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Unternehmen Grüne Hölle

Unternehmen Grüne Hölle

Titel: Unternehmen Grüne Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Zeit noch nichts.
    Als sie auf sitzen wollten, trat ein
Mann aus der Hintertür des Hotels nebenan.
    Er war in Hemdsärmeln und hatte eine
grüne Schürze umgebunden. Wie der Küchenmeister sah er nicht aus, aber wie der
Hausdiener.
    „Heh, ihr da!“ rief er unfreundlich —
und kam näher. „Könnt ihr nicht lesen? Auf dem Schild steht, daß hier nur
Hotelgäste parken dürfen.“

    „Tut mir leid“, sagte Tim. „Wir sind
Analphabeten (des Lesens und Schreibens unkundig).“
    „Was seid ihr?“
    „Analphabeten. Kennen Sie das Wort
nicht? Ich buchstabiere: A-n-a-l-p-h-a-b-e-t-e-n. Das sind bedauernswerte
Typen, die nie Gelegenheit hatten, lesen und schreiben zu lernen. Sie glauben
ja nicht, wie schwer man sich ohne das durchs Leben schlägt.“
    „Was? Nicht mal das könnt ihr? Aber
jetzt haut ab!“
    Er wandte sich um, um
zurückzuschlurfen. Nach drei Schritten blitzte die Erkenntnis in seinem
biertrüben Hirn auf.
    „Heh, du!“ rief er ihnen nach, denn sie
radelten bereits. „Wieso kannst du buchstabieren, wenn du keine Ahnung vom
Schreiben hast?“
    Tim lachte und machte mit zwei Fingern
das Siegeszeichen. Dabei fuhr er freihändig. Denn unter dem rechten Arm
transportierte er die Beute, den gesamten Schmuck, über den Kantschliff, der
Juwelier, zur Zeit verfügte.
    Sie bogen um die Ecke, hielten zu auf
die Einmündung zur nächsten Straße und fuhren in Richtung Polizeipräsidium.
    Unterwegs fühlte sich Tim von den
beiden Waffen gestört: von seinem Schreckschuß-Revolver und von Dungerts
Pistole. Sie behinderten ihn beim Fahren. Also schob er sie in den
Leinenbeutel. Sie hatten gerade noch Platz.
    Vor dem Präsidium parkten sie ihre
Stahlrosse.
    Den Weg zu Kommissar Glockners Büro
hätten sie mit verbundenen Augen gefunden.
    Gabys Vater saß hinter seinem
Schreibtisch, der mit Akten überhäuft war.
    „Nanu? Ihr beiden. Ohne Ankündigung? Wo
ist denn der Rest der Bande?“
    „Gaby und Karl beschatten einen
Ganoven, den Komplicen des Entführers“, erklärte Tim. „Es geht mal wieder um
schnöden Mammon (Geld, Geldgier). Diesmal um Schmuck und Juwelen. Aber
das Zeug haben wir sichergestellt. Hier ist es.“ Er stellte den Leinenbeutel
auf den Schreibtisch. „Um größeren Schaden zu verhüten, mußten wir einen
Raubüberfall machen. Das war lustig.“
    „Lustiger als Weihnachten“, nickte
Klößchen. „Es ist gar nicht so einfach, sich das Lachen zu verbeißen, wenn man
eine Maschinenpistole in der Hand hält.“
    Grinsend wickelte er die Attrappe aus seinem
Parka.
    „Was?“ rief Glockner. „Was ist los? Ich
verstehe kein Wort.“
    „Am besten, wir erzählen der Reihe
nach“, lachte Tim. „Sonst steigt man wirklich nicht durch. Vor allem wollten
wir das hier loswerden.“ Er tippte an den Beutel. „Ist ein paar Millionen wert.
Der Klotz von Kalifaru ist auch dabei.“
    Er berichtete.
    Glockners entgeisterte Miene weichte
erst allmählich auf. Mehrmals schickte er einen Blick zur Zimmerdecke, als
müsse er sich höheren Orts für seine jungen Freunde entschuldigen.
    „Ich will - jetzt nichts dazu sagen“,
sprach er, als Tim fertig war. „Ich will kein Donnerwetter loslassen und nicht
euren Leichtsinn verfluchen, auch nicht feststellen, daß ihr für eure
Eigenmächtigkeit Prügel verdient hättet. Meine Tochter eingeschlossen, obwohl man
ein Mädchen nicht züchtigt, sondern mit Stubenarrest straft. Aber wie gesagt:
Kein Wort davon. Die Sache ist offenbar gutgegangen. Der Erfolg spricht für
euch. Möglicherweise habt ihr erreicht, was ihr wolltet. Jetzt müssen wir
feststellen, ob sich Dungert befreit hat und getürmt ist. Ob ihm Gaby und Karl
auf den Fersen sind. Ob er sich zu seinem Komplicen begibt oder das
vermeidet...“
    Er stockte. Sein Telefon hatte
geklingelt. Er meldete sich. „Ja, Gaby?“ rief er.
    Sofort traten die Jungs so dicht neben
ihn, daß sie mithören konnten.
    „...weiß ich nicht, Papi“, haspelte
Pfotes Stimme durch die Leitung, „ob du schon im Bilde bist über das, was
wir...“
    „Ich weiß es“, unterbrach er sie. „Tim
und Willi stehen neben mir.“
    „Gut! Wir sind jetzt in der
Professor-Larenius-Straße. Teiggesicht ist geschlichen wie einer, der
Sonnenbrand unter den Zehen hat. Total geknickt und knieweich. Ein Wunder, daß
er nicht heult. Jetzt sitzt er in der Kneipe ,Zum schnellen Schluck’. Wir sind
auch hier. Sitzen drei Tische entfernt von ihm und zuzzeln Cola. Teiggesicht
trinkt schon den vierten Schnaps. Müßtest sehen, wie ihm die

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