Unternehmen Delphin
er. »So was kann man ja nicht riechen! Ich wußte ja nicht …«
»Das ist das Gute an der Sache, Sir. Können wir Admiral Atkins hierher bitten?«
»Wenn ich ihn erreiche … natürlich …«
Ein halbe Stunde später traf Atkins im Bürotrakt des CIA ein. Man sah, daß er mit größter Eile gekommen war, in einem offenen Jeep. Staub lag auf seiner Uniform.
»Clark!« rief er und drückte ihm beide Hände. »Was sagt mir da General Layfield am Telefon? Sie sitzen hier, um Amerika zu retten?«
»Der General übertreibt.« Clark lächelte zu Layfield hin. »Es genügt, wenn ich Wake und unser Projekt retten kann.«
»Was ist passiert, Doktor?«
»Das KGB ist massiv tätig! In Miami war es Helen Morero, auf dem Transport nach San Diego war ich es selbst, nun hat man Dr. Finley im Schraubstock. In einem wundervollen Schraubstock: lange schwarze Haare, schwarze Glutaugen, ein Venus-Körper.«
»Immer die gleiche Scheiße«, sagte Atkins grob. »Und Finley ist in diesen Armen versunken und hat gesprochen?«
»Das eben wissen wir noch nicht.« General Layfield blickte auf die Uhr an der Wand. »Es ist ein Kommando unterwegs zur Hanauma Bay, um Finley und das Weibsstück abzuholen. Ein kleines Hotel ist ihr Liebesnest. Kann sein, daß sie noch voll miteinander beschäftigt sind. Wenn nicht, erwarten wir sie im Hawaiian Regent. Da sie völlig ahnungslos sind, können wir sie einsammeln wie junge blinde Hunde.«
»Finley! Das ist ja fast unglaublich!« Atkins setzte sich schwer. »Sind Sie sich auch sicher, Doktor?«
»Die Informationen sind gut, Sir. Das schließt natürlich nicht aus, daß Finleys Darling wirklich unschuldig ist – im Sinne unseres Verdachtes, meine ich …« Clark grinste breit. »Wir werden sehen.«
»Und wenn Finley schon gequatscht hat?«
»Dann können wir nur hoffen, daß wir schnell genug waren und zugegriffen haben, bevor das Zaubermädchen mit seinem Auftraggeber gesprochen hat.«
»Aber falls wir zu spät kommen?« fragte General Layfield heiser.
»Dann haben wir eine Runde an die Sowjets verloren. Doch jeder Boxkampf geht über mehrere Runden. Entscheidend ist, wie's nach dem letzten Gong aussieht.«
Finley und Nuki-na-mu lagen in der kleinen Badebucht unterhalb des Hotels und ruhten sich im Schatten großer Oleanderbüsche vom Erlebnis der vergangenen Nacht aus. So bemerkten sie nicht, daß ein Jeep und ein geschlossener Wagen in den Vorhof des Hotels einfuhren. Vier baumlange Militärpolizisten und ein Offizier sprangen heraus und rannten in das Haus.
Finley war in einem Glücksrausch, der alles um ihn herum aufsaugte. Er sah nichts mehr als nur noch Nuki-na-mu, und das Meer vor ihm, die Palmen um ihn herum, die Felsen hinter ihm, der Sand, in dem er lag – all das war nur eine Beifügung, eine Ergänzung, ein Schmuck der Natur für die Geliebte, war ein unnachahmlich schönes Kleid, das Nuki-na-mu umgab. Er hätte nie geglaubt, daß Liebe etwas so Erdenfernes sein könnte, etwas so Unerklärliches, das Leben völlig Verwandelndes. Auch seine Entscheidung war jetzt gefallen: Er würde zu Helen gehen und ihr sagen, daß er die Frau gefunden hatte, von der er niemals hätte zu träumen gewagt. Wenn irgend jemand auf der Welt ihn verstand, dann war es Helen, das wußte er.
»Was machen wir heute, mein Schatz?« fragte Nuki-na-mu und dehnte sich. Sie trug nur einen Tanga, so ein winziges Dreieckhöschen, und sonst nichts.
»Träumen …« Finley tastete nach ihr und legte seine Hand auf ihren flachen Leib. »Nur träumen … dich sehen … dich fühlen …« Er schloß die Augen und seufzte. »Wo sind wir? Noch auf dieser Welt? Leben wir überhaupt noch? Es ist alles so unwirklich …«
Die Wirklichkeit kam jetzt die Treppen herunter zum Strand, mit knarrenden Stiefeln, weißen MP-Helmen und umgehängten Maschinenpistolen. Nuki-na-mu sah es zuerst. Sie blieb liegen, beugte sich über Finley und küßte seine geschlossenen Lider.
»Ich liebe dich«, sagte sie leise. »Vergiß es nie … Was auch wird … glaube mir wenigstens das eine: Ich liebe dich …«
»Willst du mich heiraten, Nuki?«
»Nein.«
»Nicht?« Finley zuckte hoch und starrte sie entsetzt an. »Ich denke … du hast gerade gesagt …«
»Wir können es nicht mehr, Liebling.« Sie umfaßte seinen Kopf mit beiden Händen, ihre schräggestellten, schwarzen Augen waren voller Traurigkeit. Dann küßte sie ihn und begann gleichzeitig zu schluchzen. »Es ist zu spät. Wir sind uns viel zu spät begegnet.«
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