Unternehmen Delphin
sind.«
»Mein Gott, Steve, es war doch alles nur eine Annahme …«, stotterte Helen.
»Die Wahrheit, mit der das Pentagon leben muß! Sie ist sogar noch viel heißer und dramatischer als die Theorie. Zum Beispiel sickert da die Information durch, daß die Russen neue Unterwasserraketen entwickelt haben mit speziell dazu konstruierten Unterwasserabschußbasen. Und auf der anderen Seite erfährt der Russe, Amerika sei dabei, neuartige Unterwasser-Frühwarngeräte aufzustellen. Jeder fragt sofort: Wo sind sie, wo kommen sie hin, wie sehen sie aus, die Unterwasserrohre und die neuen, schnellen Raketenwerfer? Warum konzentriert der Russe einen großen Flottenverband in der Bucht von Korsakow auf Sachalin? Sind auf die Kurileninseln wirklich 10.000 Mann Verstärkung verlegt worden? Warum tut der Russe das? Man zieht doch keine Truppen ohne Grund zusammen.«
»Woher weißt du das alles?« fragte Helen und schluckte mehrmals. Ihr Hals war plötzlich wie ledern geworden.
»Admiral Walkinson hat mir nur einen winzigen Einblick gegeben in das, was sich unbemerkt von der ganzen Welt im Untergrund tut. Da müssen viele Geheimnisse enträtselt werden – und das sind Aufgaben, die nur unsere Delphine lösen können. Es hat lange gedauert, bis die Admiräle begriffen, wie hilflos sie sind und daß ihnen in diesem speziellen Fall nur ein Tier helfen kann. Wenn sie endlich ihren Stolz überwunden und dies erkannt haben, dann war es auch mit dein Werk …«
»Na also! Und mich wollt ihr jetzt in die Ecke stellen?«
»Es ist einfach zu gefährlich für dich. Die Gegenseite schläft ja nicht. Es wird Sabotageakte geben, Anschläge. Man wird Spione einschleusen, Morde planen – und das schwächste Glied in einer Kette ist immer eine Frau.«
»Danke!« sagte sie fast fauchend. »Ihr Fatzken mit eurem Männlichkeitswahn! Wann soll der Umzug stattfinden? Weißt du das auch schon?«
»In San Diego arbeiten sie an den neuen Anlagen Tag und Nacht wie die alten Ägypter an den Pyramiden. Wenn sie die Zeit einhalten, geht es in vier Monaten los.«
»Noch vier Monate!« Helen Morero schien ruhiger zu werden. Sie schien zu denken: Was kann in vier Monaten alles geschehen, was kann sich da noch ändern. Rawlings konnte ihre Gedanken fast von ihrer Stirn und ihren Augen ablesen. »Ich werde um einen Platz in San Diego kämpfen, verlaß dich drauf, Steve.«
Rawlings nickte wortlos. Er hatte dieses Problem bereits mit Linkerton durchgesprochen, und der Admiral hatte eindeutig erklärt: In unseren Plänen sind Frauen, auch wenn es sich um Dr. Morero handelt, nicht vorgesehen. Es wird schwer werden, ich weiß es, doch wir sollten uns darüber im klaren sein, daß wir einen Feind auf uns ziehen, der gnadenlos sein wird. Zugegeben: Wir sind auch nicht anders. Aber damit müssen wir leben, die Welt ist nun mal so.
»Gehen wir jetzt an die Bar?« fragte Rawlings. »Meine Kehle ist korkentrocken.«
»Ich gehe zu John, Ronny und den anderen«, sagte Helen hart. Sie wandte sich brüsk ab, ging mit schnellen Schritten zu ihrem Bungalow und kam in einem goldfarbenen Badeanzug zurück, als Rawlings gerade die Bar erreicht hatte. Ihr Anblick war atemberaubend, aber da man ihn hier gewöhnt war, pfiff niemand durch die Zähne, sondern Finley sagte nur verblüfft:
»Was ist los? Helen-Darling sieht verdammt wütend aus!«
»Ich habe ihr gesagt, daß sie hier bleiben muß, wenn wir nach San Diego umziehen.«
»Mutig, mutig! Ein Wunder, daß du noch kein blaues Auge hast und keinerlei Kratzspuren.« Dr. Finley blickte zu Helen hinüber, die am Beckenrand saß und sich mit den Delphinen unterhielt, die vor ihr hin und her schwammen. »Sie gibt kampflos auf?«
»Im Gegenteil, sie hat ihre Offensive angedroht.« Rawlings trank durstig einen Cocktail aus Orangensaft, weißem Rum und Curaçao. David Abraham mixte ihn so, daß nach drei Longdrink-Gläsern die Wetten begannen, wie viel man noch schaffen würde. »Ich kann sie verstehen, wir nehmen ihr einen Teil ihres Lebens weg.«
Die Delphine empfingen Helen mit Geschnatter und Pfeifen, als sie ins Becken glitt und sich in ihre Mitte fallen ließ. Sofort war John bei ihr, drückte sich an ihre Seite und rieb seine Schnauze an ihrer Schulter. Seine kleinen Augen blinzelten sie an. Nicht aus dem Mund, sondern oben, aus dem ›Spritzloch‹ auf dem Kopf, kamen girrende zärtliche Laute hervor, und Helen legte ihren Arm um Johns Hals, drückte sich an ihn und sagte zu ihm:
»Ihr sollt weg, und mich wollen
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