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Unternehmen CORE

Unternehmen CORE

Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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Art.«
    Leidy wußte nicht genau, was auf Colleges vor sich ging – eine Highschool ohne Ende, stellte er sich vor, nur daß man nicht jeden Abend nach Hause gehen mußte. Seine Eltern waren am College interessiert. Und sein einundzwanzigster Geburtstag, der lag noch ein oder zwei Jahrhunderte in der Zukunft. Wenn die Armee ihn nicht einzog. Wenn er solange noch lebte. »Schätze, ich kann dich nicht davon abhalten.« Er löffelte das Chili. Später murmelte er. »Danke.«
    Nach dem Essen zerdrückten sie die Dosen und warfen sie in den Abfallsack und wuschen das Geschirr. Während Leidy dürre Salbeizweige für das Feuer suchte, kramte Mendez im Camper herum und tauchte mit einer schlanken Flasche Zinfandel aus den Sierra-Foothills auf. Er hatte sie bereits geöffnet, als Leidy zurückkam. »Hab sie aufgehoben, falls es was zu Feiern gibt. Da wir heute nirgendwo mehr hinfahren, kannst du mir dabei helfen.«
    Leidy hatte während des Sommers seine Nase in ein oder zwei Biere gehalten – Mendez hielt ihm darüber keine Predigten. Aber er hatte sich schon lange nicht mehr gelangweilt und verspürte kein Bedürfnis, sich zu betrinken. Ein Schluck Zinfandel aus der blauen Porzellantasse schmeckte seltsam; aber nach einigen Schlucken, auf einer Höhe von zweitausendfünfhundert Metern, das Gesicht von den hellen, duftenden Flammen des Feuers gewärmt, spürte Leidy, wie sich in ihm etwas löste.
    »Was, wenn ich dir sage, daß ich Geologe werden möchte?«
    »Ich würde dir sagen, du wählst einen wenig angesehenen und unterbezahlten Beruf. Außer du bist bereit, die Scheißarbeiten für Ölfirmen zu übernehmen.«
    »Glaubst du, ich bin dafür geeignet?«
    »Sicher. Wenn du dich dafür entscheidest.«
    »Du meinst Noten?«
    Mendez zuckte mit den Schultern. »Kommt darauf an. Welche Art von Geologe möchtest du sein? Sagen wir mal, du interessierst dich für Geophysik und möchtest zum Caltech.«
    »Ich könnte niemals dort hin.« Das hatte er gehört. Nur die Schlauesten besuchten Stätten wie Caltech oder Chicago oder das MIT oder die legendäre Ivy League.
    Mendez genoß den Wein. »Du hast die Wahl.«
    »Glaubst du, daß ich es dorthin schaffe?«
    »Ich weiß es nicht. Darauf kommt es nicht an. Um im Leben zu machen, was du gerne machen möchtest, bedarf es des Abwägens, mehr noch als Talent. Kämpfe, wenn du kämpfen mußt, aber nicht, wenn es nicht notwendig ist. Wenn du gezwungen bist zu kämpfen, dann versuche, dich nicht mehr zu verletzen, als die andere Partei verletzt wird. Lasse dich nicht ablenken.« Eine weitere Mendez-Rede.
    »Du meinst Noten?« beharrte Leidy.
    »Was willst du? Willst du, daß ich sage, was dir deine Mutter oder dein Vater sagen?«
    »Vielleicht.«
    »Ist es nicht egal, wer es sagt? Wenn es für dich Sinn ergibt.«
    Leidy nahm einen Schluck und dachte nach. »Ich schaffe es, vielleicht. Ich möchte nur wissen, ob ich es versuchen soll.«
    Mendez zog sein staubiges Haar über die Schulter und kämmte es mit den Fingern einer Hand. »Du magst dieses Leben, Leidy. Felsen. Dreck. Die Geheimnisse, die sie beinhalten. Was gefällt dir denn besser?«
     
    Am nächsten Morgen fuhren sie. Sie waren überzeugt, daß sie ihr Glück gemacht hatten. Bevor sie allerdings nach Reno zurückkehrten, wollte Mendez noch einen Punkt auf seiner Karte überprüfen. Nachdem sie auf dem Freeway zum Sitz des County gefahren waren, wo sie ihre gemeinsamen Ansprüche auf die Mine anmeldeten, schlugen sie den Weg nach Süden, durch die Wüste, ein.
    Der neue Ort war eine Enttäuschung; er lag weit unten am Berghang, an einer Verwerfung im Talgrund. Weiter oben im Tal gab es heiße Quellen, die sandige Hauptstraße war von den Rädern der Motorräder und Geländewagen in eine Miniaturdünenlandschaft verwandelt worden. Anscheinend kannte jeder die Mine; lange Zeit hatte sie wohl für Plünderungen und als Schießstand herhalten müssen. Der Tunnel stand offen. Mendez reichte Leidy einen zerkratzen Helm, der hinter dem Sitz im Pickup lag, und preßte sich selbst einen Helm mit einem großen Loch auf seinen kantigen Schädel.
    Einige Schritte hinter dem Mineneingang waren die Wände mit Graffiti bedeckt, unzureichende Pornografien und amateurhafte Versionen von Hexensymbolen, in Silber und Schwarz auf den Felsen gesprüht und gemalt. Welch eine Mine. Jefferson Airplane. Moby Grape. Acid. Metal. Mit jedem Schritt wurde der Geruch von Ammoniak stärker. Leidy gefiel es nicht. Er begann, sich aus einem unbestimmten

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