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Unternehmen Delphin

Unternehmen Delphin

Titel: Unternehmen Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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von denen man sagte, daß sie auf Menschengedenken unbewohnbar geworden waren. Unter hunderttausenden Tonnen Beton, die man hier aufgeschüttet hatte, schlief die radiumverseuchte Erde – grellweiße Inseln als Denkmäler menschlichen Wahnsinns.
    Das Flugfeld von Wake war neben der Basis Midway die am meisten angeflogene militärische Air Station. Es war für schnelle Jäger und schwere Bomber ebenso eingerichtet wie für die dicken Jumbos und Atlas-Transporter, die ganze Hauswände heranbrachten, Klimaanlagen, Betonfertigteile für Bunker und montierbare Benzintanks. Zwei Spezialschiffe mit riesigen Baggern und Schaufelbändern fraßen sich seit Monaten durch die Korallenbarriere am Toki Point von Peal Island, dem nördlichen Landteil von Wake, und schaufelten eine Fahrtrinne in die Lagune. Colonel Hall hatte von den neuen Plänen vor etwa neun Monaten erfahren, und dann war plötzlich die verträumte Stille vorbei. Das Paradies verwandelte sich in eine Hölle der Technik. Das Rauschen des Windes und der Wellen wurde übertönt vom Donnern schwerer Flugmotoren, dem Rattern und Kreischen der Baggerschiffe, dem Dröhnen von Betonmischmaschinen. Von Hawaii kamen dreihundert Bauarbeiter herüber, Techniker, Ingenieure, Sprengfachleute, Militärarchitekten. Alles ausgesuchte Männer, mehrfach vom CIA überprüft, zur strengsten Geheimhaltung verpflichtet. Eine kleine neue Wohnstadt entstand auf Peal Island, umgeben von einer Ringstraße mit zwei Bars, einem Kino, einem Sportzentrum, einem Baseball-Platz, einem Football-Feld und einem Tennisplatz.
    Nur Frauen fehlten. Es gab keine Sekretärinnen. Auch im Hospital arbeiteten nur Sanitäter. Wen wundert es, daß abendliche Schlägereien zum Abschluß jedes Tages gehörten …
    Admiral Crown ließ sich am nächsten Morgen rund um die Insel fahren, besichtigte sein neues Reich und sagte dann zu Colonel Thomas Hall: »Das könnte wahrhaft noch immer ein Paradies sein, wenn der Mensch es nicht entdeckt hätte. Ich habe schon viele schöne Inseln und Lagunen gesehen – Wake übertrifft sie alle. Da kann selbst Bora Bora nicht mithalten. Die Palmenwälder sind höher, der Sand weißer, die Lagune ist größer und blauer, die Luft reiner – welch ein Pazifik-Traum!« Crown zog die schmalen Schultern zusammen, als friere er plötzlich. »Es wird sich ändern. Ich bin gekommen mit dem Befehl, das alles zusammenzuschlagen. Auf Wake werden wir jetzt neue militärische Möglichkeiten ausprobieren. Sehen Sie mich nicht so blöd an, Tom – die Palmen bleiben stehen, aber was in ihrem Schatten passiert, wird eine Fortsetzung des dunklen, unbegreiflichen menschlichen Dranges sein, immer neue, immer wirksamere, immer perfektere Mittel zur eigenen Vernichtung zu konstruieren. Vielleicht wird Wake mal neben dem Namen Bikini stehen.«
    »Das verhüte Gott!« sagte Colonel Hall laut.
    »Der am wenigsten.« Crown winkte sarkastisch ab. »Manchmal habe ich das Gefühl, daß dieser Gott bewußt und in Ruhe zusieht, wie seine Weltschöpfung endlich wieder verschwindet …«
    Am Abend saß Admiral Crown allein auf einem Klappstuhl an der Lagune, in einer kleinen Bucht von Peal Island, blickte in den rotgolden flammenden Sonnenuntergang und das darin schwimmende, bizarre, grandiose Wolkengebirge, betrachtete das golden schimmernde Wasser und die wiegenden Palmen, die wie Scherenschnitte gegen den flammenden Himmel standen. Eine Schönheit, unfaßbar und ergreifend, zur Demut mahnend und zur Besinnung.
    In drei Monaten liegen hier die U-Boote, dachte Crown und war versucht, die Lagune laut um Verzeihung zu bitten. Was werden wie mitbringen? Man hat mir vieles gesagt, aber das nicht.
    Ich weiß nur, daß niemand erfahren darf, was hier geschieht.
    Iwan Victorowitsch Jakowlew hatte ebenfalls in diesen Tagen seinen neuen Standort erreicht. An der Spitze seiner kleinen Flottille fuhr er auf dem geheimnisvollen U-Boot ›Charlie‹ – wie die NATO den Typ nannte – in die Bucht von Kasatka ein. Langsam hatten sie die Kurileninsel Iturup passiert, ein trostloses Eiland mit zwei aktiven Vulkanen in der Mitte. Nebel überzogen das Land, die Hänge waren kahl und feindlich, die Küste sturmzerrissen.
    Jakowlew stand vorn im Turm des U-Bootes und blickte stumm auf die Insel. Über 200 Kilometer war sie lang – 200 Kilometer feindselige Natur, urweltliche Gegnerschaft. Nur eine einzige vernünftige Stadt gab es: Kurilsk. Auf der anderen Seite. Am Ochotskischen Meer. Dort lag das Kommando der

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