Unternehmen Delphin
laut und schrill und suchte offensichtlich seine geliebte Helen. Dennoch war Rawlings zufrieden: Alle Delphine hatten die Reise überlebt. Sie waren gesund angekommen. In ein paar Tagen würden sie sich in San Diego eingelebt haben – dann begann die ernste Arbeit draußen im Pazifik.
»Helen ist weg!« schrie Finley, als er Rawlings erreicht hatte. Steve saß am Bassinrand unter einem großen, gelben Sonnensegel und beobachtete die Delphine und ihre erste Reaktion auf die fremde Umgebung. »Für immer weg! Alles hat sie mitgenommen!«
»Es ist vielleicht das Beste, was sie tun konnte.« Rawlings bot Finley eine Zigarette an, aber Finley schlug ihm die Packung in seiner großen Erregung aus der Hand. Es war das erste Mal in all den Jahren, daß Rawlings so etwas mit Finley erlebte.
»Das sagst du so daher, als wenn sie gerade mal um die Ecke gegangen wäre!« brüllte er.
»Ich hätte mir auch eine andere Stelle gesucht, James. Weit weg von Miami.«
»Und ohne eine Nachricht zu hinterlassen?«
»Wem sollte sie eine hinterlassen? Wir waren ja nicht mehr da.«
»Mir, Steve! Ich liebe sie!«
»Weiß sie das denn? Du warst immer nur zu den Delphinen zärtlich, zu ihr nie.«
»Sie etwa? Denk an John; sieh dir ihn nur an, wie er mit ihrem Badeanzug herumschwimmt.«
»Du und Helen – ihr seid beide so geniale Wissenschaftler und beide so große Kinder. Ihr habt den Zug abfahren lassen und hättet beide das Signal auf Rot stellen können.« Rawlings bückte sich, hob die Zigarettenpackung auf und hielt sie Finley noch einmal hin. Jetzt nahm er eine Zigarette. »Was hat es jetzt für einen Sinn, wie ein Kojote den Mond anzuheulen?«
»Ich muß sie wiedersehen«, sagte Finley dumpf. »Und wenn in einem Winkel ihres Herzens auch nur ein Hauch von Liebe zu uns ist, dann meldet sie sich. Steve, dann bin ich nicht mehr zu halten, dann brause ich los!«
»Urlaub im voraus bewilligt!« Rawlings lachte und legte den Arm um Finleys Schulter. »Aber nur, wenn ihr mit einer Heiratsurkunde wieder auftaucht.«
Dr. Clark fuhr in diesem Augenblick mit seinem Delphinwagen als kleiner Triumphator durch das Elektrotor der neuen Station und ließ sich von Rawlings und Finley umarmen. Helens Rabbit hatte man in San Diego in einer Garage abgestellt, denn diesen blauen VW amerikanischer Machart hätte Rawlings sofort erkannt. Außerdem trug er ja die Nummer von Miami.
Helen hockte in der Innenkabine des Delphinwagens und hatte den Vorhang vorgezogen. Die drei Fahrer blickten grinsend in die Gegend. Clark hatte ihnen angedroht: Ein Wort über Miß Morero, und ich erzähle, daß ihr euch alle bei dem Überfall in die Hosen geschissen habt.
»Endlich!« sagte Rawlings. »David Abraham, du bist ja ein Held. Linkerton ist so happy, daß er dich für eine Tapferkeitsmedaille vorschlagen will. Lassen wir die vier letzten Burschen sofort zu Wasser, und dann trinken wir einen, daß sich uns die Haare sträuben. Wir haben es alle verdient …«
»Helen ist weg«, sagte Finley mit saurem Gesicht. »Ich habe angerufen. Sie ist auf und davon.«
»Das war vorauszusehen.« Clark hob die Schultern. »So, wie man sie behandelt hat … Ich hätte nicht so rücksichtsvoll reagiert. Ich hätte euch allen eine runtergehauen und wäre dann erst gegangen.«
»Es geschah doch nur zu ihrem eigenen Schutz.« Rawlings lehnte sich gegen die breite Rücktür, hinter der Helen in ihrer Kabine hockte und nur das Stimmengewirr hörte. »Was ihr ja alle noch nicht wißt – und ich hab's auch vorhin erst von Linkerton erfahren: Wir haben nur noch kurze Zeit für die Eingewöhnung und für ein radikales Einsatztraining. Sie wollen uns – man kann es nicht anders nennen – an die Front werfen.«
»Wo?« fragte Clark ruhig.
»Das weiß ich noch nicht. Davon hat Linkerton noch nichts verraten.«
Das Schicksal spielte mit: Gerade jetzt wurden Rawlings und Finley zur Zentrale gerufen. Clark konnte also seinen Wagen allein zum Bassin fahren und seine vier Delphine zu Wasser lassen. Mit einem wilden Gekreische begrüßten die anderen Delphine Harry und seine Kameraden, nahmen sie in ihre Mitte und benahmen sich kein bißchen anders als Menschen, die einen Sieg feierten oder ein großes Wiedersehen.
»Versteck dich zunächst im Geräteraum«, sagte Clark zu Helen. »Ich sehe mir erst mein Haus an und hole dich dann ab. Finley läuft herum wie einer, der seinen Kopf verloren hat. Er hat in Biscayne Bay angerufen und erfahren, daß du verschwunden bist. Jetzt
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