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Unternehmen Delphin

Unternehmen Delphin

Titel: Unternehmen Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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eingesetzt werden. Natürlich nur zur Verteidigung – aber verteidigt werden muß immer etwas. Außerdem: Was auch immer bei der Wake-Insel passieren mag: Man wird nie irgend etwas darüber hören. Jakowlew kann zwar Held der Sowjetunion werden – doch wofür er das vielleicht wird, das bleibt ebenfalls unter uns. Mit anderen Worten, mein liebster Freund: Ich bin hier und doch nicht hier. Alles, was ich da in der Tasche habe, gibt es nicht, obwohl es Millionen Rubel kosten kann. Ich gestehe: Bis vor drei Tagen hatte auch ich keine Ahnung davon, warum man mir Jakowlew mit seiner kleinen Flotte auf den Hals geschickt hat. Jetzt weiß ich es endlich. Man muß die Planer im Stab von Moskau bewundern … Ha, ist das ein Fisch! Und diese Pilze! Dieser Geschmack! Sie sollten Gennadi Mattejewitsch zum Unterleutnant befördern …«
    Zwei Stunden später flog Admiral Prassolow mit einem Transport-Hubschrauber Ka-25 von dem kleinen Hafen Kasatka hinüber zu Jakowlews kleiner Flotte. Sie lag vierzig Seemeilen von der Küste der Insel Iturup entfernt in einem 500 Meter tiefen Gewässer und über einem wild zerklüfteten Meeresboden.
    Prassolow landete auf dem kleinen Hubschrauberdeck des U-Boot-Versorgungsschiffes Ugra und wurde dort vom Kommandanten und von dem Korvettenkapitän Jakowlew begrüßt. Eine Trompete blies ein Ehrensignal. Und wieder hatte Prassolow beim Anblick Jakowlews das fade Gefühl, daß Helden, und wenn man sie noch so sehr ehrte, nicht immer – menschlich gesehen – die Besten des Volkes waren. Laut durfte man so etwas natürlich nicht sagen … Wenn man in seine kalten Augen blickte, hätte man den Kragen hochschlagen mögen, so eisig wehte es zu einem herüber.
    Schon gleich nach der Begrüßung trat Jakowlew seinen Admiral sozusagen vor das Schienbein, indem er ganz ruhig fragte: »Sie bringen mir den Einsatzplan mit, Genosse Admiral?« Das bewies Prassolow: Jakowlew war viel früher als er über seine Aufgaben unterrichtet worden – über den Kopf des Befehlshabers Sondereinsatz See hinweg.
    »Wir wollen sehen, Iwan Victorowitsch«, antwortete Prassolow. Mit diesen gönnerhaften Worten wollte er seinen Briefträgerdienst etwas aufwerten. »Bereiten Sie sich auf Großes vor!«
    »Wir haben den Einsatz ständig geübt, Genosse Admiral.«
    Im Offiziersraum des U-Boot-Versorgungsschiffes – der modernsten schwimmenden Werkstatt, die es auf dieser Welt gab, vollgestopft nicht nur mit allen Ersatzteilen, sondern auch mit Waffen, Elektronik und den hochempfindlichsten Radaranlagen und Suchgeräten, die in der NATO ›Slim Net‹, ›Strut Curve‹ und ›Muff Cob‹ hießen – öffnete Prassolow seine Aktentasche und entnahm ihr einen roten Schnellhefter. Der Kommandant des Schiffes verließ auf einen Blick des Admirals den Raum; was hier zu besprechen war, galt nur den Ohren von Jakowlew.
    »Sie haben die Aufgabe, Iwan Victorowitsch, in das neue Sperrgebiet der Amerikaner um die Wake-Insel herum einzudringen und festzustellen, welche Versuche dort unternommen werden. Die Luftaufklärung hat nur Informationen über große Bautätigkeiten erbracht. Diese aber rechtfertigen in keiner Weise die Absperrung eines großen Seegebietes. Um Atomversuche kann es sich nicht handeln, sonst hätte man Wake selbst evakuiert. Stattdessen kommen nach Wake immer neue Truppen. Von Pearl Harbour sind unterwegs: drei Zerstörer, zwei Kreuzer, drei Korvetten, vier Schnellboote. Über neue U-Boote liegen keine Meldungen vor, aber ich nehme an, auch sie werden auf Wake verstärkt. Warum das alles? Nur, um uns unruhig zu machen? Die Taktik der kleinen Nadelstiche? Wer glaubt daran? Der strategische Stab der Admiralität ist anderer Ansicht. Er vermutet, daß die Amerikaner neue Tiefseewaffen ausprobieren wollen.«
    »Tiefseewaffen?« fragte Jakowlew verwundert. »Was soll man darunter verstehen?«
    »Seien wir ehrlich, Iwan Victorowitsch: Alles, was überm Wasser schwimmt, ist im Kriegsfall Schrott. Jede Rakete kann jedes Überwasserschiff erreichen. Die sich selbst lenkenden elektronischen Torpedos treffen jedes Ziel. Hier, unsere Ugra – was nutzt die beste Werkstatt, wenn sie nach allen Seiten sichtbar ist? Es muß gründlich umgedacht werden. Für einen schweren Schlachtkreuzer, den früher einmal jeder fürchtete, hat man heute nur noch ein Lachen übrig. Ein Druck auf ein Knöpfchen … zscht … die Rakete ist los, und niemand hält sie mehr auf. Die Abfangraketen stecken noch in den Kinderschuhen. Wenn wir einen

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