Unternehmen CORE

Direktor ist eine Bildhauerin. Entschuldigen Sie, ein Bildhauer.« Schnell redete er weiter. »Mir ist aufgefallen, daß viele Städte in Texas auf ihren Stadtplätzen Skulpturen ausstellen. Riesige Beton-Erdnüsse, Wassermelonen, Brahma-Bullen, solche Sachen. Während die Fabriken und Energieversorgungswerke errichtet wurden, hatte Dr. McDougal etwas freie Zeit, und so hat sie unserer Stadt dieses Schmuckstück hinterlassen.«
    In der Mitte des mit Rasen begrünten Kreises stand ein zwölf Meter hohes Gebilde aus zusammengeschweißten Tetraedern. Polierte Bronzekugeln schwebten zwischen den Tetraedern; jedes tetraedische Drahtgeflecht aus rostfreiem Stahl ruhte auf der Spitze eines anderen so gestalteten Körpers oder auf nichts, so daß die gesamte Struktur zitternd und funkelnd in der Sonne hing. Zumindest schien es so, bis Takeumes Wagen soweit den Kreis umrundet hatte, daß das Sonnenlicht glitzernd die stählernen Halterungsseile entlanglief.
    »Sehr beeindruckend«, sagte Queenie. »Was ist das?«
    »Sicherlich erkennen Sie die Kristallstruktur von Hudderit.«
    »Ich möchte Ihnen eines sagen, Taki, mir gefällt es besser als die meisten Bronzeklumpen vor öffentlichen Gebäuden.« Ihr Lächeln unterstrich die Worte und verlieh ihnen eine weiche Zärtlichkeit. »Die, die vorgeben, menschliche Wesen darzustellen.«
    »Da stimme ich Ihnen zu«, sagte er ernst. »Auch hat das gegenüber den Bronzeklumpen den Vorteil, daß sich kein Vogel darauf niederlassen kann.«
    Sie hatten den Kreisverkehr durchfahren und ließen die riesige Skulptur hinter sich. Queenie reckte ihren Hals, um zum Bohrturm zu ihrer Rechten hochzuschauen. Durch die weiß-glasierten Röhren und Leitungen konnte sie das Spiel der wandernden Flaschenzugblöcke, den Spinnenwebentanz endloser, härchenfein-glitzernder Kabel sehen, der vor dem heißen Himmel, hoch oben im Bauwerk, aufgeführt wurde.
    »Er ist viel kleiner, als er im Fernsehen erscheint«, sagte sie. »Ich dachte, er wäre so groß wie ein Wolkenkratzer.«
    »Kein Wolkenkratzer. Aber das Untergeschoß …«
    Zu beiden Seiten hinter dem hohen Bohrturm, von der fast zu normalen amerikanischen Stadt durch einen mit frisch gepflanzten Palmen gerahmten Boulevard getrennt, lagen. Gießereien ausgebreitet, Schmiedewerke und weite Höfe, die mit Chemikalienhalden voll waren, verbunden durch Transportbänder und Eisenbahnschienen, auf denen Selbstentladewaggons saßen.
    Zwei Blocks nach dem Bohrturm fuhr Takeume durch ein unbewachtes Tor in einem hohen Zaun. Die Straßen wurden plötzlich zu engen Canyons, zu beiden Seiten waren hohe Wände aus grauem Wellblech. An den Seiten und auf den Dächern der Gebäude ragten Leitungen und Abzugsschächte heraus, die sich von einem Gebäude zum anderen zogen wie die gewundenen Gedärme eines Leviathan; als sie vorbeifuhren, hörte Queenie das Rauschen von Druckgas durch sie hindurchheulen.
    »Das ist das Kraftwerk«, schrie Takeume. »Wasser aus tiefen Schichten. Nutzt die Geothermen aus.«
    Nach einigen weiteren Kurven wurde die Umgebung wieder ruhiger. Die Stahlgebäude waren hier nun ein Stockwerk hoch und bunt bemalt, die großen Fenster besaßen dünne Rolläden. Am Ende der kurzen Straße konnte Queenie den entfernten Hügel erkennen.
    Takeume parkte seinen Mercury an einem Platz mit einem Betonschild, auf dem »S. Takeume« stand. Das Schild neben der Tür lautete »Instrumentations- und Imaginationsdepartement.«
    »IID – kurz Id«, sagte Takeume. »Wir werden die Monster von Id genannt.«
    Queenie lachte. »Der verbotene Planet. Ich liebe die Klassiker.«
    »Man wird Sie hier mögen.« Er geleitete sie durch die Milchglastür nach drinnen. Das lange niedrige Gebäude besaß keine Innenwände, nur niedrige Raumteiler. Ein offener Raum in der Mitte, wo verschiedene Gänge zusammentrafen, diente als Konferenzraum und Lounge.
    Auf einem Tisch, der an einen Raumteiler geschoben war, befand sich eine Workstation mit einem Graphikmonitor.
    »Paßt das, was Sie mitgebracht haben, hier hinein?« fragte Takeume. »Ich denke, es ist das, wonach Sie verlangt haben.«
    »Perfekt«, sagte Queenie. Sie schälte sich aus ihrer Jacke und hing sie an einen Haken. Aus ihrer Aktentasche nahm sie eine kleine silberne CD.
    »Kann ich Ihnen etwas bringen? Kaffee? Tee?«
    »Vielleicht später, danke.«
    »Bin gleich wieder zurück. Wenn ich die Leute zusammengetrommelt habe.«
    Queenie steckte die CD ein und machte sich an der Tastatur zu schaffen.
    Die erste, die