Unternehmen Delphin
wirklich. Wenn ich alles erzähle … alles, was ich weiß … gibt es dann einen Weg?«
»Vielleicht einen durch Höhlen und unterirdische Gänge – durch die Sonne nicht mehr. Das KGB wird dich überall suchen, und es wird dich finden. Aber James könntest du helfen, wenn du erzählst. Sehr helfen! Er sitzt tief im Dreck.«
»Er hat nur gesagt, daß sie auf Wake an neuen elektronischen Dingen arbeiten, an unterseeischen Frühwarnsystemen.«
»Das war schon zuviel.« Clark hob die Schultern. »Noch weiß ich nicht, wie James da herauskommt.«
»Es wissen nur zwei, Abi – du und ich.«
»Und dein Auftraggeber?« Clark lächelte wieder wie verträumt. »Er ist sonst immer sehr ungeduldig, der liebe Genosse Leonid Fedorowitsch Tulajew.«
»Du kennst ihn? Du weißt schon alles?« Sie sprang auf. »Abi, hilf mir … hilf mir und James …«
»Ich habe Tulajew im Hotel gesehen. Und wenn er noch so bunte Hemden und Sonnenbrillen trägt, ihn erkenne ich immer. Nur habe ich da auch versagt. Ich habe nie das Zauberweib Nona Kaloa mit ihm in Zusammenhang gebracht.«
»Du bist eben auch nur ein Mensch.«
»Und ich war glücklich, es bei dir sechs Tage sein zu können.« Er drückte den Knopf des Tonbandes herunter. Das leise Summen zeigte grausam nüchtern an: Die privaten Worte waren zu Ende. »Rede!« befahl Clark sachlich und kühl.
Nuki-na-mu nickte. Und dann sprach sie, ohne Stocken, ohne Zögern. Sie berichtete von Tulajew, ihrer Aufgabe, ihren früheren Einsätzen, ihren Erfolgen. Nur die Woche mit Clark verschwieg sie. Er wartete darauf, aber sie winkte ihm zu und sagte: »Das war es, Sir!«
»Danke.« Clark stellte das Tonband ab. »Du bist fair, ich bin es auch. In Miami mußte ich einen Agenten, der sich Fisher nannte, töten; im Klosett, am Pinkelbecken – ich hatte keine andere Wahl. Er erkannte mich, er gehörte zur Mannschaft von Oberst Ischlinski und blieb damals unauffindbar, als die ganze Gruppe hochging, weil ich mich in den Ring von Ischlinski hatte einschleusen lassen – aber es gibt ja immer irgendwo einen schwachen Punkt … Nuki oder Nona oder Li, warum hast du da mitgemacht? Eine Frau wie du! Welch ein Leben hättest du führen können! Warum hast du dein Kapital, deine Schönheit, so billig verkauft?!«
»O Abi, das ist eine lange Geschichte.« Sie setzte sich wieder auf den Korbstuhl. »Du weißt nicht, wie ich hassen kann. Und ich haßte euch Männer alle. Vor allem euch Amerikaner. Ich habe es in Vietnam gelernt. Damals war ich 15 Jahre alt. Mit fünf Mann sind sie über mich hergefallen … So fing es an!«
»Und so ist nun das Ende«, sagte Clark dumpf.
»Das Ende, Abi?«
»Du hast James geliebt, und ich weiß, daß du ihn total verzaubert hast. Ich habe dich geliebt, obwohl ich jetzt weiß, daß jede Umarmung von dir eine kalkulierte Zärtlichkeit war. Was soll's? James war glücklich, du warst glücklich, ich war glücklich – aber was wir hinterlassen, ist ein Scherbenhaufen. Du warst so stolz auf dich … sei es auch jetzt!«
Er kam zu ihr, beugte sich über sie. Sie hob den Kopf. Clark küßte sie lange und streichelte dabei ihr Haar. Mit einem Ruck richtete er sich dann auf, griff in die Tasche, holte eine kleine Pistole heraus und ließ sie in Nuki-na-mus Schoß fallen. Sie rührte sich nicht, wie versteinert saß sie wieder da.
Clark ging zu dem Tonbandgerät, nahm das Band heraus und verließ wortlos den Raum. Er spürte ihren Blick in seinem Rücken und dachte für einen Augenblick: Jetzt könnte sie mich von hinten erschießen. Es gibt kein Ausweichen. Und er atmete auf, als er draußen im Gang stand und den Wachtposten sah.
»Alles okay, Sir?« fragte der stramm.
»Noch nicht …« Clark senkte den Kopf. Aus dem Innern des Zimmers klang dumpf ein einzelner Schuß. Clark schluckte mehrmals. »Jetzt ist alles okay. Rufen Sie die Herren Offiziere!«
Als er das Zimmer von General Layfield betrat und das Tonband auf den Tisch legte, sah er aus wie ein alter, müder Mann.
»Mein Gott, was haben Sie gemacht?« stammelte Atkins entsetzt.
»Nichts, Sir.« Clark setzte sich in einen Sessel und vergrub das Gesicht in den Händen. »Ich bin dabei, mich selbst zu hassen.«
Finley begriff zunächst gar nichts.
Er saß mit starren Augen vor Clark, der vergeblich versuchte, ihm zu erklären, was geschehen war. In Finley blieb nur ein Wort haften, und das zerriß ihn.
»Sie ist tot?« fragte er.
»Ja, James.«
»Ihr verfluchten Schweine habt sie auf dem
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