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Unternehmen Grüne Hölle

Unternehmen Grüne Hölle

Titel: Unternehmen Grüne Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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läßt. Er hieß Salimeh. Zu den westlichen Ländern unterhielt er
freundschaftliche Beziehungen. In Europa war er gern gesehen — nicht zuletzt,
weil er sein Erdöl vorzugsweise hierher verkaufte.
    Mit El Hamid, seinem Bruder, hatte
Salimeh nur Ärger. Im Geheimen stänkerte der Schreckliche — wie man ihn im
Lande nannte — gegen das Staatsoberhaupt. Denn El Hamid wollte die Macht. Daß
sie ihm nicht in den Schoß fiel, wußte er. Deshalb war er bereit, das Äußerste
zu wagen. Und vor drei Wochen zettelte er einen Aufstand an — mit dem Ziel,
Salimeh vom Thron zu stürzen. Aber der Putsch ging daneben, wurde blutig
niedergeschlagen; und El Hamids Anhänger fanden sich hinter Gittern wieder — so
sie noch am Leben waren.
    Anis Gasthmi und eine Handvoll
Hamid-Getreuer flohen. Offiziell wußte niemand, wo sie sich aufhielten. Aber
inzwischen war durchgesickert, daß sie sich in Norditalien versteckten. Sollten
sie! Salimeh erklärte öffentlich, er dürste nicht nach Rache und werde auf
Verfolgung verzichten. Allerdings sei ihnen nicht zu raten, jemals wieder sein
Land zu betreten.
    Über El Hamids Schicksal herrschte
tagelang Ungewißheit. Erst dann erfuhr die Weltöffentlichkeit, daß sich der
Schreckliche im eigenen Lande verborgen hielt. Dort entdeckte man seine Spur,
und um ein Haar wäre er den Häschern seines Bruders in die Hände gefallen.
    Im letzten Moment konnte El Hamid zusammen
mit Fatima, seiner jungen Frau, im Privatflugzeug fliehen. Doch das Schicksal
war gegen ihn. Vor der tunesischen Küste stürzte die Maschine ins Meer. Das
geschah nachts. Erst am nächsten Morgen fand man Wrackteile. Persönliche
Gegenstände des Schrecklichen trieben im Wasser. Sterbliche Überreste wurden
zwar nicht geborgen. Aber niemand — daran bestand kein Zweifel — hatte das
Unglück überlebt.
    Friedhelm grinste, nachdem er den
Artikel abermals gelesen hatte.
    Er ahnte, wie die Sache jetzt stand.
Bestimmt hatte El Hamid ein gewaltiges Vermögen ins Ausland gebracht —
rechtzeitig, um nicht am Hungertuch zu nagen, falls die Pläne fehlschlugen. Den
El Hamid und seine Fatima gab’s nun nicht mehr. Aber das Geld war da.
Sicherlich fand Gasthmi einen Dreh, um es in die eigene Tasche zu lenken. Den
Saturn-Diamanten wollte er bestimmt nicht für einen ,Mächtigen der Welt’, in
dessen Auftrag er angeblich handelte, sondern für sich selbst bzw. für ein
weibliches Wesen, das es ihm angetan hatte. Vielleicht eine hübsche
Mailänderin.
    Friedhelm überlegte. Allmählich wurde
ihm klar, worauf er sich einließ. Es konnte gefährlich für ihn werden.

5. Tolle Bewaffnung
     
    Abends vermehrte sich der Nebel. Er
hüllte die Stadt ein, und draußen — im Grünen — breitete er sich aus, als wäre
er hier zu Hause.
    Auf dem Gelände der Internatsschule
konnte man keine fünf Meter weit sehen.
    Tim schloß das Fenster. Hinter ihm, im
ADLERNEST, brannte nur eine Nachttischlampe. Klößchen lag auf dem Bett und
blätterte in einem Journal. Ab und zu schob ersieh ein Stück Schokolade in den
Mund.
    „Irrer Nebel“, meinte Tim. „Ich kann
zwar nicht bis zum Hauseingang sehen. Aber ich glaube, Django ist eben
gekommen. Es klang nach seiner Stimme.“
    Django war der Spitzname eines Schülers
aus der 12 a. Detlef Knallmüller wurde so genannt, weil er für Schußwaffen
schwärmte. Er besaß sämtliche Modelle von Tränengas-Pistolen und
Schreckschuß-Revolvern. Darüber hinaus sammelte er Gewehre und
Maschinenpistolen. Schießen konnte man mit denen freilich nicht. Bevor sie als
Sammlerstücke verkauft wurden, hatte man die Läufe mit Metall ausgegossen. Aber
das merkte nur der Fachmann, wenn er die Waffe in die Hand nahm. Äußerlich
fehlte den Meuchelpuffern nichts.
    „Erinnere mich nicht an morgen“, meinte
Klößchen. „Sonst wird mir zum ersten Mal von meiner eigenen Schokolade
schlecht. Nein. Stimmt nicht. Nicht davon, sondern von den Flöhen im Bauch.“
    „Ich sag’s dir zum zehnten Mal: Du mußt
nicht mitmachen.“
    „Ich will aber.“
    „Trotz der Flöhe?“
    „Die ersticke ich mit Schoko. Noch zwei
Tafeln ziehe ich mir rein, dann krabbelt nichts mehr. Sind ja auch keine
wirklichen Flöhe, sondern... eh... nervliche Unruhen. Dem einen beben die
Nasenflügel. Der andere stottert. Mir kribbelt es im Bauch. Aber Schokolade
hilft immer. Schokolade ist Nervennahrung.“
    Tim schlüpfte in seine Turnschuhe. Sie
waren neu - mit eingearbeitetem Luftkissen in der Sohle und besonders guter
Fersenstütze.
    Klößchen

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