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Unternehmen CORE

Unternehmen CORE

Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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starrte ihn in der Dunkelheit ausdruckslos an. »Vorher, da wußtest du von nichts. Warum bist du mir nun unsympathischer, nun, da du neugierig bist?«
     
    Marta betrat den Tagesraum. »Ich muß mit Mann sprechen.«
    »Tut mir leid, der Major ist nicht verfügbar«, sagte der Lieutenant hinter dem Schreibtisch.
    »Wann kann ich ihn sehen?«
    »Das kann ich nicht sagen. Darüber habe ich keine Informationen.« Er sah auf und schaute sie mit sympathischen braunen Augen an.
    Sie wußte in diesem Augenblick, daß das, was sie erwartet hatte, wahr war. »Ich werde Ihnen nun eine wichtige Botschaft geben, die Sie ihm, wo immer er sich auch befinden mag, zustellen.«
    »Ich tue, was ich kann, Ma’am.« Er schien kaum hingehört zu haben. »Fahren Sie fort.«
    »Nachdem ich Ihnen die Information gesagt habe, werde ich zur US-Botschaft gehen. Versuchen Sie nicht, mich aufzuhalten.«
    Der dunkeläugige junge Mann betätigte seine Tastatur. Er schien nun aufmerksamer zu sein. »Welche Botschaft wollen Sie dem Major übermitteln, Dr. McDougal?«
    »Sagen Sie ihm, daß die Flugzeuge nicht den Bohrturm treffen dürfen. Greifen Sie zuerst die Luft- und Bodenverteidigung an. Danach die Gießwerke und Fabrikhallen. Aber sie dürfen nicht den Kontrollraum beschädigen. Und vor allem dürfen sie nicht den Bohrturm beschädigen.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das verstanden habe.«
    »Sie haben es gerade aufgezeichnet. Wenn Sie nicht genau das übermitteln können, was ich Ihnen gesagt habe, dann holen Sie jemanden, der das kann.« Sie drehte sich um und ging zum Gang.
    »Bitte warten Sie einen Moment«, rief er ihr hinterher.
    Sie ging auf das fahle gelbe Straßenlicht zu, das durch die Glastür fiel. Der Offizier lief ihr im Gang nach und schrie durch den Betonkorridor. »Haltet sie auf!«
    Marta hielt an und drehte sich um, als die Wache an der Tür sein Gewehr in Anschlag brachte. Mit ausgestrecktem Finger deutete sie auf den in Panik geratenen wachhabenden Offizier. »Sie! Was haben Sie mit mir vor, wollen Sie mich töten? Mich kidnappen?«
    »Dr. McDougal …«
    »Übermitteln Sie diese Botschaft!«
    »Bitte Ma’am! General Schiff ist zu Ihnen unterwegs. Er ist der einzige, der den Major erreichen kann.«
    Sie stand still; sie hätte auf den Offizier einschlagen können. Für den Moment allerdings war alles, was sie erhoffen konnte, ihn anzubrüllen. »In Ordnung. Ich warte. Ich warte hier.«
     
    Dicht standen die Sterne am Abendhimmel über Leidy; überall zwischen den dunklen Silhouetten der Palmen, der langnadeligen Tamarisken und Oleanderblätter. Er hatte sich auf hundert Meter dem Gebäude genähert, wo er seinen Vater zu finden hoffte. Aber das niedrige Haus, das auf den Aufklärungsfotos so leicht zu unterscheiden war, war durch Laub verdeckt.
    Er kroch vorwärts und hielt sich im Schatten der steilen Sandbank des Wadi. Weiter drinnen im Hain rauschten die Palmblätter in der warmen Nachtbrise. Heuschrecken sangen ein trockenes elektrisches Lied, so laut wie das Surren eines Transformators.
    Durch den nächtlichen Lärm hindurch hörte er das Knacken eines Funkgeräts. »Ollie, bist du noch wach?«
    »Verdammt, ich bin hellwach. Die Heuschrecken sind laut genug, um Tote aufzuerwecken.«
    Leidy erstarrte; die Stimme war direkt über ihm. Wenn er seinen Kopf über die Sandbank erhob, würde er auf die Füße des Mannes blicken.
    »Wie sieht’s aus?« fragte das Funkgerät.
    »Wie immer. Nichts los. Samarri und der Professor sind drinnen und reden sich den Mund fusselig.«
    »Behalt sie im Auge. Der Große steht unter Strom.«
    »Ich bin hier. Wo sonst.«
    »Du hörst später von mir.«
    Die unsichtbare Wache murmelte etwas. Leidy hörte das Geräusch eines Reißverschlusses, aber er wagte nicht, sich zu bewegen. Dreißig Zentimeter links von ihm fiel ein dünner flüssiger Bogen über die Sandbank und zerrann im Sand. Als er schließlich auströpfelte, erfüllte starker Uringeruch die Luft.
    Leidy hörte, wie der Mann den Reißverschluß schloß. Einen Augenblick später war er starr vor Schrecken, als er einen Stiefel über die Uferkante kommen sah, dann einen zweiten; Sand rieselte herab. Leidy hob sein Gewehr so hoch, wie er nur wagte, und hoffte, daß er entsichern und abdrücken konnte, bevor der andere, wenn er ihn erblickte, zielte. Die Wache allerdings setzte sich nur schwerfällig nieder und ließ die Füße über die Flußbank baumeln. Ein Feuerzeug war zu hören, einen Moment später roch es nach

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