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Unternehmen Grüne Hölle

Unternehmen Grüne Hölle

Titel: Unternehmen Grüne Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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philosophierte er,
„die ‘s eigentlich nicht geben kann. Man muß aufhören, sich über irgendwas zu
wundern. Alles ist möglich.“
    Diese Erkenntnis gefiel ihm so gut, daß
er für einen Moment die Wäscheleine vergaß, an der er immer noch zerrte.
    Wie von selbst löste sie sich plötzlich
von seinen Handgelenken und fiel zu Boden.
    Rasch schüttelte er die restlichen
Schlingen ab. Er griff nach seinem Hut. Die Pistole hatten die beiden
mitgenommen. Aber der Verlust zählte nicht. Es war ein altes Modell. Er hatte
keine Ahnung, ob die Knarre überhaupt funktionierte. Bisher hatte er nur damit
gedroht, geschossen noch nie.
    „Was wird nun mit meiner Mutter?“
fragte Johanna besorgt.
    „Mach dir keine Sorgen, Schätzchen.“
Bevor er sich aus dem Staube machte, fand er zu seiner Schnodderigkeit zurück.
„Dich trifft keine Schuld. Das habe ich gesehen. Bin Zeuge, hahah! Mach dir
keine Sorgen wegen der alten Dame. Wie ich schon sagte: Umschulen werden wir
sie nicht. Nachher läßt mein Kumpel sie frei.“
    Eilig sohlten sie die
Glockengießer-Straße hinunter. Klößchen schleppte noch immer die Beute:
immerhin einen Wert von etlichen Millionen. Stolz schwellte seine gutgenährte
Brust. Er blickte um sich, als hätte er eben die Welt erobert.
    „Schneller!“ mahnte Tim. „Ich möchte
nicht, daß uns Dungert versehentlich einholt. Einen Wagen hat er zwar nicht,
wie wir wissen. Aber die Wäscheleine ist schnell runtergestreift, und wenn die
Panik ihm Beine macht, dann rennt er vielleicht.“
    „Sind ja gleich bei den Tretmühlen“,
keuchte Klößchen.
    Seine MP-Attrappe rutschte. Manchmal
ragte der Lauf unter dem Parka hervor. Es sah gefährlich aus. Aber jetzt, noch
zur Mittagszeit, war die Straße wie leergefegt.
    Vielleicht lag ‘s auch am Wetter. Denn
der Dunst hängte sich an jede Lichtpeitsche, jede Regenrinne, jeden Giebel,
jeden Nagel. Wohin man auch griff — überall war es feucht.
    Der kleine Parkplatz am Ende der Straße
gehörte zu einem Hotel.
    PRIVAT — NUR FÜR HOTELGÄSTE!
    Das Schild fiel jedem ins Auge. Aber
das hatte die beiden nicht gestört, als sie ihre Drahtesel hier abstellten.
    Tim löste sein Kabelschloß.
    Klößchen zog seinen Parka aus, wickelte
die MP darin ein und klemmte das Bündel auf dem Gepäckträger fest. Wie vorhin —
auf dem Herweg.
    Doch wohin mit dem Leinenbeutel, der
jetzt eher ein Sack war?
    „Gib her!“ meinte Tim. „Davon darf
nichts wegkommen. Sonst kriegt man uns bei den Ohren. Und das zu Recht. Ich
nehme ihn unter den Arm.“
    „Meinst du nicht doch“, fragte
Klößchen, „daß wir Gaby und Karl unterstützen sollten, wenn sie jetzt
Teiggesicht — wie heißt er doch gleich? Dungert? — verfolgen? Zu viert sind wir
vollzählig, und da geht eigentlich nie was schief.“
    Tim schüttelte den Kopf. „Dungert ist
nicht blind. Er könnte uns erkennen. Nicht unsere Gesichter. Wegen der
Sturmhauben nicht. Aber figürlich sind wir einprägsam. Besonders deine
Silhouette (Umriß) bleibt im Gedächtnis. Wenn er uns bemerkt — als
Verfolger — , riecht er den Braten. Um die eigene Haut zu retten, könnte er
dann auf die Geisel nicht verzichten. Johannas Mutter bliebe die Gefangene des
Komplicen, und unser ganzer Überfall wäre umsonst.“
    „Hm. Naja.“
    „Bestimmt! Außerdem: Ist es denn ein
Unglück, wenn ihn Gaby und Karl aus den Augen verlieren? Nein! Wir wissen, wie
er heißt. Kommissar Glockner braucht ihn nur noch einzukassieren. Allerdings…“
    Er stockte einen Moment und versuchte,
sich in Dungerts Lage zu versetzen.
    „Allerdings — was?“ fragte Klößchen.
    „Seinen Namen habe ich laut ausposaunt.
Er muß also damit rechnen, daß man ihm bald auf die Spur kommt. Johanna könnte
sich den Namen gemerkt haben. Sobald Agathe Behlen wieder frei ist, wird
Johanna der Polizei den Täter beschreiben. Das sowieso. Vielleicht hätte sie
auch sein Foto in der Vorstrafenkartei entdeckt. Wenn sie aber den Namen weiß,
wird für Dungert die Zeit noch knapper. Er muß untertauchen. Das heißt, er
meidet seine bisherige Adresse. Deshalb ist zu hoffen, daß sich Karl nicht
abschütteln läßt. Gaby soll ja sowieso im Hintergrund bleiben.“
    Pfotes Aufgabe bestand darin, den
telefonischen Kontakt zu ihrem Vater im Polizeipräsidium herzustellen — und
nicht wieder abreißen zu lassen. Alle naselang sollte sie mitteilen, wo sich
der Ganove gerade befand, welchen Weg er nahm, wie er sich verhielt.
    Von diesem seinen Glück ahnte Kommissar
Glockner zur

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