Unternehmen Grüne Hölle
redete noch. Aber er hörte nur
mit einem Ohr hin. In Gedanken war er bei Agathe Behlens Wohnung.
Mit Unschuldsmiene hatten sie dort bei
den Nachbarn geklingelt und nach der alten Dame gefragt. Doch niemand hatte sie
gesehen, niemand wußte was. Bald wurde klar, daß es keinen Zeugen gibt für die
Entführung.
Also eine Sackgasse. Die TKKG-Bande
brach ihre Ermittlungen ab.
Damit war es dann endgültig soweit:
Tims gefährlicher Plan schien der einzige Ausweg zu sein.
„Ich gehe jetzt zu Django“, sagte Tim.
„Du erinnerst mich ja schon wieder an
morgen.“
„Kümmere du dich um deine Flöhe. Was
soll ich dir mitbringen?“
„Mir? Was meinst du?“
Tim seufzte. „Möchtest du eine
Elefantenbüchse? Einen Schreckschuß-Revolver? Oder einen Minenwerfer?“
„Ach so. Hm. Überlasse ich dir. Von
Mordinstrumenten verstehe ich nichts.“
„Ich auch nicht. Kampfsport ja.
Schießen nie. Werde mal sehen, was Django zu bieten hat. Gefährlich muß es
aussehen. Und unter die Jacke passen.“
Klößchen blätterte um. „Ist ja eine
ganz alte Schwarte“, stellte er fest — und meinte das Journal. „Meistens merke
ich das erst an der Witzseite. Aber hier ist der lange Bericht von El Hamids
Flugzeugabsturz. Und das war vor... vor...“
„…ungefähr zweieinhalb Wochen“, half
ihm Tim. „Wahrscheinlich entscheide ich mich für zwei Maschinenpistolen.“
„Vielleicht gibt er dir gar nichts.“
Klößchen grinste. „Django hat mal gesagt, daß er dich nicht leiden kann. Ist ja
verständlich. Er flog raus aus der Volleyball-Mannschaft, und du kamst an seine
Stelle.“
„Ein guter Sportler“, meinte Tim, „kann
auch verlieren. Aber Django hätte mich am liebsten erschossen.“
Klößchen klatschte mit flacher Hand auf
die Farbdruckseite seiner Zeitschrift und begann wiehernd zu lachen.
„Ist dir schon aufgefallen“, krähte er,
„El Hamid, der Schreckliche, und Django sind sich ähnlich.“
Er hielt Tim das Journal hin.
Der Araber war abgebildet, ein
untersetzter Typ im weißen Gewand. Das Bild zeigte ihn beim Schießsport. Mit
einer Pistole feuerte er auf Zielscheiben — offenbar um vorzuführen, daß er zu
staatsmännischen Entscheidungen fähig sei.
Sein Gesicht war deutlich zu sehen. Er
hatte engstehende Augen und pockennarbige Haut. Die Nase wie ein Geierschnabel.
Ein Schnurrbart betonte die fleischigen Lippen.
„Django ist auch keine Schönheit“,
stellte Tim fest, „aber nicht halb so abstoßend wie der. Ich sehe keine
Ähnlichkeit.“
„Aber die Pistole in seiner Hand“,
feixte Klößchen. „Das haben sie gemeinsam.“
„Sehr witzig.“ Tim wandte sich zur Tür.
Der Flur war leer. Im Waschsaal brannte
Licht. Aber niemand hielt sich dort auf.
Er lief die Treppe hinunter und dann
über den Hof zum sogenannten SCHWARZEN HAUS, dem Gebäude, in dem die ‘ Schüler
der Oberstufe wohnten.
Detlef Knallmüllers Bude hieß ARSENAL ( Waffenlager ),
sinnigerweiser. Er teilte sie mit einem bläßlichen 19jährigen, der als Fachmann
für Schmetterlinge galt und schon einmal durchs Abitur gefallen war.
Tim klopfte an die Tür, wie sich das
gehörte. Und Django, alias (mit anderem Namen) Detlef, rief: „Herein!“
Er war allein, hatte eben seinen Trench
in den Schrank gehängt und roch nach abgashaltigem Nebel.
„Heh?“ meinte er verblüfft und starrte
Tim an, als käme der aus dem Urwald.
Muß es geschickt anstellen, dachte Tim.
Am besten, ich verärgerte ihn nicht. Schließlich will ich was von ihm.
„Hallo, Django“, grinste er. „Was macht
die Verletzung? Ist die Wunde schon verheilt?“
„Häh?“
Django glotzte noch immer, schon aber
jetzt die Brauen zusammen.
„Muß ja eklig sein“, meinte Tim, „wenn
man sich den halben Unterarm an ‘ner Glasscherbe aufschneidet. Du hast geblutet
wie ein Schwein. Das sah ich ganz deutlich. Weil ich in der Nähe war. Meinen
Widerwillen gegen dich — stell dir vor — hatte ich bereits überwunden. Gerade
wollte ich dir helfen. Aber da war dein Freund Krumpe schon da — und hat dich
abgeschleppt. Soviel ich hörte, ist der in Erste Hilfe ausgebildet. Sicherlich
hat er deine Verletzung verarztet.“
„Was?“ fragte Django. „Ich weiß nicht,
wovon du redest, du Spinner.“
„Ich rede davon, daß du am letzten
Samstag in der Melch-Gasse eine Schaufensterscheibe eingeschlagen hast.
Absichtlich. Du warst fürchterlich betrunken. Wolltest du klauen — oder nur mal
ausprobieren, was du mit bloßer Faust schaffst?“
Detlef
Weitere Kostenlose Bücher