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Unternehmen Grüne Hölle

Unternehmen Grüne Hölle

Titel: Unternehmen Grüne Hölle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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glaube ich, und Brillenträger. Und die Stimme ist —
naja, klingt irgendwie nach Bildung. Aber ich könnte nicht sagen, ob er zur
Volkshochschule geht oder ob er Kreuzworträtsel löst. Jedenfalls gab er mir
2000 Mark. Und ich wurde in alle Einzelheiten eingeweiht. Er nannte die Namen
und Adressen und befahl mir, mich beim Juweliergeschäft Kantschliff umzusehen.
Ab sofort habe ich mich strikt an seine Anweisungen gehalten, und so nahm das
Unheil seinen Lauf. Hätte ich doch nur auf mein Gewissen gehört! Ich…“
    „Ihr einziger Hinweis auf den Chef“,
fiel ihm Glockner abermals in die Rede, „ist also die Telefonnummer, die er
Ihnen gab?“
    „Stimmt. Genau so ist es, Herr
Kommissar. Aber er sagte mir auch, daß ich nicht annehmen sollte, das wäre sein
Anschluß. Es handele sich nur um das Versteck für Frau Behlen. Allerdings werde
er sich dort höchstpersönlich aufhalten. Erstens, um die Al... um die Dame zu
bewachen, zweitens, um meinen Anruf abzuwarten.“
    Es klopfte. Ein Kripobeamter, den Tim
und seine Freunde nicht kannten, kam herein.
    „Der fragliche Anschluß, Herr
Kommissar“, teilte er mit, „gehört einem gewissen Dr. Schickschuh. Das Haus
steht ziemlich weit außerhalb, nämlich am Auen-Steig. Wir haben gleich einen
Streifenwagen hingeschickt, wie Sie angeordnet haben. Das Haus ist leer.
Offenbar sind die Bewohner verreist. Am Schloß der Hintertür sind Spuren, als
hätte jemand einen Nachschlüssel benutzt — aber einen, der nicht richtig paßt.“
    Glockner nickte. „Kollege Bonselmann
soll mit Agathe Behlen hinfahren. Vorerst genügt es, wenn sie das Haus
wiedererkennt. Um drinnen nach Spuren zu suchen, brauchen wir eine richterliche
Genehmigung. Da mache ich mir keine Hoffnung. Es liegt kein Notfall vor. Also
müssen wir warten, bis Dr. Schickschuh zurückkommt. Den Chef — so nennt sich
der Kidnapper — finden wir dort sowieso nicht. Der ist clever und hat sich
abgesichert. Er hat die Fäden in der Hand gehalten. Aber jetzt hat er sie
durchgeschnitten.“
    Er schien einen Moment zu überlegen.
Dann wies er auf Dungert. „Nehmen Sie ihn gleich mit. Er bleibt in U-Haft.“
Auch Schreyahls stand auf. „Ich begleite Bonselmann“, meinte er. „Vielleicht
sind von Frau Behlen ein paar Hinweise zu kriegen.“
    „Hoffentlich. Aber sie sieht sehr
schlecht und war ohne ihre Brille. Außerdem hatte sich der Kerl maskiert, wie
sie mir am Telefon sagte. Ich fürchte, wir landen in einer Sackgasse.“
    Als sich die Tür hinter den dreien
schloß, schob sich die TKKG-Bande näher an den Schreibtisch heran.
    „Jedenfalls, Papi“, lächelte Gaby,
„mußt du zugeben: Wir waren nicht untüchtig. Kein Edelsteinchen ging verloren.
Einer der Ganoven wurde dingfest gemacht. Und der sogenannte Chef verhielt
sich, wie wir erwartet haben.“
    Glockner lehnte sich zurück und sah
einen nach dem andern an.
    „Ihr habt Glück gehabt. Es hätte auch
anders kommen können. Wenn ihr wieder mal sowas vorhabt, ersuche ich höflichst
darum, mitmachen zu dürfen. Schließlich ist das mein Beruf. Wollt ihr schuld
sein“, lachte er, „wenn ich eines Tages Frust (Enttäuschung) schiebe? So
geht’s nun mal nicht, daß ihr die Arbeit macht und ich nur den Zugriff
besorge.“
    „Die Jugend in unserem Alter“, stellte
Tim grinsend fest, „ist zwar überwiegend von Nachteilen geprägt. Aber zumindest
ein Vorteil liegt auf der Hand: Volljährige und betagte Ganoven rechnen mit
unsereins nicht. Für die sind wir grünschnäbelige Anfänger voller
Unerfahrenheit, von denen nichts zu befürchten ist. Vonwegen! Gerade weil man
uns nicht ernst nimmt, sind wir die ersten am Ball.“
    Glockners Telefon klingelte.
    „Aber ja“, sagte er in den Hörer und
legte auf. „Johanna Behlen ist unten.“
    „Streckenweise“, sagte Tim, „war ihr
genauso albern zumute wie uns. Ich glaube, wir sahen ziemlich komisch aus.“
    „Aber furchteinflößend“, meinte
Klößchen überzeugt. „Besonders mit meiner Morddrohung habe ich Dungert
beeindruckt. Dem ist das Herz in die Hose gerutscht.“
    Johanna Behlen ahnte nicht, daß sie die
TKKG-Bande hier antreffen würde.
    Das Wiedersehen wurde zur freudigen
Überraschung, als sie jetzt hereinkam. Alle vier wurden umarmt. Johanna
schwankte zwischen Heiterkeit und Tränen der Rührung.
    „Euer waghalsiges Unternehmen“, meinte
sie, „erspart mir viel Ärger. Anfangs habe ich den Gedanken daran, wie mein
Arbeitgeber reagieren wird, verdrängt. Da ging es nur um meine Mutter.

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