Unternehmen Delphin
nach Miami folgst du ihr.«
»Das kann David Abraham besser. Außerdem würde Helen bei ihm nie denken, daß er ihr nachspioniert. – Steve, was soll's? Helen hat Hormone wie jede Frau – endlich entdeckt sie es.«
Was die beiden Männer zu dieser Zeit noch nicht wußten: Die Geschichte hatte vor etwa drei Wochen begonnen, nachdem Helen Morero im Weißen Haus in Washington den Delphinfilm dem Präsidenten der USA vorgestellt hatte. Es war ein sonniger Abend, Helen kam von einem Einkauf im Supermarkt zurück, und als sie bereits in ihrem Rabbit saß, wurde sie von hinten von einem Chevrolet gerammt.
3
Es ist kein großes Unglück, wenn einem bei einem leichten Zusammenstoß die rückwärtige Stoßstange des Autos ein klein wenig eingebeult wird. Und da Helen Moreros Rabbit – so heißt bekanntlich der deutsche Volkswagen in den USA – eine gute Stoßstange besaß, hatte Helen keinen Grund, große Worte zu verlieren oder gar die Polizei zu rufen.
Trotzdem sprang sie sofort aus dem Wagen, lief nach hinten und prallte auf einen Mann, der ein knallig buntes Hawaii-Hemd trug: grellorange, bedruckt mit grünen Palmen, einem weißem Sandstrand und Schiffen mit gelben Segeln. Und dieses kitschige Panorama hing lose über einer hellgrünen Hose. Es war für empfindsame Menschen ein schockierender Anblick, den man erst einmal verkraften mußte. Der Mann war mittelgroß, aber einen halben Kopf höher als Helen, strich sich jetzt wallende schwarze Locken aus dem entsetzten Gesicht und legte die Hände bittend gegeneinander.
»Meine Schuld!« rief er. »Es war meine Schuld. Ich habe Ihr Tempo unterschätzt. Als ich Ihren Blinker sah, dachte ich nur: Da wird eine Parklücke frei, welch ein unverschämtes Glück, nur rein damit! Aber dann fuhren Sie langsamer raus, als ich es geschätzt hatte, und ich gab zu viel Gas. So kam es zu dem Bums. Es war allein meine Schuld. Beschimpfen Sie mich nicht und verzeihen Sie mir!«
»Bis jetzt habe ich noch keinen Ton sagen können«, antwortete Helen und bückte sich über die Stoßstange ihres Rabbits. Sie konnte nicht viel mehr als eine kleine Schramme und eine winzige Einbeulung entdecken.
»Ich kaufe Ihnen einen neuen Wagen«, rief der bunte Herr.
Helen richtete sich erstaunt auf.
»Ich habe Ihren schönen Wagen beschädigt!« Der Herr schien außer sich zu sein. Er starrte Helen aus schwarzen, flackernden Augen an. »Wie fühlen Sie sich? Sind Sie verletzt? Übelkeit? Kopfsausen?«
»Wie Sie sehen, bin ich nicht aus Glas und nicht zersprungen.« Helen warf einen Blick auf den Chevrolet, der sie gerammt hatte. Ein Kabrio neuesten Jahrgangs, ein Luxusschlitten mit hellgelben Lederpolstern und sicherlich allen nur denkbaren elektrischen Spielereien vom automatisch herausfahrenden Verdeck bis zur eingebauten Kühlbar. »Mit diesem Schlachtschiff wollten Sie in meine kleine Parklücke?«
»Ich sagte es ja: Mein Fehler. Ich sah Platz in einer endlosen Reihe und dachte nur eins: Hinein! Manchmal bin ich ein impulsiver Mensch …«
»Manchmal?« Helen hatte wenig Lust, hier auf der Straße, in der drückenden feuchten Hitze von Miami, große Unterhaltungen zu führen. Die Abendsonne, obzwar schon rötlich, brannte noch gewaltig. Außerdem hatte sie im Supermarkt einen tiefgekühlten Waldorf-Salat mit viel Mayonnaise gekauft, die in Miamis drückendem Klima schnell sauer werden kann. »Ich fahre jetzt raus und überlasse Ihnen das Problem, wie Sie mit Ihrem Monstrum in die Lücke kommen.«
»Mein Name ist Fisher, und meine Freunde nennen mich Blacky«, sagte der Herr in dem fürchterlichen Hawaiihemd, das ihm niemand übelnehmen konnte, denn so oder ähnlich liefen Hunderttausende herum, in der Südsee, auf Hawaii, in Kalifornien und in Florida und – da sich so etwas blendend exportieren läßt – überall auf der Welt, wo die Sonne kräftig scheint.
»Blacky?« fragte Helen.
»Ja – meiner Haare wegen.« Er warf mit einer koketten Bewegung ein paar Locken von seinen Augen und lächelte Helen sonnig an. »Getauft bin ich auf den Namen Will.«
»Ich heiße Helen Morero …«
»Spanisch mit blonden Haaren – faszinierend!« Will Fisher legte wieder die schmalen Hände aneinander; wie ein Inder, der sehr höflich grüßt. Schöne Hände, dachte Helen. Er hat außergewöhnlich schöne Hände. »Rauchen wir eine Friedenspfeife zusammen? Bei einem Glas Champagner?«
Helen lächelte jetzt auch, obwohl sie es nicht wollte. »Sie übernehmen sich: Erst ein neues Auto, jetzt
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