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Unternehmen CORE

Unternehmen CORE

Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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daß es geschehen würde. Aber ich versicherte ihm, daß du uns unterstützt, ganz egal, was passiert.« Edward schaute ihn an, wieder ein kurzer Blick, weg von der regennassen Straße, die unter ihnen vorbeizog. »Wenn du entkommst, wirst du gejagt und exekutiert werden. Und ebenso werde ich exekutiert werden, wenn ich dich verliere.«
    Cyrus schaute starr voraus durch die vom Regen überspülte Windschutzscheibe; alles, was er sah, war Wüste.

 
CORE CITY, SPÄTER IM JAHR 1995
     
    Die Party begann im Park vor dem Rathaus bei Sonnenuntergang. Freiwillige hielten ein Auge auf die Rinderleiber, die sich auf Eisenspießen über offenen Feuerstellen drehten und so heiß glühten wie Schmelzwerke; über einem Dutzend kleinerer Grillstellen wachten die Köche über Koteletts, Hühnern und Lammbraten. Das Faßbier floß in Strömen, und in Schüsseln, die keinen Boden zu haben schienen, befanden sich Salate, Kartoffeln und Chili-Bohnen.
    Zwischen den jungen Bäumen waren elektrische Lichtgirlanden gehängt, die in der warmen Nacht für festliche Beleuchtung sorgten und die Moskitos abhalten sollten. Frauen und Männer, die noch vor wenigen Jahren in Kalifornien oder Michigan gearbeitet hatten, die in ihrer Freizeit nichts lieber taten, als Strickjacken und Golfschuhe zu tragen, waren nun in Stiefeln, Jeans und Perlmutthemden zu Hause. Jeder schien es sich gutgehen zu lassen. Und hoch über ihnen der weiße, mit Lichtern behängte Bohrturm, ein Weihnachtsbaum im Juli, der im nächtlichen Dunst den Sternen entgegenragte.
    Ein engelhafter Gregor Mattasow, der es geschafft hatte, seinem russischen Brooklyn-Akzent eine texanische Note zu verleihen, war Zeremonienmeister. Er hatte die Reden, die während des Tages gehalten wurden, aus dem Weg geräumt – feierliche Worte von Marta und Leidy, ein langes Dankeschön von Queenie Tobou, eindrucksvolles Gepoltere des Vizepräsidenten der Vereinigten Staaten, von vier auswärtigen Botschaftern, zwei texanischen Senatoren, den lokalen Mitgliedern des Repräsentantenhauses, dem Energieminister und einigen anderen Leuten. Gregor war fest entschlossen, der Party nichts mehr im Weg stehen zu lassen. Er kletterte auf die rohen Planken der Bühne und stellte über Lautsprecher die Band aus Fort Davis vor; sie nannten sich die Live Oak Girls and One Boy und begannen ohne weitere Verzögerungen mit einem lebhaften Two-Step.
    Stiefel schlugen, und Röcke flogen auf dem Tanzboden aus Sperrholz; Josie Hudder und Luisa McDougal fanden unter einer jungen Pappel am Rande des Parks – in für Josie angemessenem Abstand von den Tänzern – einen Platz für sich.
    »Du magst nicht tanzen?« fragte Luisa.
    Er schüttelte den Kopf. »Bist du gerne hier draußen?« fragte er sie. Die meiste Zeit des Jahres verbrachte er in einem Internat in der Nähe von Santa Barbara; sie war ein Jahr jünger als er, besuchte aber in einer Mädchenschule an der Ostküste bereits die gleiche Jahrgangsstufe.
    »Ich schon. Ich habe sogar gerne hier gewohnt. Ich wollte nur nicht auf die Highschool der Stadt gehen. Meine Schwester haßt diesen Ort. Sie kommt nur, um zu vermeiden, daß Moms Blutgefäße platzen.«
    »Wo ist sie?«
    »Jetzt? In Schottland. Sie verbringt den größten Teil des Sommers mit unserem Vater.« Luisas Haare waren gelockt, aber beinahe so blond wie seine Haare; sie glich kaum ihrer Mutter. »Und du?«
    »Eigentlich fasziniert mich das alles hier«, sagte er. »Ich kann mich nicht entscheiden, ob ich Wüstenbiologe oder Geophysiker werden soll. Ich hoffe nur, daß es noch etwas zu entdecken gibt, wenn ich mit dem College fertig bin.«
    »Es geht mir ebenso, es ist faszinierend«, sagte sie und versuchte, nicht über sich selbst zu lachen. Sie nahm einen Schluck aus ihrer Dr. Pepper-Dose. »Der Nachmittag war toll.«
    Früh an diesem Tag hatten sie sich und viele Very Important People – nicht nur die Diplomaten und Politiker, auch TV-, Radio- und Zeitungsjournalisten, Highschool Science Clubs und Geologieinteressierte, jeder, der reinpaßte – in die Sitze des Kontrollraums gequetscht, oder sie hatten auf großen Bildschirmen die Liveübertragung verfolgt, die im Rathaus, im Auditorium der Highschool, an jedem Ort, der eine größere Menschenmenge fassen konnte, aufgestellt waren.
    Josie und Luisa gehörten zur Familie und bekamen Plätze in der abgetrennten Sektion des Kontrollraums; sie saßen nebeneinander, als die ersten Signale vom Floater eintrafen. Sie sahen, wie vor ihren Augen der

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