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Unternehmen Grüne Hölle

Unternehmen Grüne Hölle

Titel: Unternehmen Grüne Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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bei sich“, stellte er
fest. „Mit so einem Trinkgeld geben wir uns doch gar nicht erst ab. Jedenfalls
scheint ‘s kein Polyp ( Polizist ) zu sein. Kein Dienstausweis, nur ein
Reisepaß. Horst Dungert. Geboren hier. Keine besonderen Merkmale. Von mir aus.“
    Er stopfte die Brieftasche in Dungerts
Jacke zurück. „Deinen Einkaufsbeutel können wir gebrauchen.“
    „Der kommt sozusagen wie gerufen“,
pflichtete Klößchen bei. „Weil du, Tiger, wiedermal den Rucksack vergessen
hast.“
    „Du wolltest ihn mitbringen.“
    „Nein, du!“
    Wieder zuckten Tims Mundwinkel. Er
wandte sich an Johanna.
    „Machen Sie den Tresor auf, Fräulein!
Dann räumen Sie die Schaufenster leer. Aber mit froher Miene! Denn draußen
gehen Leute vorbei. Sie bringen alles her. Keinen Fluchtversuch! Claus-Erich
wird Sie durch den Türspalt beobachten. Und er schießt sofort, falls Sie den
Passanten ein Zeichen geben. Beim kleinsten Verstoß — das lassen Sie sich
gesagt sein — hat es außerdem Dungert zu büßen.“
    Der Ganove röchelte. Angstschweiß
perlte. Sein Blick flehte Johanna an.
    Sie muß gehorchen, dachte er. Sie kann
nichts tun, was mich gefährdet. Ihre Mutter ist unsere Geisel. Johanna Behlen —
Schätzchen, du wirst die Nerven behalten. Nimm dich zusammen! Diese beiden
Halbstarken sind gefährlich. Himmel, welche Zeiten! Die Grünschnäbel bewaffnen
sich und booten unsereins aus. Die kennen ja überhaupt keine Rücksicht mehr. Ob
sie rauschgiftsüchtig sind? Sich auf diese Weise die Kohle fürs Heroin
beschaffen? Oder sind sie einfach nur habgierig? Verstehen die überhaupt was
von Schmuck und Juwelen?
    Johanna hatte den Tresor geöffnet.
    „Brav!“ lobte Tim.
    Sie sah ihn an. Ihre Lippen bildeten
eine schmale Linie. Auch sie rang um Fassung. Dann ging sie in den Laden und
begann, die Auslagen aus den Schaufenstern zu nehmen.
    Klößchen postierte sich am Türspalt und
beobachtete sie.
    Tim machte sich über den Tresor her.
    Alles, was er enthielt, wurde in den
Leinenbeutel gestopft, geschüttet, entleert.
    „Jungs“, sagte Dungert. „Ihr werdet es
nicht glauben. Aber ich hatte das gleiche vor wie ihr. Deshalb die Pistole.“
    „Maul halten!“ gebot Tim. „Sonst
kriegst du eins drauf. Was du vorhattest, interessiert uns nicht. Wir sind am
Drücker. Sei froh, daß du am Leben bleibst.“
    Johanna brachte Tabletts mit kostbarem
Schmuck.
    Tim hatte den Tresor leergeräumt.
    Dungert schloß die Augen. Er konnte
nicht hinsehen. Sein Weltbild schwankte. Ihm wurde übel. Doch dann merkte er,
daß die Fessel ziemlich locker saß.
    Absichtlich hatte Tim die Knoten nicht
festgezogen. D er Kerl sollte in der Lage sein, sich zu befreien.

    Alles, aber auch alles war jetzt
verpackt. Der Leinenbeutel füllte sich prall. Klößchen schob seine MP-Attrappe
unter den knielangen Parka, in den er sich gehüllt hatte, und hielt das
vermeintliche Mordinstrument mit einer Hand fest. Mit der anderen schulterte er
den Beute-Behälter.
    Sieht jetzt aus, der Willi, dachte Tim,
wie ein alternativer (eine andere, nicht die herkömmliche Lebensweise
vertretend) Weihnachtsmann.
    Johanna wurde von Tim auf den
Schreibtischstuhl gefesselt. Sanft ging er mit ihr um. Aber er vermied es, sie
anzusehen. Immer noch kitzelte die Belustigung in der Kehle.
    „Besten Dank für die schönen Sachen!“
meinte er — schloß die Hintertür auf, ließ dem Komplicen Claus-Erich den
Vortritt und schlüpfte hinter ihm hinaus.
    Auf dem Hof nahmen sie ihre Sturmhauben
ab.

7. Erfolgreich beschattet
     
    Johanna begann zu lachen. Es klang
hysterisch.
    „Hören Sie auf!“ schrie Dungert.
    Plötzlich konnte er höflich sein,
siezte und ließ das ,Schätzchen’ weg.
    „Hören Sie auf, Frau Behlen! Oder ich
drehe durch. Zeit meines Lebens habe ich Pech. Immer nur Pech. Den Beruf sollte
ich wechseln. Ja! So was wie das jetzt — das kann nur mir passieren. Nur mir!“
    Er ruckte an der Fessel. Sein Hut
rutschte vom Kopf.
    Beeilen mußte er sich, verdammt! Mußte
die verdammte Fessel abstreifen, bevor die Mittagspause vorüber war.
    Er glotzte zu der elektrischen Uhr an
der Wand.
    1.37 Uhr. Da blieb nicht viel Zeit.
    „Es... es ist grotesk.“ Johanna japste
nach Luft. „Sie wollten den Laden ausrauben. Haben meine arme Mutter als Geisel
genommen. Und jetzt, ausgerechnet jetzt — tauchen diese beiden Krawalltypen
auf. Noch nie wurde das Juweliergeschäft Kantschliff überfallen. Aber heute,
zur selben Stunde, gleich zweimal.“
    „Sachen gibt’s“,

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