Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Unternehmen Grüne Hölle

Unternehmen Grüne Hölle

Titel: Unternehmen Grüne Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
Vom Netzwerk:
und
schaltete Abblendlicht ein.
    „Ich bringe Sie in die Nähe Ihrer
Wohnung zurück.“
    Agathe atmete auf. Ihr flatternder Puls
beruhigte sich etwas.
    „Also hat Ihr Komplice das
Juweliergeschäft ausgeraubt“, stellte sie fest. „Und meine arme Hanna wurde
gezwungen, ihm behilflich zu sein. Haben Sie sich schon mal überlegt, daß meine
Tochter vielleicht ihre Stellung verliert?“
    Er antwortete nicht.
    Sie waren stadteinwärts gefahren. Um
sie herum tobte die typische Freitagnachmittag-Betriebsamkeit, als wären
zigtausend Leute von der Angst befallen, sie könnten übers Wochenende
verhungern, und müßten rasch noch einkaufen.
    „Sie sind doch eine kluge Person“,
sagte er plötzlich. „Können Sie sich vorstellen, was zwei halbwüchsige Bengel
mit geraubtem Schmuck im Werte von mehreren Millionen anfangen?“
    „Wieso zwei halbwüchsige Bengel? Ich
denke, Sie haben einen Komplicen.“
    „Was da gelaufen ist, werden Sie von
Ihrer Tochter erfahren. Richten Sie ihr Grüße von mir aus — unbekannterweise.
So, da wären wir. An der Ecke dort steigen Sie aus. Wissen Sie, wo wir sind?“
    Agathe beugte sich vor zur
Windschutzscheibe. Schemenhaft erkannte sie die Grünanlage, wo auch der
Kinderspielplatz war. Bei schönem Wetter saß sie hier gern auf ,ihrer’ Bank,
sah den Kleinen zu, wie sie sich im Sandkasten prügelten, und fütterte die
Spatzen.
    Der Wagen hielt.
    „Sie gehen rein in den Park, ohne sich
umzudrehen“, sagte er. „Ist das klar? Nicht umdrehen! Machen Sie keinen
Versuch, mein Nummernschild zu lesen. Sonst müßte ich in letzter Sekunde noch
sehr grob werden.“
    Agathe seufzte. „Sie vergessen, daß
meine Sehkraft so weit gar nicht reicht. „ Sie stieg aus dem Wagen, hörte, wie
hinter ihr der Schlag zugerissen wurde, und schritt über den asphaltierten Weg
in die Grünanlage, wo die bunten Blätter der Büsche allmählich ihre Farbe
verloren.
    Hier war niemand. Kein Wetter für
Spaziergänger.
    Sie blieb stehen. Der Wagen war längst
weggefahren. Das wurde ihr jetzt erst bewußt.
    Gott sei Dank! daß dieser Alptraum ein
Ende hatte. Wenige Minuten später nahm Agathe den Wohnungsschlüssel aus der
Manteltasche, öffnete ihre Tür und schlüpfte in die Sicherheit der eigenen vier
Wände.
    Sofort griff sie zum Telefon und rief
Johanna an.

9. Sackgasse
     
    Karl blinzelte Gaby zu. Sie saß ihm
gegenüber, mit dem Rücken zu Dungert. Rasch pustete sie gegen ihren Pony,
während Karl zum zweiten Mal seine Nickelbrille abnahm, um sie am Ärmel zu
polieren.
    „Laß die Brille auf!“ zischelte sie.
„Sonst siehst du nicht, wenn er abschwirrt.“
    „Der schwirrt nicht ab. Eben hat er den
nächsten Schnaps bestellt. Das erkenne ich mit bloßem Auge.“
    Aber den Typ, der soeben
hereinschneite, erkannte er erst, als er sein Nasenfahrrad wieder auf dem
Riechkolben verankert hatte.
    „Heh, Pfote!“ wisperte er durch
gespitzte Lippen. „Das ist doch Herr Schreyahls, der neue Mitarbeiter bei
deinem Vater.“
    Gaby vermied es, sich umzudrehen.
    Schreyahls ging am Tisch vorbei, ohne
die beiden zu beachten. Er wirkte wie ein verpennter Nichtstuer, der bei gutem
bis mittelschlechtem Wetter an den Ecken herumsteht und die Hände in den
Hosentaschen wärmt. Seine spinatgrüne Windjacke war reif für die
Altkleidersammlung, und die Cordhosen hatten ausgebeulte Knie.
    Er setzte sich an einen der leeren
Tische und versank in der Betrachtung des Aschenbechers.
    „Das ging aber schnell“, flüsterte
Karl. „Ob er in der Nähe war? Oder ist er verbotswidrig schnell gefahren?“
    „Hauptsache, er ist da. Bin gespannt,
wie’s jetzt weitergeht. Erst wenn Agathe Behlen frei ist, kann Dungert
verhaftet werden. Hoffentlich gibt’s keine Panne. Sonst wäre auch der Abend
futsch.“
    „Du meinst die Party bei Jaburgs“,
sinnierte Karl. „Hast recht. Feiern setzt Frohsinn voraus. Aber wir wären mit
Trübsinn beladen, wenn die ganze Sache mißglückt. Dann müßten wir bei Elisa
absagen und uns bei Frau von Jaburg entschuldigen. Wäre wirklich ein Jammer.“
    Gaby nickte und dachte für einen Moment
an das neue blaue Kleid, das sie heute erstmals tragen wollte. Gestern hatte
sie’s anprobiert und eine schlecht vernähte Naht entdeckt. Das war jetzt
ausgebessert, und dem Kleid — wie es so in ihrem Schrank hing — merkte man
regelrecht an, daß es sich auf die Party freute. Die langen Ärmel hatten weiße
Stulpen, und der weiße Kragen am Halsausschnitt ließ sich an- und abknöpfen —
ganz nach

Weitere Kostenlose Bücher