete mit dem Kopf auf den abfahrenden Zug.
    Edward seufzte. »Nun. Es war nichts drin, worüber man sich Sorgen machen müßte. Außer das Geld. Zweifellos hast du es an dich genommen.«
    »Ich dachte, ich sei clever«, sagte Cyrus. »Lakam, unterirdische Tests – genau die Vermutung, von der du gehofft hast, daß ich darauf komme. Unser erster Besuch in Paris … Hast du die kleinen bequemen Buchhändler mit gewissen gebrauchten Büchern bestückt? Die Händler bestochen, sie aufzunehmen?«
    »Du tust mir zuviel der Ehre an. Das wäre zu subtil gewesen, aber ich hatte andere Pläne, dich in die Irre zu leiten. Statt dessen hast du mir alle Arbeit abgenommen. Wie du es immer gemacht hast.«
    »Ihr seid nicht an Gasvorkommen interessiert. Ihr braucht keine Atombomben. In vierhundert Kilometer Tiefe kann man mit einem Wasserballon eine Phasenverschiebung auslösen.«
    »Du solltest nun den Mund halten.« Edward ging den Bahnsteig entlang. »Du wirst mit mir kommen. Außer, du hast dich anders entschieden, außer, du bist dir wirklich sicher …«
    »Sag es.«
    »Daß du heute nacht sterben willst.«
    Cyrus hatte Edwards Aktentasche nicht undurchsucht im Zug zurückgelassen. Als er sie öffnete und einen Blick darauf warf, hatte er unter dem Packen industrieller Hochglanzbroschüren und den Bündeln Geldscheinen in französischer, deutscher und schweizer Währung – unter dem falschen Pappboden, der darunter zum Vorschein kam – eine tschechische 9-mm-Automatik mit Schalldämpfer gefunden; sie bestand zum größten Teil aus Hartplastik, daneben lagen zwei volle Magazine. Und ein slowenischer Paß.
    Cyrus brauchte keine fünfzehn Sekunden, um das, was er gefunden hatte, zu untersuchen. Er ging zum Toilettenabteil, öffnete mit dem Fußpedal die Toilette, sah durch die halbmondförmige Stahlöffnung auf das mit 120 Stundenkilometern vorüberziehende Gleisbett und warf den Schalldämpfer, die Pistole, die Magazine und den Paß durch das Loch, eins nach dem anderen.
    Er hatte die Aktentasche im Zug gelassen; bis auf die farbigen Broschüren war sie leer.
    Cyrus hielt Edward die Geldbündel hin und atmete langsam aus. »Ich kann auch noch später sterben.«
     
    In Edwards Leihwagen fuhren sie entlang der Küste nach Norden. »Es ist etwas schiefgelaufen«, sagte Edward. »Irgend etwas ist schiefgelaufen. Es mußte ein schrecklicher Unfall geschehen sein …«
    »Lüge mich nicht an. Spare mir deine Entschuldigungen. Ich habe meine Unschuld verloren, seitdem ich meinen Teil dazu beigetragen habe, die Plutoniumbombe zu bauen.«
    Edward sagte nichts.
    »Wer du bist, was du machst interessiert mich weniger, als es vielleicht sollte«, sagte Cyrus. »Wenn ihr wirklich Öl oder Gas finden wolltet, dann war ich froh, euch dabei geholfen zu haben.« Er atmete tief ein.
    »Vorausgesetzt, wir sind jemand, dem du zustimmen kannst«, sagte Edward.
    »Aber das …«
    Edward zog nervös seinen Kopf ein. »Zivilisten. Wir haben uns darüber Sorgen gemacht. Das haben wir.«
    »Sehr beruhigend«, sagte Cyrus.
    Edward beäugte ihn.
    »Ich werde alles tun, um dir zu entkommen. Um dich bloß zu stellen.« Es machte Cyrus nun nichts aus, das zu sagen; er hatte es bereits versucht.
    »Yariv wollte dich testen. Es war meine Aufgabe, dich zu töten, wenn du zu fliehen versuchst; er dachte, Frankreich wäre ein guter Ort für den Job. Ich glaube, er hoffte,