Unternehmen CORE
Zigarettenrauch. Niemals sah Leidy sein Gesicht.
Fünf Minuten lang blieben die beiden Männer in ihren Positionen, die Wache bequem sitzend, Leidy kaum einen Meter unter ihm an die Flußbank gekauert. Ein Elitesoldat hätte den Wachmann schon lange lautlos getötet. Leidy war alles andere als ein Elitesoldat.
Ein hohles fernes Donnern bahnte sich seinen Weg durch die nächtlichen Geräusche, die Heuschrecken verstummten eine nach der anderen. Der Wachmann schnippte seine halb gerauchte Zigarette in den Wadi, stand auf und schickte eine Sandkaskade hinab auf Leidys Füße.
»Hauptquartier, hier ist Ollie, VIP-Gebäude, kommen?«
»Was zum Teufel willst du?«
»He, entschuldigt, aber was soll dieser Luftverkehr?«
»Wir werden uns bei dir wieder melden.«
Früher an diesem Abend hatte eine Boeing 707 der Tunesischen Luftfahrtgesellschaft auf ihrem Weg nach Dschidda an der saudiarabischen Rotmeerküste Zypern verlassen. Zehn Minuten nach dem Start meldete der Erste Offizier Triebwerksprobleme, und dem Flugzeuge wurde befohlen, nach Nikosia zurückzukehren.
Fünfundvierzig Minuten nach der Schadensmeldung überflog ein Flugzeug, dessen Black Box denselben Identifikationscode wie die tunesische Verkehrsmaschine ausstrahlte, die libanesische Küste, nördlich der israelischen Grenze. Von der Beiruter Leitstelle dazu aufgefordert, übermittelte der Pilot seine Flugnummer und sein Flugziel; der Fluglotse und der Pilot sprachen internationales Englisch, doch während das Mikrofon noch offen war, ließ der Pilot zu seinem Ersten Offizier eine schneidende Bemerkung über die Kompetenz der zypriotischen Flutlotsen fallen, in perfektem Arabisch mit tunesischem Akzent.
Der Pilot nahm an, daß sein Funkspruch im Libanon, in Syrien, Jordanien und Israel, vielleicht auch in Zypern, in der Türkei und in Ägypten aufgezeichnet wurde; er nahm an, daß diese Stellen überlastet waren und daß jeder Lotse, der nach dem tunesischen Flug suchte – dessen Maschinenschaden kein Unfall war –, einen einzigen Radarblinkpunkt mit der richtigen alphanumerischen Bezeichnung finden würde, der sich etwa auf der Standardflugroute über die syrische Wüste nach Süden vorarbeitete. Aber sie würden nicht die Dutzend F-16 sehen, die in enger Formation über der 707 schwebten und, Flügelspitze an Flügelspitze, ihre Gestalt nachahmten.
Die 707, die sich nicht die Mühe gemacht hatte, sich äußerlich zu tarnen, nur elektronisch, war in Wirklichkeit eine C-135, ein Tankflugzeug der israelischen Luftwaffe, das kurz vor Angriffsbeginn die Tanks der F-16 wieder auffüllen würde. Zwischen den Flugzeugen in der Angriffsstaffel herrschte kein Funkverkehr. Die einzige Kommunikation mit der Außenwelt bestand in der Verbindung mit einem israelischen AWACS-Radarflugzeug, das auf der nicht feindlichen Seite der Golanhöhen seinen Einsatz flog. Wenn vom AWACS keine neuen kodierten Befehle kamen, würden sie sich in weniger als zweiundzwanzig Minuten auf ihre Ziele stürzen, wie Falken auf Tauben.
»Ich bedauere Ihnen mitteilen zu müssen, daß es zu spät ist«, sagte General Schiff. »Jeder Pilot hat spezifische Anweisungen, die in seinen Bordcomputer eingespeist sind. Die Zielangaben in diesem Stadium zu ändern wäre viel zu kompliziert und zu gefährlich.«
Sie sprachen in dem dunklen Tagesraum, aus dem der diensthabende Offizier verbannt wurde, mit leisen, angespannten Stimmen. Schiff war derjenige, der bei dem Übungseinsatz das Wort ergriffen hatte, der Mann mit der abgeplatteten Nase, der holländische Onkel; Marta war nicht überrascht, als sie erfuhr, wer er wirklich war.
»Sie haben mit ihnen Verbindung, über Flugleitstellen.«
»Die Flugleitstellen haben bis zum Angriff ruhig zu sein. Außer, wenn sie vor möglichen gegnerischen Abfangversuchen warnen.«
»Sie waren dabei. Sie hörten, daß wir sagten, die Zerstörung der Haupteinrichtungen würde die Bergung der Bombe verhindern. Sie stimmten uns doch zu.«
»Was Sie und Dr. Hudder mir und den anderen Anwesenden erzählten, bestärkte uns in der Überzeugung, daß wir schnell zuschlagen und die Einrichtung vollkommen zerstören müssen; bevor sie das Bohrloch wieder aufbauen können.«
»Sie haben gelogen.«
»Sie brachten uns in eine unmögliche Situation. Wenn wir davon ausgehen, daß noch kein seismischer Apparat plaziert ist, dann werden wir seine Plazierung verhindern. Ist er bereits im Bohrloch, dann werden wir die Kommunikationsverbindung
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