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Unternehmen Grüne Hölle

Unternehmen Grüne Hölle

Titel: Unternehmen Grüne Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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Hände zittern. Die
Hälfte verschüttet er jedesmal. Eigentlich hat er nur zwei getrunken. Gleich
nachdem er hier reinging, hat er telefoniert. Belauschen konnten wir ihn leider
nicht. Denn das Telefon ist hinter den Klos in einer Kabine mit Tür. Von dort
spreche ich jetzt. Wir nehmen an, daß er seinen Komplicen verständigt hat. Nun
kommt’s darauf an.“
    „Hoffen wir“, sagte Glockner, „daß der
Komplice genauso dumm ist wie Dungert. So heißt er, wie Tim und Willi
festgestellt haben. Wenn nämlich der Komplice Verdacht schöpft...“
    „Unmöglich!“ rief Tim, den das an der
Ehre berührte. „Wir waren nahtlos echt, glaubwürdig wie 50 Jahre Zuchthaus.
Selbst Johanna fiel fast vom Hocker. Sie verhielt sich exakt wie ein
Überfallopfer. Und von unserer Belustigung hat der Kerl nichts bemerkt. Die
hatten wir in der Kehle versteckt.“
    „Aber“, sagte Glockner, halb in den
Hörer, halb zu den Jungs gewandt, „wenn einem Unbeteiligten erzählt wird, was
war, hört sich das anders an. Der Komplice ist nicht beeindruckt von eurem
kriminellen Talent. Der erfährt nur, daß just zur selben Minute zwei andere
Ganoven auftauchen. Und das riecht nach einem Täuschungsmanöver. Andererseits
könnte zweierlei sein Mißtrauen einlullen: Daß es Johanna Behlen nicht wagen
wird, mit einer so fragwürdigen Täuschung die Sicherheit ihrer Mutter zu
gefährden. Und daß sie, falls sie es doch wagt, sich dafür nicht zweier
Halbwüchsiger bedient, sondern gestandener Mannsbilder. Jetzt müssen wir
abwarten. Du, Gaby“, wandte er sich ganz dem Hörer zu, „gehst wieder zu Karl.
Verhaltet euch unauffällig, Dungert darf nichts merken. Ich schicke sofort
jemanden los.“
    „Bis später, Papi“, sagte Pfote und
legte auf.

8. Wieder frei
     
    Agathe Behlen wußte nicht, wie ihr
geschah.
    Der ‚freundliche Verbrecher’ — wie sie
ihn bei sich nannte — schlug plötzlich einen Ton an — also, bei jedem andern
hätte sie sich das verbeten.
    „Los, alte Krücke, die Zeit des
Baldrians ist vorbei. Mantel anziehen! Und dann hopp!“
    Unverschämt!
    Sie begann schon wieder, sich
aufzuregen. Seit heute vormittag hatte er ihr keinen Baldrian mehr gegeben. Das
machte sich bemerkbar an Puls, Atmung und Gliedern.
    „Heißt das... heißt das, wir gehen hier
weg?“
    „Ja, das heißt es, Sie... Sie... Ach,
was soll’s! Sie haben ja keine Schuld. Aber ich bin geladen. Ich koche vor Wut.
Vielleicht überlege ich’s mir noch — und sperre Sie im Keller ein.“
    „Sie sind ein Flegel, Sie Verbrecher!
Daß Sie mich entführt haben, gibt Ihnen noch lange nicht das Recht, mich
unhöflich zu behandeln.“
    Hatte Hanna was falsch gemacht?
überlegte sie. Nicht gehorcht? Sich den Anweisungen widersetzt?
    Seinem barschen Ton war ein Anruf
vorausgegangen. Sie hatte gehört, daß der Apparat klingelte und der Kerl abnahm.
    Aber er schloß die Tür, bevor er
redete; und kein Wort drang zu ihrem Zimmer herauf.
    „Hier geht’s nicht um Manieren“,
schnauzte er jetzt, „sondern darum, daß ich ein verdammtes Pech habe. Kann auch
sein, daß mein Partner ein total beknackter Typ ist, der nichts schnallt und
nichts mehr vom Teller zieht. Ihre Tochter hat zwar mitgespielt, aber andere
sind uns in die Quere... Ist ja egal! Jetzt geht’s darum, daß ich diese beiden
Sturmhauben-Typen erwische.“
    „Wie bitte?“
    Noch während sie ihren Mantel zuknöpfte,
schob er sie zur Hintertür.
    Draußen verhüllte Nebel die Welt. Der
Garten hinter dem Haus roch nach schwarzer Erde und fauligem Laub.
    Agathe strengte die Augen an. Aber sie
sah nichts. Den Wohnraum im Haus, das Bad und das Gästezimmer würde sie wiedererkennen
— sicherlich. Aber hier draußen war alles so schrecklich düster und undeutlich.
    Der Wagen parkte hinter einer Hofmauer.
Vermutlich, damit ihn kein Spaziergänger, der zufällig vorbeikam, entdeckte.
    Sie mußte sich auf den Beifahrersitz
begeben. Er half ihr, den Sicherheitsgurt umzulegen.
    Aus der Nähe prägte sie sich sein
Gesicht ein.
    Dieser dichte Vollbart? Die üppigen
Locken? Das dicke Glas seiner Brille?
    „Sagen Sie mal: Sehen Sie eigentlich
wirklich so aus?“ fragte sie.
    „Was?“
    „Ich glaube, Sie haben sich maskiert.“
    „Sehr schlau!“ höhnte er, während er
hinters Lenkrad glitt. „Daß ich Ihnen meine Visitenkarte zum Schluß überreiche,
erwarten Sie sicherlich nicht?“
    „Lassen Sie mich jetzt frei? Oder
bringen Sie mich in ein anderes Versteck?“
    Er lenkte den Wagen zur Straße

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