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Unternehmen Delphin

Unternehmen Delphin

Titel: Unternehmen Delphin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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waren die stärksten Kriegsschiffe überhaupt. Auch die Amerikaner hatten dem nichts entgegenzusetzen.
    Makarenkow wandte sich in seiner Not an den Chef der Basis in Petropawlowsk, aber auch Admiral Jemschin konnte keine Auskunft geben. »Mikola Semjonowitsch und ich sind befreundet«, sagte er nur, »aber was heißt das? Wenn er den Mund halten muß, dann hält er ihn, und wenn ich noch so laut: ›Prost, Brüderchen!‹ rufe. Nun gut, er kommt zu Ihnen, Wassili Borisowitsch – lassen Sie sich überraschen.«
    Genau das tat Prassolow auch. Mit einer Tupolew Tu-26, die eine Geschwindigkeit von 2.125 Kilometer pro Stunde, also Mach 2, fliegen kann, brauste er heran und landete heulend auf dem Flugplatz von Kurilsk. Makarenkow erwartete ihn auf dem Flugfeld in seiner schwarzen Wolga-Limousine und begrüßte dann Prassolow mit Wangenküssen, wie es sich gehört, wenn man sich Freund nennt.
    Prassolow kam allein, ohne Adjutant oder andere Offiziere – schon das war ungewöhnlich. Er trug selbst eine schwarze Aktentasche, und Makarenkow bemerkte verblüfft, daß sie mit dem Griff an Prassolows Handgelenk angekettet war. So etwas kannte man nur bei höchst geheimem Diplomatengepäck.
    »Es gibt einen köstlichen Stör, gebacken und mit Kapernsoße, garniert mit eingesäuerten Waldpilzen«, sagte Makarenkow, als Prassolow neben ihm im Wolga Platz genommen hatte. »Und Blinis – ich sage Ihnen, mein lieber Mikola Semjonowitsch: Mein Koch, der Unteroffizier Gennadi Mattejewitsch, ist ein Genie. Wenn Sie in Moskau oder Leningrad bessere Blinis als bei mir bekommen, dürfen Sie mich einen Lügner nennen.«
    »Hervorragend, mein lieber Wassili Borisowitsch«, antwortete Prassolow höflich, aber seltsam zerstreut. »Einen Bärenhunger habe ich mitgebracht. Ist der Stör schon in der Röhre?«
    »Er brutzelt, mein Freund.«
    »Dann sollten wir ihn schnell essen und dann zu Jakowlew fliegen.« Prassolow lehnte sich zurück. Die kurze Fahrt vom Flugplatz zur Marinekommandantur führte durch militärisches Sperrgebiet. In einem Seitenbecken des Hafens dümpelten vier japanische Fischkutter, die man aufgebracht und hierher geschleppt hatte, weil sie in sowjetischen Gewässern ihre Netze ausgeworfen hatten. Nach altbewährter sowjetischer Methode wurden sie jetzt zunächst der Spionage angeklagt, bis lange Verhandlungen mit der japanischen Regierung in Nemuro auf der Insel Hokkaido irgendwann zur Freigabe führen würden. Das gehörte zur sowjetischen Taktik in diesem Gebiet: Auch die Südkurilen gehören uns, mag man in Japan gegen diese Auffassung auch täglich protestieren.
    »Sie kommen wegen Iwan Victorowitsch Jakowlew?« fragte Makarenkow voll Interesse. »Eine Inspektion? Im Vertrauen: Ich mag ihn nicht. Keinen Kontakt hat man mit ihm. Exerziert da draußen bei Kasatka, schindet seine Leute, bis sie statt Kwaß ihre eigenen Tränen trinken, ein ganz unangenehmer Mensch, dieser Jakowlew.«
    »Darüber sind wir uns alle einig, mein lieber Wassili Borisowitsch.« Prassolow stieg aus, man hatte die Kommandantur erreicht. Die Ledermappe mit der Kette zu seinem Handgelenk drückte er gegen seine Brust, als erwarte er ein Attentat. »Aber der Oberkommandierende scheint ihn anders zu sehen. Ich habe neue Befehle für Jakowlew bei mir.«
    Makarenkow staunte und zeigte das auch unverhohlen. Ein Admiral als Briefträger zu einem Korvettenkapitän – wo gab's denn das? Wollte man Prassolow demütigen? War das der Anfang von seinem Ende? »Sie bringen die Befehle zu Jakowlew wie ein Kellner die Suppe?« fragte er, geradezu empört. Prassolow war weit davon entfernt, bedrückt zu sein. Er nickte sogar.
    »Er geht schweren Zeiten entgegen«, sagte er.
    »Schwerer, als er es seinen Leuten macht, kann's nicht mehr werden.« Makarenkow lächelte sarkastisch. In der Wohnung schlug ihnen der Duft von gebratenem Fisch entgegen, aber es war ein angenehmer Geruch, gemischt mit Wacholder. Prassolow schnupperte begeistert.
    »Haben Sie gehört, mein lieber Freund, was die Amerikaner da bei der Wake-Insel zaubern?«
    »Nein. Meine Informationen beschränken sich darauf, daß in Wladiwostok eine Schnupfenepidemie ausgebrochen ist«, antwortete Makarenkow beleidigt. »Auch von Ihnen bekomme ich nichts zu hören.«
    »Ich darf nicht, Genosse.«
    »Was ist also los mit den Amerikanern? Neue Atomversuche? Neue Raketen?«
    »Man weiß es nicht – das ist es ja! Luftaufnahmen zeigen, daß ein Teil von Wake eine einzige riesige Baustelle geworden ist. Auch

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