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Unternehmen CORE

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Titel: Unternehmen CORE Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Preuss
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gemildert.
    »Ich bin Seiji Takeume.«
    Er war blaß und dünn, ein studierender japanischer Cowboy, der Stiefel und Jeans und ein kariertes Hemd trug. Sie war klein und braun, trug eine weiße Bluse und einen braunen Rock, an den Füßen hatte sie robuste Schuhe – eine Missionarin, die von Tonga nach Texas kam. Ihr gegenseitiger Handschlag stellte eine kurze Prüfung dar.
    »Dr. Takeume«, sagte sie.
    »Und Sie müssen mich Taki nennen. Alle machen es so.«
    Ihr Lächeln verschwand. Mußte es ausgerechnet Taki sein?
    Er war besorgt. »Fühlen Sie sich wohl?«
    Schwach kehrte ihr Lächeln zurück. »Mir geht es gut.«
    »Schön …« Er wußte nicht, was er sagen sollte. »Sie hatten einen angenehmen Flug?«
    »Nein. Ein kleines lautes Flugzeug.«
    »Oh. Nun, wenn wir Sie dazu überreden können, hierzubleiben, werden Sie kleine laute Flugzeuge lieben lernen. Wir sind hier mitten im Niemandsland. Es gibt nichts, nicht einmal ein gutes Restaurant, zu dem man an einem Tag hin- und wieder zurückfahren kann.« Er lachte. »Sie sehen, ich bin ein ausgezeichneter Verkäufer.«
    »Ich freue mich darauf, mit Ihnen und Ihren Kollegen zu reden«, sagte sie. »Um so schneller ich mich vorstelle, desto besser ist es.«
    »Sicher.« Ein Flughafenangestellter hatte ihr Gepäck auf den Asphalt gestellt. Sie ging auf ihre Leinwandkoffer zu, Takeume allerdings kam ihr zuvor. »Lassen Sie mich, bitte. Mein Wagen steht gleich dort drüben.«
    Sie war es gewohnt, mit schweren Teilen umzugehen, schwerer als ihre Koffer, aber wenn er sie tragen wollte, fing sie mit ihm keinen Streit an.
    »Sie hätten zu keinem besseren Zeitpunkt kommen können«, sagte er, während sie zum Parkplatz gingen. »Im Laufe des Tages, wenn keine Zwischenfälle eintreten, werden wir die Sechshundert-und-siebzig-Kilometer-Grenze erreichen.«
    »Ich muß ziemliches Glück haben«, sagte sie und wußte nicht recht, warum.
    »Das vielleicht wichtigste Ereignis, bevor wir auf den Kern stoßen. In den nächsten Tagen steht viel auf dem Spiel, wir können viel gewinnen oder auch verlieren.« Er blickte sie unsicher an. »Bin ich …?«
    »Verzeihen Sie, ich konzentrierte mich gerade auf Fragen des Designs, ich gab nicht acht …«
    »Und ich bin etwas beschränkt. Aber Sie werden es selbst sehen, die Aufregung ist ansteckend.«
    Sein Wagen war ein Mercury Convertible, Baujahr 1956, die schachtelförmige weiße Karosserie war neu hergerichtet. Cremefarben leuchtete die Lackierung, die Chromstoßstangen und Radkappen glänzten wie laminiertes Glas, die roten Ledersitze waren so weich wie Haut. Eine Gummi-Mickey-Mouse baumelte am Innenspiegel.
    Er hievte die Koffer auf den Rücksitz. Sie stieg neben ihm ein. Aus der Nähe betrachtet, war Seiji Takeume, ähnlich wie sein Wagen, älter, als er aussah; tiefe Furchen um seine Augen zeugten von Jahren in rauherem Klima.
    Die Fahrt in die Stadt dauerte fünf Minuten. Sie fuhren an einer Stahltafel vorbei, die kundgab: »Die Gefahr von Sonnenfleckenaktivität ist heute …« Ein Zeiger wies auf das blaue Segment. »Niedrig.«
    Takeume fuhr an Wohngebieten vorbei, Stuckhäuser mit Rasen, kleinen Platanen und Ulmen, die mit Beuteln voll Erde um die Wurzeln geliefert und zu beiden Seiten der kurvenreichen Straßen gepflanzt waren. Im Nachmittagslicht erschienen sie ungewöhnlich grün und belaubt. »Die meisten Wissenschaftler wohnen in diesem Teil der Stadt. Das ist der Yucca Circle, wo auch Sie wohnen werden. Die Straßen sind nach der lokalen Flora und Fauna benannt.«
    »Bezaubernd«, sagte sie.
    »Ich wohne auf der Pronghorn Terrace.«
    Sie lächelte. »Ein wundervoller Name.«
    »Pronghorns sind wundervolle Tiere. Manchmal kann man sie draußen auf den Hügeln sehen.« Er fuhr langsam weiter. »Schulen, Einkaufszentren … eine Modellstadt … und nun kommen wir zum offiziellen Zentrum der Stadt«, sagte er. Sie passierten das Rathaus, das aus gelben Feldsteinen bestand, vor ihm ein weiter grüner Park. Sie trafen auf einen starkbefahrenen Kreisverkehr, an dem fünf breite Straßen zusammenkamen, die in fünf Richtungen wegführten. Gegenüber dem Rathaus und dem Kreisverkehr stand der Bohrturm.
    Sie sah hinauf zur dreißig Stockwerke hohen, weißgestrichenen offenen Stahlkonstruktion, die, im Sonnenlicht funkelnd, sich über ihnen erhob. »Ich habe ihn bereits vom Flugzeug aus gesehen.«
    »Den auch, aber eigentlich meinte ich nicht den Bohrturm«, sagte Takeume. Er wies nach links, zur Mitte des Kreises. »Unser

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