Unternehmen Grüne Hölle
höchstens neunachtzig
gekostet, aber keine 6000“, meinte die Serviererin und schob ab zur Theke.
Blöde Vergeßlichkeit! Das lag natürlich
an der schlaflosen Nacht, dem Frust, dem Ärger, der Anstrengung, dem
stressenden Dasein.
Er warf sich in seinen Mercedes und
fuhr heim.
Müdigkeit drückte ihm auf die Lider.
Vielleicht war es ratsam, sich eine Mütze voll Schlaf zu holen.
Aber erst mußte er seine Uhr auslösen.
Keinen Pfennig Trinkgeld würde er ihr geben, der Kuh, sondern genau
neunachtzig. Und das geschah ihr recht.
Er parkte vorn an der Straße und
schlurfte an dichten Büschen vorbei bis zur Haustür.
Als er aufschließen wollte, hörte er
das Geräusch.
Im Haus fiel was zu Boden.
Sofort war er hellwach.
Einbrecher!
Er rannte zum Wagen zurück und nahm die
kleine Pistole aus dem Handschuhfach, für die er natürlich keinen Waffenschein
besaß, aber insgesamt 27 Patronen.
Polizei? Das wäre das letzte. So was
besorgte er selbst. Dem Einbrecher — oder waren es mehrere — würde er’s zeigen!
Lautlos schloß er auf. Vorsichtig trat
er ins Haus.
Als er im Wohnraum auf das Chaos stieß,
gab’s kein Besinnen.
Im selben Moment kam der Typ aus der
Küche.
Friedhelm sah nur die Umrisse der
Gestalt im Gegenlicht der blassen Vormittagssonne und hob die Pistole.
„Heh, nicht!“ rief der Einbrecher — und
streckte die Hände in die Höhe. „Nicht schießen! Kein Grund zur Gewalt. Man
wird doch noch einbrechen dürfen!“
Jetzt erkannte er ihn — den ungefügigen
Kerl mit dem rotgeäderten Gaulgesicht: Harry Zatofsky, bisweilen auch Z
genannt.
„Was?“ brüllte Friedhelm. „Sie?“
Harry grinste und ließ langsam die Arme
sinken. Er war kein bißchen verlegen.
„Konnte ja nicht ahnen, Merpe, daß Sie
so früh zurückkommen. Wenn Sie Wert darauf legen, räume ich wieder auf.“
„Eine Kugel schieße ich Ihnen in den
Wanst, Sie... Sie... Was wollen Sie hier eigentlich?“
„Na, was wohl?“
„Ja, was?“
„Bewundert habe ich Sie, Merpe. Diese
Fingerfertigkeit! Stefanie hat nichts gemerkt. Und sehr schlau von Ihnen, die
Goldkette auf den Teppich zu legen. Das hat zunächst mal abgelenkt. Sogar mich.
Für ein paar Momente habe ich nicht auf Sie geachtet. Weil ich mir sicher war,
daß Sie den Diamanten verschlucken oder in der Achselhöhle verstecken — oder
hinter Ihrem Glasauge, falls Sie eins haben sollten. Aber dann kam’s ja ganz
anders, weil dieser neunmalklugen Göre der Trick mit dem Detektor einfiel. Da
befürchtete ich schon, Sie könnten kalte Füße kriegen. Um so größer meine
Bewunderung. Mir ist es rätselhaft, wie Sie den Klunker-Kiesel rausgeschmuggelt
haben.“
Das durfte nicht wahr sein!
Friedhelm stieß einen rasselnden Ächzer
aus, stolperte zum nächsten Sessel und fiel hinein.
An die Pistole dachte er nicht mehr. Er
schob sie in die Tasche, nahm sie wieder heraus, ließ die Sicherung einrasten —
und machte die ganze Zeit eine total bescheuerte Miene.
„O Mann!“ stöhnte er. „Wenn Sie wüßten,
Zatofsky!“
„Harry! Für Sie Harry. Sie imponieren
mir.“
„Wenn Sie wüßten, Harry, wie stinksauer
ich auf Sie bin. Weil Sie die Hauptrolle spielen in diesem tragischen Stück.“
„Was?“
„Ich habe den Diamanten in Kaugummi
gehüllt und vom Balkon runtergeworfen. Auf meinem Autodach sollte der Brocken
landen. Aber ich habe meine Karre verfehlt — und Ihre getroffen. Leider konnte
ich ihn, den gummiverpackten Stein, dort nicht runterpflücken, weil Sie vor
mir...“
„Dann sind Sie heute nacht in
meine Garage eingebrochen?“ Friedhelm nickte. „Logisch! Und somit hätten wir
uns nichts vorzuwerfen, weil es eins zu eins steht. Aber da Sie den Stein auf
der Heimfahrt verloren haben, hilft uns das...“
„Nein!“ jaulte Harry. „Nein! Er war...“
Er stockte.
Verdammt! Warum war ihm das
rausgerutscht, statt diesen Trickdieb in dem Glauben zu lassen, der Stein sei
futsch. Friedhelm begriff sofort.
Wie hingezaubert lag die Pistole wieder
in seiner Hand. Die Mündung visierte Harrys Kniescheibe an.
„Sie sind immer noch der Einbrecher,
lieber Harry, den ich auf frischer Tat ertappe. Also raus mit der Sprache!“
„Wenn Sie mich erschießen, erfahren Sie
nie, wo der Stein ist.“
„Erschießen? Ich bin doch kein Mörder.
Ich mache Sie nur kampfunfähig. Aber das bereitet Schmerzen.“
„Sie müssen einräumen, daß ich jetzt
auch im Geschäft bin.“
„Was heißt das?“
„Ich kriege einen Anteil, Merpe. Ach,
was: Friedhelm!
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