Unternehmen Delphin
galt auch Farrow als Geheimnisträger der Gruppe I. Alles, was er außerhalb von Wake tat, mußte genehmigt werden. Bei Yumahana hatte Yenkins keine Bedenken; man hatte sie und ihre Familie kontrolliert, nachdem Ted die Absicht geäußert hatte, sie einmal zu heiraten. Die Überprüfung durch MP und CIA war zufriedenstellend ausgefallen. Es handelte sich um ehrliche, gute Leute.
Während der Jumbo mit den fröhlichen Urlaubern auf dem Flug von Wake nach Honolulu war, rief Sowjetspion Leonid Fedorowitsch Tulajew bei der schönen Nuki-na-mu an.
»Von unserem Freund in Pearl Harbor habe ich gerade die Liste der neuen Urlauber erhalten«, sagte er. »Bade dich gut, Nuki, und besprüh dich mit Parfüm – dein Finley kommt wieder. Wohnt wie das letzte Mal im Hawaiian Regent. Freust du dich?«
»Ja!« antwortete sie knapp. »Er wird sich gleich melden, sobald er hier ist. Noch etwas, Sir?«
Tulajew schürzte die Lippen. Sir! Das Weib wird hysterisch, dachte er. »Wir hatten auf Wake den ersten Toten. Finley muß die näheren Umstände kennen. Paß genau auf, was er sagt. Auch die kleinste Bemerkung ist wichtig. Schnall dir eine Stahlplatte auf den Bauch und schieb sie erst weg, wenn er redet.«
»Du kotzt mich an!« entgegnete Nuki-na-mu und legte auf. Tulajew blähte die Nasenflügel und starrte zum Fenster hinaus auf die Kalakaua Avenue und auf den Strand von Waikiki. So etwas sagt man nicht zu einem Tulajew, ohne dafür zu bezahlen …
Noch von dem für alle Zivilisten verbotenen Gelände der Naval Air Basis aus rief Finley bei Nuki-na-mu an. Sie hatte ihm als Adresse eine kleine Pension in der Kalaimoku Street angegeben. Dort wohne eine Freundin von ihr, die wisse, wo man sie erreichen könnte. Sie sei ja viel unterwegs als Modeschöpferin. Es war das einzige Mal, daß Nuki diesen Beruf erwähnte. Er zweifelte nie an dem, was sie sagte; er glaubte ihr alles, wenn sie Haut an Haut die Zeit vergaßen.
»Oh, Sie haben Glück, Sir!« sagte jetzt am Telefon eine dunkle Stimme mit einem polynesischen Klang. »Nuki-na-mu ist in Honolulu. Vor zwei Tagen zurückgekommen aus Los Angeles. Sie wohnt wie immer im Hawaiian Regent. Es wird für sie bestimmt eine große Freude sein. Sehr oft hat sie von Ihnen gesprochen …«
Finleys Herz schlug bis zum Hals, als er auflegte. Und in der Pension in der Kalaimoku Street nickte Nuki dem eingeborenen Hausmädchen zu:
»Gut gemacht, Ona. Das war zehn Dollar wert.«
»O danke, Misses …«
Das Mädchen nahm den Schein und trippelte aus dem Zimmer.
Zwei Stunden später fuhr Finley, nachdem er beim Verlassen von Pearl Harbor die strengen Sicherheitskontrollen hinter sich gebracht und einen Mietwagen beschafft hatte, in die Auffahrt des Hawaiian Regent. Der dicke, immer breit lachende, dunkelbraune Portier in seiner weißen Uniform nahm die Schlüssel in Empfang und versprach, den Wagen gut zu parken.
Wie ein Junge, der einem Fußball nachrennt, hetzte Finley in den weiten Innenhof. Schon von weitem sah er Nuki-na-mu. Sie saß am ersten Tisch der Cafeteria.
»Nuki!« schrie Finley. Die Leute, die ihn betroffen anstarrten, kümmerten ihn nicht. »Nuki!«
Sie erkannte ihn, sprang auf und lief ihm entgegen, mit weit ausgebreiteten Armen … ein Engel, der ihm entgegenflog. Sie war so wunderschön, daß Finley beim Laufen der Atem stockte und er nach Luft rang.
»James!«
Sie lachten und tanzten und küßten sich, und um sie herum lächelten verständnisvoll die anderen Gäste, in der Mehrzahl Japaner mit ihren Frauen und ihren unentbehrlichen Kameras.
Tulajew, der an der Bar saß und seinen geliebten Mai-Tai schlürfte, war zufrieden. Wer kann einer solchen Frau widerstehen? Er wußte, daß Finley diesmal umfallen würde.
Ein Stunde später saß Ted Farrow in dem kleinen Fischerhaus an der Küste von Mahuka, aß das Begrüßungsessen von Yumahanas Eltern – einen herrlich gegrillten jungen Schwertfisch mit Ananassalat und Minzblättern –, während Yumahana sich glücklich an ihn lehnte und jeden seiner Bissen verfolgte, vom geschnitzten Holzteller bis in den Mund.
»Du bist jetzt unser Sohn«, sagte ihr Vater, der alte Fischer, und sah dabei liebevoll seine schöne Tochter an. »Du bist das Glück von Yumahana, der Himmel segne dich. Du sollst etwas wissen. Ich habe einen Vetter, der kennt wiederum einen Mann, der sein Geld verdient, indem er euch Amerikaner beobachtet. Und dieser Mann hat vor einiger Zeit gesagt: Auf der Wake-Insel ist ein Geheimnis. Und da leben
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